Cessy
Karma ist richtig übel, es haut dir deine schlechten Taten sofort wieder zurück ins Gesicht. Kaum war ich gestern Abend Zuhause, schon wurde mir richtig übel.
Die ganze Nacht über hat sich eine heftige Grippe wellenartig angekündigt.
Meine Nase ist so zu, dass nichts an Luft hinein oder hinaus kommt, mein Hals ist angeschwollen von den vielen Würgen, rau und heiser habe ich heute früh André anrufen müssen.
Anschließend hat mein Hausarzt mir bereits über das Telefon eine Krankmeldung verpasst.
Und so liege ich nun vollkommen erschöpft mit Gliederschmerzen, verschwitzten Körper und schmerzenden Kopf auf dem Sofa, ohja ich werde niemals wieder behaupten, krank zu sein.
Hustend versuche ich, die Wolldecke vom Sofa ende zu greifen, wenn nicht alles so anstrengend wäre.
Als es laut klopft, zucke ich heftig zusammen, dieses Geräusch hallt durch meine gesamte Wohnung.
Müde und lustlos sehe ich vom Sofa zum Flur, wer auch immer dort ist, hat Pech.
Ich bekomme kaum ein Ja ausgesprochen.
"Cessy, ich bin es, mach bitte auf”, als ich verstehe, dass ich Markus höre, knallt mein Kopf zurück auf das Sofa Kissen.
Seit meiner Nachricht mit der Scheidung versucht er fast täglich mit mir zu reden, nur heute habe ich keine Kraft, mit ihm zu reden.
“Geh weg”,habe ich kaum ausgesprochen, da schüttelte mich ein neuer Hustenkrampf durch.
Mein Kopf pocht bei jeder Bewegung unaufhörlich, als würde ich in einem regelmäßigen Rhythmus gegen die Wand klatschen, mit dem Kopf voran.
Stöhnend vergrabe ich mich unter den Kissen, nie wieder, nie, nie wieder lüge ich.
Dabei glaube ich nicht mal an Karma und Schicksal, verfluchter Mist.
Ich habe das Gefühl, nur für Sekunden geschlafen zu haben, da höre ich wie die Haustür geöffnet wird, ich bin nicht mal in der Lage, mein Handy zu greifen, um die Polizei zu rufen oder den Einbrecher damit zu bewerfen.
Im Zeitlupentempo drehe ich meinen Kopf zum Flur, ich spüre jeden Millimeter meiner ausgetrockneten Haut, meine Augen wollen einfach nicht gehorchen.
“Ich habe den Schlüssel vom Hausmeister geholt, oh Gott, wie siehst du den aus?”.
Brummend sinkt mein Verstand wieder nach unten, Markus ist in meiner Wohnung, oh wie wunderbar.
Plötzlich spüre ich, wie sich das Sofa neben meinen Kopf sinkt, wie eine kühle Hand meine Stirn berührt.
Die Kälte tut so gut, dass ich erleichtert ausatme, selbst das tut weh in den Lungen.
“Du hast Fieber, hast du etwas da?”, ich will verneinen, aber außer ein Krächzen bekomme ich nichts zustande.
Wann hatte ich das letzte Mal eine Grippe?
Was habe ich da gemacht?
Ein dicker Nebel legt sich wie eine schwere Decke über mich, nur am Rand bekomme ich mit das Markus telefoniert verstehe aber kein Wort, hier und da bemerke ich dass man mir eine Spritze in den Handrücken drückt oder mir ein Kühlakku auf die Stirn legt.
Aber alles ist nebensächlich, immer wieder gleite ich in den Schlaf und genieße die Ruhe.
Erst am nächsten Morgen werde ich bewusst wach, zwar fühle ich mich immer noch wie ausgekotzt und gerädert, aber wenigstens bekomme ich nun besser Luft.
Als ich meine Augen öffne, sehe ich direkt Markus wie er zwischen Tisch und Sofa eingeklemmt auf den Boden hockt und schläft.
Verwundert setze ich mich aufrecht hin, ein kleiner Schmerz Stich an meinen Handrücken lässt mich zusammen zucken.
Skeptisch sehe ich das Pflaster an, habe ich das nicht geträumt?
“Markus?”, meine krächzende Stimme fühlt sich vollkommen falsch an, Räuspern und Husten bringen nur leider überhaupt nichts.
“Cessy?”, Markus schreckt hoch und sucht panisch mit seinen Augen meine Wohnung ab, ich würde nur zu gerne lachen, aber mein Hals und mein vernebelter Verstand hindern mich daran.
“Was tust du den hier?”, trampelnd ziehe ich die vielen Decken von mir runter, mir ist so heiß durch die Wärme, dass ich mir eine kühle Dusche wünsche.
Markus Blick bleibt auf mir liegen, ich kann erkennen, wie der schlafende Schleier aus seinen Augen verschwindet.
“Du hast gestern Abend so heftig gehustet das ich dachte du erstickst, ich bin zum Hausmeister und der hat mit mir die Tür geöffnet ist aber erst gegangen als er gesehen hat wie schlecht es dir geht, ich habe unseren Hausarzt angerufen weil ich mir unsicher war ob ein Krankenwagen zu viel war, naja er kam und hat dich untersucht”, er setzt sich aufrecht hin und reibt sich sein Kreuz.
Ohja, danke an das Altern, die Schmerzen spüre auch ich.
"Du hattest hohes Fieber, er hat uns ein Rezept da gelassen, das gehe ich gleich holen”, perplex sitze ich auf dem Sofa und sehe Markus an.
“Du hast dir Sorgen gemacht?”, er sieht mich an, als hätte ich meinen Verstand im Fieberwahn verloren, aber für mich ist das hier nicht normal.
Markus hat nie mitbekommen, dass ich krank war, es hieß immer, es muss weitergehen.
“Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, dein Atmen war ein Rasseln und bewegt hast du dich auch nicht." “Mal abgesehen davon dass du dich angefühlt hast als wärst du gerade aus der Sauna gekommen, wie geht's dir?”, besorgt fasst er mir an die Stirn. Erst als er zufrieden nickt, nimmt er seine Hand wieder runter.
Ich bin immer noch sprachlos, “aber was tust du hier?”.
Ich hätte damit gerechnet, dass Markus wütend wird bei meiner Frage, ich bin ihm zwar dankbar, aber es verwirrt mich auch, dass er plötzlich in meinem Wohnzimmer sitzt.
Er wird aber nicht wütend, er verzieht traurig, das Gesicht versucht, aber genau das vor mir zu verstecken.
“Ich habe dich nicht erreichen können, gestern Abend habe ich dann auf deiner Arbeit angerufen ein André hat mir gesagt das du krankgeschrieben bist”, als wäre es Markus unangenehm es zuzugeben setzt er sich nervös um, “als du das letzte Mal krank warst und nicht arbeiten konntest musstest du ins Krankenhaus ich hab mir Sorgen gemacht”.
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Anonyme App Teil 2
RomanceMitten im Leben, das würden zumindest tausende Menschen sagen. Wenn man aber mitten im Leben neu anfangen muss, sieht das alles schon anders aus. Die Ehe gescheitert, die Gefühle eine Achterbahnfahrt und das Liebesleben eine Katastrophe, Cessy hat...