Hicks
Krachend barst das Deck, hatte den drei Plasmabällen nichts entgegenzusetzen. Schreie stoben auf, wirbelten durcheinander wie die Funken über ihnen. Der Überwilde brummelte düster, sein Blick suchte den Himmel ab, was ihm der Himmelsfluch prompt mit einem Schuss zwischen die Augen dankte. War das Nachtblitz?
Vielleicht. Es war zu dunkel und stürmisch, um mehr erkennen zu können.Es war dunkel. Mir fiel es erst jetzt auf, doch der Tag war verschwunden, als Moira... als sie gefallen war.
Was brachte es, die Wahrheit zu verschweigen? Sie war gefallen, im Vulkan verbrannt. Wir hatten nicht gewonnen. Es fühlte sich nicht nach Sieg an, weil es keiner war. Moira war tot und Sungird somit unaufhaltbar. Und er wusste es, zog sich zurück, denn was sollte er in dieser Schlacht, wenn er den Krieg bereits für sich entschieden hatte?
Sonst siegt die Finsternis mit einer endgültigen Macht, die alles für immer verschlingt.
Der Mond stand noch immer vor der Sonne, sein schwarzer Leib schien jedes Licht zu vertilgen, was er je in die Nacht gesendet hatte.
Nein, das war nicht der Mond, den wir kannten. Der hatte geleuchtet, silbrig hell den Nachthimmel durchwandert. Das, was aus ihm geworden war, klebte dunkel und unbeweglich am Gestirn. Wie... Blut.
Der Mondwolf fraß den Mond, dessen Blut die Sonne löschte. Grobian hatte mir oft davon erzählt, von dem großen Kampf der Götter, dem Ende der Welt und dem Beginn einer neuen. Ragnarök.
Konnte es sein...?Das veränderte gar nichts.
Knallend explodierte ein Mast, der Himmelsfluch hatte einen Volltreffer gelandet. Blitze sammelten sich in seinem Rücken, kaltes Licht flutete den Sturm. Deshalb hatte die Dunkelheit nicht so präsent gewirkt, wie sie war.
Eisdornen schossen durch die Wellen, verwandelten das Meer in ein grässlich geiferndes Maul, doch den Geist des schwarzen Drachens vermochten sie nicht zu brechen. Frustriertes Brüllen, gigantische Stoßzähne rührten das Meer zu zornigen Strudeln. In den kleinen Augen funkelte es bedrohlich, die Zackenmähne sträubte sich. Wenig später erhaschte ich einen Blick auf den Auslöser, der in Form eines zweiten schwarzen Schattens über den Himmel raste, einen Schweif aus Blitzfunken hinter sich wie die leuchtende Spur einer Sternschnuppe. Einer lebenden Sternschnuppe, der Verkörperung unseres Wunsches.Etwas plumpste ins Meer, zappelte sich mit einem erschrockenen Quietschen wieder in die Luft. Mein Blick sprang vom Himmel zu dem Geräusch- ein im Rauch verschwindender Qualmdrache hatte es ausgestoßen. Um ihn Trümmerinseln, unmöglich einzusehen. Hatte jemand auf ihn geschossen? Versteckte Bogenschützen?
Doch als wir ihn erreichten, steckte kein Schaft in den Schuppen. Er wirkte nahezu unverletzt, nur erschöpft. Bis an den Rand seiner Kräfte erschöpft- und da konnte er nicht der einzige sein. Sie mussten landen. Sungird mochte sich zurückziehen, doch nicht nur er musste Wunden lecken.„Sie-" Aah, tat das weh! Scharf zog ich die Luft ein.
Alles halb so schlimm. Es waren nur wenige Worte.
„Sie müssen sich erholen, Ohnezahn. Wir alle müssen das."
Ich hätte mich auch gleich in einen Trog voller Scherben werfen können. Der dünne Schorf riss stellenweise auf, Wind bohrte Sand und Asche in die Wunden. Verdammt nochmal, Nira!
Und zu allem Überfluss begann meine Stimme, mir die Schreie und Rufe der vergangenen Stunden übel zu nehmen.Ohnezahn verstand dennoch sofort. Blaues Licht sprudelte aus seinem Schuppenkamm, sein Ruf hallte kurz und schneidend durch den Sturm. Bewegung kam in den Himmel, dutzende Schwingen gaben den Kampf um ihren Platz auf, ließen sich vom Wind in sanfter Gleichmäßigkeit zur Insel tragen.
Nur die Himmelsflüche hafteten noch immer gegenüber dem Überwilden. Ihre Blitze verbanden sich, resultierten in einer gleißenden Kugel, einem knisternden Käfig, der anschwoll und sich schließlich in einer einzigen vernichtenden Lawine über den Schiffen entlud. Der Überwilde brüllte nicht mehr, er schrie, die kleinen Augen vor Schmerz zusammengekniffen. Dann wandte er sich herum, schwamm mit fahrig hektischen Bewegungen den Schiffen hinterher. Einer der Schatten wollte es ihm gleichtun, der zweite warf sich in die Flugbahn, versperrte den Weg. Sie tanzten umeinander, ihr Fauchen und Knurren musste im Grölen des Sturms untergehen.
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Sternenfluch - Segen der Finsternis
Fanfic„Das ist kein Segen, das ist ein Fluch." „Manchmal liegen Segen und Fluch so nah beisammen, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten kann." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ **BAND ZWEI** Zwei Stämme, eine Geschichte. Zwei Menschen, eine Vergangenheit...