Türchen 7

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HARPER

Am Montag betrat ich das Büro mit gemischten Gefühlen. Zu wissen, dass Connor die Gehaltserhöhung bekommen würde, machte mich immer noch rasend. Aber es änderte nichts. Ich musste es akzeptieren. Das hatte ich mir das ganze Wochenende lang, wie ein Mantra eingeredet. Dann eben nächstes Jahr, Harper. Wie hättest du reagiert, wenn nicht Connor, sondern jemand anderes den Umschlag erhalten hätte? Ich sollte mich mehr reinhängen, damit das nächstes Jahr nicht passieren konnte.
   »Guten Morgen.« Olivia warf mir einen mitfühlenden Blick zu und zog die Lippen zu einem schmalen Strich.
   »Morgen«, antwortete ich. Am Sonntag mit ihr stundenlang zu telefonieren hatte mich zumindest ein wenig beruhigt. Ich sah zu Connor herüber, der sich auf seinem Schreibtischstuhl zurücklehnte und die Arme im Nacken verschränkte. Er fing meinen Blick ein und rief über die wenigen Kollegen hinweg, die schon da waren, zu mir herüber.
   »Was guckst du so, Evans? Gefällt dir, was du siehst?« Gott, er war so ein Arschloch. Ich schüttelte den Kopf, startete meinen Rechner und schürzte die Lippen, als ich mich hinsetzte. Heute würde ich doppelt so hart arbeiten. Vielleicht war es möglich, dass ich Mr. Geller durch meine Arbeit noch überzeugte sich umzuentscheiden. Dafür müsste er allerdings hier sein. Und er war die restliche Woche nicht im Büro.
   »Zumindest hast du heute Abend dein Date«, versuchte Olivia mich aufzumuntern. »Ein anständiger, attraktiver Mann. Es gibt sie also doch noch«, fügte sie hinzu und wackelte mit den Augenbrauen. Ihre Augen funkelten heller, als der Rockefeller Weihnachtsbaum.
   »Schon gut. Sieh mich nicht so an. Ich rufe dich direkt nach dem Date an und erzähle dir alles, versprochen.«
   Sie machte eine Faust und zog den Ellenbogen triumphierend an ihren Körper heran. »Dein Anruf wird das Highlight meines heutigen Abends. Also bitte vergiss mich nicht.«
   »Würde ich nie«, versprach ich und öffnete meinen Posteingang. Ich scrollte grob über die Nachrichten, um mir einen Überblick zu verschaffen. Meine E-Mails entsprachen den üblichen Themen. Präsentationen erstellen, Termine vereinbaren, einen Konferenzraum vorbereiten und und und, als mir unter all den Kacheln eine besonders ins Auge fiel. Eine Einladung zu einer spontanen Mitarbeiterversammlung. Schon nächste Woche? Ich sah an meinem Bildschirm vorbei zu Olivia.
   »Eine Mitarbeiterversammlung? Noch so kurzfristig vor Weihnachten?« 
   Sie nickte. »Seltsam oder? Der Vorstand und die HR-Beauftragte haben mir den Termin heute Morgen durchgegeben. Wir sollen bei den Vorbereitungen helfen.«
   Ich öffnete die weiteren Mails, in denen ich cc gesetzt wurde. Eigenartig. Was konnte es vor Weihnachten noch so Wichtiges zu berichten geben?

Am Abend fuhr ich nach Hause, duschte mich und zog mir eine Strumpfhose, meinen Rock mit dem Karomuster, das schwarze, enge Longshirt und die hohen Stiefel an. Ich warf mir vor dem Spiegel im Flur den Filzmantel über die Schultern. Mein Ausschnitt war absolut unartig. Olivia würde sagen, er war genau richtig. Aber es war verdammt kalt, weshalb ich mir zumindest noch einen Schal um den Hals legte.
   Kurze Zeit später klingelte es. Ich trat heraus in die kalte Abendluft, zog die Haustür hinter mir zu und ließ mir von Damian zur Begrüßung einen sanften Kuss auf die Wange geben. Dabei stieg mir sein Geruch in die Nase und rüttelte wie eine Schneekugel die Eindrücke vom vergangenen Freitag im Büro wieder auf. Gott, er roch so himmlisch. 
   »Wohin fahren wir?«, fragte ich ihn. Unsicher, was mich erwarten würde.
Er zog die Beifahrertür seines schwarzen Range Rovers auf.
   »Eine Überraschung.«
Wenn es etwas gab, das mich vollkommen aus dem Konzept brachte, dann war es neben diesem verdammt attraktiven Mann, nicht zu wissen, was als nächstes geschah.

Merry dark Christmas, my Love!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt