◇ Kapitel 7 ◇

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"Nico di Angelo, wenn ich mich recht entsinne?", ergriff Apollo das Wort.

Der Junge nickte. "Seid gegrüßt, Apollo."

"Hi", begrüßte ich den Sohn des Hades äußerst kreativ. "Erinnerst du dich an mich?" Ich hielt ihm die Hand entgegen.

Er nahm sie nicht, sondern streichelte stattdessen den Kopf des Höllenhundes. "Ja, Will Solace. Wie könnte ich dich vergessen."

Apollo räusperte sich und betrachtete den Höllenhund skeptisch. "Was führt dich her? Bei all den Monstern."

"Hades hat mich geschickt, um euch abzuholen.", erklärte Nico. "Und macht euch wegen den Monstern keine Sorgen. Wir haben Schutz an unserer Seite." Er nickte mit dem Kopf in Richtung des Hundes.

"Gut zu wissen.", murmelte ich, irgendwie nicht recht beruhigt. Zwar wirkte der Höllenhund seltsamerweise niedlich, aber ich war dennoch nervös.

"Also, folgt mir. Hades wartet." Di Angelo drehte sich um und der Hund folgte ihm.

Ich wechselte einen schnellen Blick mit Apollo und schloss dann zu dem Sohn des Hades auf.

Still ging ich neben Nico her, während mein Vater sich etwas im Hintergrund hielt. Nach einiger Zeit wurde mir das Schweigen unheimlich. Und die finstere Ausstrahlung der Unterwelt machte alles nicht besser.

"Hätte nicht gedacht, dass du mitkommst.", ergriff Nico plötzlich das Wort. Er sah mich aus dem Augenwinkel an.

"Was soll das heißen?" Ich runzelte die Stirn.

"Du siehst aus, als würdest du nicht lange ohne Sonnenlicht auskommen." Di Angelo zuckte mit den Schultern.

"So ein Top-Reiseziel wie die Unterwelt kann ich mir doch nicht entgehen lassen.", murmelte ich ironisch.

Nico stieß amüsiert die Luft aus. "Sehr witzig, Sonnenschein."

"Hey!" Ich bemühte mich um einen ruhigen Ton und ignorierte, dass ich den Namen mittlerweile mochte.

Wir mussten ein ganzes Stück laufen und standen bald vor einem Tor, von dem mehrere Wege abgingen. Viele Seelen wartete vor der Pforte und hofften auf Einlass. Kontrolliert wurden die Verstorbenen von Skeletten.

Als wir näher kamen, wichen die Seelen auseinander. Die Skelette deuteten eine Art Verbeugung an. Nico nickte ihnen kurz zu.

Wir nahmen den mittleren Weg und ich nahm mir Zeit, den Sohn des Hades näher zu betrachten. Er trug einen Haarkranz wie ich, nur war seiner schwarz und hatte spitze Zacken. Seine Kleidung war vollständig schwarz: Mantel, Stiefel und Hose, alles in derselben Farbe. Auffällig war der silberne Totenkopfring an seiner linken Hand und der eiserne Harnisch um seinen Oberkörper. Manchmal lugte das Schwert aus stygischem Eisen unter seinem Matel hervor.

"Hast du vor mal wieder zu blinzeln? Du starrst", kommentierte Nico trocken.

"Was?! Nein!" Ich schüttelte den Kopf. "Du siehst nur gut aus." Was redete ich für einen Scheiß? "Das sieht nur gut aus.", korrigierte ich mich schnell.

Ich deutete unbedacht in die Richtung hinter Nico. Dieser drehte den Kopf und zog die Augenbrauen hoch.

"Der Asphodeliengrund? Ich weiß ja nicht. Manche Seelen verbringen ihr ganzes tristes Nachleben dort."

Ich verfluchte mich innerlich selbst. Warum musste ich genau das sagen, was ich dachte? Ich konnte den Fakt, dass Nico di Angelo gut aussah, auch für mich behalten.

Er wollte davon wahrscheinlich eh nichts hören. Schon gar nicht von mir.

"Wir sind da.", verkündete Nico und blieb stehen.

Ich sah nach vorne.. und blieb staunend stehen. Ein riesiger Palast ragte vor uns auf. Er bestand aus gewaltigen Basaltsteinen und Obsidian. Meißlereien und Verzierungen schmückten die Wände. Alles war von einer hohen Mauer umgeben. Überall waren Skelette und Höllenhunde zu sehen.

Nico ging auf das große Eingangstor zu, welches sich von selbst öffnete, als wir näher kamen.

"Hades wartet im Hautsaal. Ich kann...", begann der Sohn des Hades.

"Nicht nötig", sagte Apollo. "Ich finde deinen Vater. Schließlich war ich schonmal hier. Aber vielleicht könntest du Will etwas herumführen? Ich hab gehört, Persephones Garten soll wundervoll sein."

Nico sah mich einen Moment lang an. "Ja, warum nicht."

Under Burning Stars [Solangelo]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt