Nach stundenlangem Sozialisieren und das größtenteils ohne Yoongi, der das Lügen für mich übernehmen konnte, war ich erschöpft, regelrecht ausgelaugt. Vielleicht war ein Teil davon auch dem Alkohol zuzuschreiben, den ich getrunken hatte. Ich hatte kaum bemerkt, wie ich schon bei meinem vierten - oder war es das fünfte? - Glas angekommen war. Wenn ich mich nicht genug konzentrierte, wurde mir schwindelig. Ich hatte mich aber aufgrund des Adrenalins, das bei jeder neuen Person, die mir begegnete, soweit unter Kontrolle, dass ich wenigstens nicht anfing zu reden wie ein kichernder Wasserfall.
Als sich der Saal langsam leerte und immer mehr Menschen sich voneinander verabschiedeten, hatte ich Yoongi schon seit gut einer Stunde nicht mehr gesehen. Ich hoffte, wir konnten auch langsam gehen. Ich konnte kaum noch auf meinen Pumps stehen und mir war abwechselnd heiß und kalt in dem warmen Saal und meinem Kleid mit dem großzügigen Ausschnitt.
So konzentriert, wie es mir möglich war, suchte ich den Saal nach Yoongi ab, doch ich konnte ihn nicht entdecken.
"Suchen Sie jemanden, Ran?", ertönte da eine Stimme, die mir vage bekannt vorkam. Ich stand einem von Yoongis Freunden gegenüber, als ich mich umdrehte. Sein grübchenbesetztes Lächeln schien etwas besorgt, wenn ich es denn, durch den Schleier des Alkohols, richtig deuten konnte.
"Ähm, ja", stammelte ich. "Haben Sie zufällig Yoongi gesehen? Die Party löst sich langsam auf, da wollte ich ihn fragen, wie lange er noch bleiben will."Yoongis Freund nickte. War es Namjoon oder Jin? Ich konnte mich gerade nicht daran erinnern, welcher von ihnen er war.
"Er hat vor wenigen Minuten den Saal verlassen. Vielleicht musste er selbst einmal eine Pause einlegen. Es wundert mich, dass er Ihnen nicht bescheid gegeben hat. Allerdings schien er auch etwas durch den Wind, als ihn-", er brach ab. "Ach, vergessen Sie letzteres. Yoongi müsste sich irgendwo vor dem Saal aufhalten. Soll ich Sie dorthin begleiten?"
Ich winkte dankend ab, sagte ihm, dass ich selbst nach ihm sehen würde. Dann verließ ich den Saal und wanderte erneut durch den schönen Flur, der in die Eingangshalle führte.
War Yoongi wirklich irgendwo hierhin verschwunden? Vielleicht hatte er kurz das nächste Badezimmer aufgesucht.
"Kayla", hörte ich eine gedämpfte Stimme hinter einer angelehnten Tür in der Nähe. Es war Yoongis Stimme, eindeutig. "Das ist keine Diskussion, die ich mit dir führen werde. Ich werde jetzt ge-"
"Du willst einfach wieder wegrennen, ohne mir eine vernünftige Antwort zu geben?" War das die Frau, die mich vorhin angesprochen hatte? Also kannte Sie Yoongi. So entzürnt, wie sie war, scheinbar auch schon ziemlich lange.
Ich wusste, ich sollte nicht lauschen. Dieses Gespräch ging nur Yoongi und diese Kayla etwas an. Doch ich konnte mich nicht stoppen, als ich aus meinen Pumps schlüpfte, sie in die Hände nahm und näher an die Tür heran schlich, um die beiden besser verstehen zu können.
Durch den Türschlitz sah ich Yoongi, wie er sich mit einer Hand über das Gesicht und durch die Haare fuhr."Ich bin nicht weggerannt. Ich habe dir damals erklärt, wieso ich nicht mit dir zusammen sein kann."
"Kann, hah. Du bist feige. Du bist jedes Mal weggerannt, wenn ich versucht habe, dir näher zu kommen. Jedes Mal hast du abgeblockt und den Schwanz eingezogen und mich mit irgendwelchen Ausreden abgespeist. Ich will nur wissen, ob du sie wirklich liebst. Dann weiß ich endlich, ob du mich damals einfach vom Hals haben wolltest, oder das ganze hier nur eine weitere Farce von dir ist."
Ich huschte schnell hinter die Ecke, als Yoongis Blick sich von seinem Gegenüber löste und auf die Tür richtete. Mein Herz pochte so laut und schnell, dass ich mich anstrengen musste, leise und kontrolliert zu atmen.
Sie war eine von Yoongis Exfreundinnen. Ich war immer noch neugierig und wollte wissen, was zwischen den beiden vorgefallen war. Wollte verstehen, warum sie so sauer auf Yoongi war und wieso Yoongi ... so verzweifelt aussah.
Aber ich wollte nicht wissen, was er auf ihre Frage antwortete. Immerhin kannte ich die Antwort schon und ich musste sie nicht noch einmal aus seinem Mund hören, während er jemand anderem versicherte, dass er mich nicht liebte.
Leise schlich ich wieder davon, zog meine Schuhe über, als ich außer Hörweite war und betrat erneut den Saal. Die Personen, die noch immer da waren, hatten sich zu ein paar kleinen Grüppchen zusammen getan und unterhielten sich wohl weiter angeregt. Ich hatte nicht die Lust, mich zu irgendjemandem dazu zu gesellen, also hielt ich auf das noch gut gefüllte Buffet zu und schob mir einen kleinen salzigen Snack nach dem anderen in den Mund, bis ich von hinten angesprochen wurde.
"Haben Sie ihn nicht finden können?"
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Sugar Coated || min yoongi
FanfictionKunststudentin Lim Kiran ist pleite, hoch verschuldet und braucht dringend einen neuen Job. Ihre vorherigen Nebenjobs endeten entweder im Desaster oder bezahlten nicht genug, um ihre anfallenden Studiengebühren und die Mietkosten ihrer Ein-Zimmer-Wo...