Kapitel 18

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„Wieso willst du denn nicht? Ist da etwa etwas, was du nicht zeigen kannst? Vielleicht ein Tattoo?", fragte Annabeth provozierend. „Ein Tattoo eines Dreizacks?"

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„Nein, wie kommst du darauf?", fragte Nikos und tat so, als wüsste er nicht, von was sie redete.

„Dann zeig mal her", meinte Annabeth und deutete auf seinen Arm.

„Nein, es ist wirklich okay", meinte Nikos und ging ein paar Schritte zurück, um aus Reichweite von Annabeth zu kommen.

Auf einmal gab es einen ohrenbetäubenden Knall und der Boden erschütterte.

„Was war das?", fragte Nikos verwirrt und drehte sich zum Ursprung des Geräusches.

Überall rannten Camper herum und schrien herum. Inmitten der Hütten war eine riesige Metallkugel aufgekommen. Es hatte sich ein riesiger Krater gebildet, der die umliegenden Hütten zerstört hatte.

„Was bei allen Göttern?", fragte Annabeth und starrte die zerstörten Hütten an. Betroffen war die Areshütte, die Apollohütte, die Athenehütte, die Demeterhütte und die Poseidonhütte.

„Oh nein, nein, nein", murmelte Annabeth auf einmal und rannte auf die Hütte los. Nikos erwartete, dass Annabeth nun schnell in die Reste der Athenehütte rannte, um ihre Sachen zu retten, doch sie rannte auf die Poseidonhütte zu.

„Warte, Annabeth!", rief Nikos und rannte ihr hinterher. „Wir wissen nicht, ob noch eine zweite Kugel kommt!"

„Das ist mir sowas von egal", rief sie zurück und öffnete die Tür zur Poseidonhütte. Das hätte sie gar nicht gemusst, eine Seite der Hütte war komplett offen.

Es tat Nikos etwas weh, seine alte Hütte so zertrümmert zu sehen. Hier hatte er sein halbes Leben verbracht, jetzt war sie kaputt.

„Komm raus, hier könnte jederzeit eine zweite Kugel aufkommen", meinte Nikos warnend, doch Annabeth ließ sich nicht aufhalten. Sie griff nach jeglichen Gegenständen in dieser Hütte, die sie finden konnte. Das Minotaurushorn, Percys alte Uhr, ein paar Bilder, die Perle und noch viele andere Sachen, die sich in der Hütte befanden.

„Das ist doch nicht wichtig, komm raus, sonst sterben wir hier noch", drängelte Nikos.

Du hast hier gar nicht zu bestimmen was wichtig und nicht ist. Für mich ist das hier sehr wichtig. Wichtiger als mein Leben, verstanden?", fragte Annabeth und funkelte Nikos böse an.

„War er dir wirklich so wichtig? So wichtig, dass du dich in eine Bruchbude begeben musst, die jederzeit einstürzen könnte?", fragte Nikos.

„Ja, tut mir leid, dass mein Ex Freund, den ich über alles geliebt habe, mir immer noch so wichtig ist, dass ich mich in eine Bruchbude wage, um seine Sachen zu retten. Jetzt hör auf mich zu nerven, ich will das noch mitnehmen", meinte Annabeth und schnappte sich noch einen Pullover aus einem der Kleiderschränke.

Staub und Putz rieselte von oben und puderte die beiden ein. Nikos sah in Zeitlupe, wie sich das Dach nach und nach löste. Er sah kommen, wie einer der Dachbalken auf Annabeth fiel.

„Achtung!", schrie Nikos und warf sich auf Annabeth, riss sie zu Boden und legte sich schützend über sie, bevor der Balken und das restliche Dach auf den Boden stürzte. Dabei fielen Annabeth die Sachen aus der Hand. Sie rutschten weg und wurden von Schutt begraben. Einer der dicken Holzbalken traf Nikos auf dem Rücken und brach ohnmächtig über Annabeth zusammen. Im ohnmächtigen Zustand rollte Nikos zur Seite und blieb dich neben Annabeth liegen. Der Balken und die zerbrochenen Ziegelsteine drückten die beiden auf den Boden, sodass sie nicht wieder aufstehen konnten.

Annabeth hatte kaum etwas abbekommen, dank Nikos. Sie lag geschockt neben Nikos, die Gesichter zueinander gewandt. Sie fand es etwas gruselig, dem schwarzen Schatten der Kapuze so nah zu sein. Sie war so nah, trotzdem konnte sie das Gesicht nicht erkennen. Wieso hatte sich Nikos auf sie geworfen? Nikos und sie hatten keine besondere Beziehung, sie war nicht gut genug dafür, dass er sich für sie opfern würde.

„Nikos? Geht's dir gut?", fragte Annabeth mit krächziger Stimme. Ihr Hals war voller Staub, dass sie kaum noch sprechen konnten.

Es kam keine Antwort von ihm. Sie sah nur, wie immer mehr Blut aus der Wunde an seinem Unterarm kam, doch sie konnte nichts tun, der Arm war außerhalb ihrer Reichweite und sie konnte sich nicht bewegen.

„Nikos? Hallo?", fragte sie weiter, doch es kam keine Antwort. Annabeth hielt ihre freie Hand unter Nikos Nase, zumindest dahin, wo sie seine Nase vermutete, um zu überprüfen, ob Nikos noch atmete. Ja, er tat es, aber nur ganz schwach. Sie musste ihn schnell hier rausholen, sonst könnte das ganz böse enden.

„Hilfe!", rief sie ganz laut, doch keiner antwortete. „Hallo? Wir sind in der Poseidonhütte!"

Es dauerte nicht lange, bis sie jemanden hörte.

„Annabeth, bist du hier?", fragte Jason und trat zwischen dem Schutt immer näher zu den beiden.

„Ja, ich bin hier! Nikos ist verletzt, er atmet nur noch schwach", rief Annabeth und versuchte kläglich den Balken hochzuschieben, damit sie sich aufrichten konnte.

Jason, der wusste, dass Nikos Percy war, war nicht überrascht darüber, dass Nikos sich über Annabeth geworfen hatte.

„Wartet kurz, ich hole Hilfe", meinte Jason und rannte zu den anderen. Kurz darauf kam er mit Frank, Mendo und Elwin wieder, um die beiden freizubekommen.

„Hier sind sie. Wir müssen diesen riesigen Balken runterbekommen. Der Rest ist ganz einfach", erklärte Jason und begann, kleinere Teile von den beiden zu befreien, damit sie mehr Platz hatten, um den Balken wegzutragen.

Kurzerhand trugen Jason und Frank den Balken weg und Annabeth konnte endlich aufstehen.

„Nikos ist verletzt, er ist ohnmächtig", meinte Annabeth und versuchte ihn aufzurichten, was nicht sonderlich gut funktionierte.

„Ich mach das", meinte Jason und packte sich Nikos auf den Rücken. Seine Arme hingen Jason links und rechts über die Schulter. Aus dem Augenwinkel konnte Jason das Tattoo von Nikos sehen. Sofort realisierte er, dass niemand dieses Tattoo sehen durfte. Schnell deckte er das Tattoo mit dem zerrissenen Ärmel zu, sodass keiner mehr sehen konnte, was sich darunter verbarg.

„Ich bringe ihn in seine Hütte, einer von denen kann ihn bestimmt verarzten", meinte Jason und ging auf die Chaoshütte zu, die sich direkt hinter der zerstörten Poseidonhütte befand.

„Bring ihn lieber in die Krankenstation, da kann Will ihn verarzten", schlug Annabeth vor.

„Niemand kann seine Kapuze abnehmen. In der Chaoshütte wird das schon jemand machen", meinte Jason und klopfte an der Hüttentür.

Yamila machte die Tür auf und starrte Jason überrascht an. „Was ist mit ihm passiert?"

„Lange Geschichte. Er sollte am besten verarztet werden. Er wurde am Rücken und am Unterarm verletzt", erklärte Jason.

„Aber keiner von uns hat ärztliche Erfahrungen", meinte Yamila.

„Das... ist natürlich ein bisschen schwierig", meinte Jason und schien zu überlegen.

„Können wir erstmal reinkommen? Er wird langsam schwer", meinte Jason und deutete auf den bewusstlosen Nikos auf seinem Rücken.

„Klar, kommt rein", meinte Yamila und öffnete die Tür weit, sodass sie reinkommen konnten.

„Annabeth, ich muss dich leider bitten, draußen zu bleiben", meinte Jason entschuldigend.

„Was? Wieso?", fragte Annabeth verwirrt.

„Es tut mir leid, aber es darf nur Will mitkommen. Er kann Nikos verarzten, ihm kann ich, oder eher gesagt muss ich erzählen, wer Nikos wirklich ist", erklärte Jason.

„Du weißt wer er ist?", fragte Annabeth ihn fassungslos. „Du hast es mir nicht gesagt?"

„Es tut mir leid, Annabeth. Wir können später darüber reden, aber jetzt musst du und Frank leider gehen", meinte Jason entschuldigend.

Annabeth sagte nichts mehr, ging einfach weg. War sie jetzt wütend? Nur weil Jason nicht sagen konnte, wer Nikos wirklich war?

Percy Jackson - I am BackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt