Pov.Basti:
2 Tage nach Kevins Unfall bekam ich endlich Bescheid darüber was passiert war. Es war Sonntag Abend und ich konnte mich endlich auf dem Weg zu ihm machen. Es war zwar nach der Besucherzeit, aber die Ärzte meinten, das er wirklich jemanden gebrauchen könnte.‚Wann bist du da?', schrieb mir Kevin auf WhatsApp. ‚In einer viertel Stunde'. ‚Mir geht's echt beschissen.', schrieb er noch. ‚Wir reden gleich, ich beeile mich', antwortete ich ihm noch. Ein schlichtes ‚Haha' kam zurück. Huh? Kurz dachte ich über mein gesagtes nach und bereute es sogleich. Ich wusste über seine Diagnose bescheid und sollte mich vielleicht mal ein bisschen darauf konzentrieren es ihm nicht unter die Nase zu reiben.
Als ich den Weg ins Krankenhaus endlich geschafft hatte fragte ich an der Rezeption direkt nach Kevins Zimmer. Hier gab es erstmal eine Diskussion das die Besucherzeit ja um 19:00 enden würde. Zum Glück kam mir zeitnah einer der Ärzte zur Hilfe und begleitete mich zu Kevin. Auf dem Weg zu seinem Zimmer fing ich an mich mit dem Arzt zu unterhalten. „Und? Wie schlimm ist es denn nun?", fragte ich, extrem nervös. Der Arzt sog scharf Luft ein. „Also an sich hätte natürlich sehr viel mehr passieren können. Er hatte einen großen Schutzengel. Also bis auf... nun ja, Sie wissen, hat er keine weiteren Schäden erlitten.". Ich nickte stumm. „Man kann das nicht gerade biegen?". Der Arzt schüttelte bemitleidend den Kopf. „Es tut mir leid, wir haben alles versucht. Er war mehrere Stunden im Op und wir haben versucht die ganze Sache ein wenig zu flicken, aber da gab es leider nichts zu retten. Wir haben ihn aber über alles schon aufgeklärt, damit Sie in kein unangenehmes ‚Gespräch' geraten.". Ich nickte kurz und bedankte mich noch. „Viel Erfolg, vielleicht ist er zu Ihnen etwas offener. Mit den Ärzten und Pflegern spricht er nämlich kein Wort.". Sagte er noch, öffnete die Tür und verschwand. Kurz bekam ich etwas Panik. Der geht einfach? Ich hatte doch keine Ahnung wie man mit so etwas umgeht. Nervös stand ich in der Tür und sah mich um. Vielleicht hätte ich jemand anderen schicken sollen. Cindy? Reece? Rumathra? Ich biss mir auf die Lippe. Okay Basti, das ist nur Kevin, alles fein. Du kennst ihn schon ewig. Wie ein Bruder. Er ist dein Bruder Basti, alles ist gut.
Ich trat ein Stück weiter in das Zimmer und sah ihn dann. Er lag auf seinem Bett, auf der Seite und machte etwas am Handy. Er bemerkte mich noch nicht. „Hi.", sagte ich. Im nächsten Moment klatschte ich mir die Hand an die Stirn. Sehr schlau, Sherlock Basti. Soviel zum Thema konzentrieren. Wie sollte ich ihn auf mich aufmerksam machen? In meinem Kopf trommelte alles und es machte mir Kopfschmerzen. Wieso war ich so verdammt nervös?
Ich trat einfach weiter in den Raum, bis er mich bemerkte. Er sah zu mir hoch und schenkte mir ein knappes Lächeln. Süß. So verdammt süß und doch, sah er so unfassbar verletzt aus. „Hi.". Erneut sollte ich mir die Hand an die Stirn knallen. Mein Blick wand sich beschämt zu Boden. Das war einfach zu ungewohnt. Seine Mundwinkel zogen sich etwas nach unten und er legte den Kopf ein wenig schief. Klar, er verstand mich ja auch nicht. Er sah lediglich die Bewegung meiner Lippen. Ich beschloss einfach, mich neben ihn aufs Bett zu setzen und holte mein Handy in der Notizen App heraus. ‚Hi, sorry, es ist noch zu ungewohnt.', schrieb ich und hielt es ihm hin. Er sah darauf und nickte. Anschließend nahm er mir das Handy aus der Hand und schrieb: ‚Schon gut. Ich verstehe das. Wie geht es dir?'. Ich seufzte. ‚Ganz okay, viel wichtiger ist, wie es dir geht.'. Erneut übergab ich ihm mein Handy. Es war seltsam. Ich wollte normal mit ihm sprechen, so wie vor ein paar Wochen noch. Um ein Haar drohte eine Träne aus meinem Auge zu rollen. Wäre das auch passiert wenn ich ihm nichts von Cindys Insta Story erzählt hätte? Ich machte mir solche Vorwürfe und eigentlich ging es mir schrecklich und nicht: ‚ganz okay'.
Der Raum war in Stille gehüllt, das einzige was einen laut machte war das Schreiben der Nachrichten. ‚Beschissen, aber wie soll es mir nach so einem Unfall auch gehen?'. Ich las die Nachricht und zuckte mit den Schultern. Kevin griff erneut nach dem mobil Telefon und schrieb darauf. ‚Alles ist so furchtbar still'. Er blickte mich an. Seine Augen waren leicht rot getönt und er atmete schwerer. Was machte man jetzt? Gehen? Ihn in den Arm nehmen? Seine Tränen wegwischen? Einen Arzt rufen? Überfordert starrte ich ihn an. Das alles war meine Schuld.
Kevin fing plötzlich an irgendetwas vor sich hin zu plappern. Ich verstand kein einziges Wort. Er redete viel zu leise. ‚Du musst lauter sprechen'. Ich zeigte ihm mein Handy. Als er die Nachricht gelesen hatte schüttelte er den Kopf und lies ihn anschließend hängen. Tränen tropften auf den weißen Krankenhaus Bezug und Kevin fing an zu schniefen. Mein Puls sprang in die Höhe. Noch nie hatte ich Kevin weinen gehört. Kevin weinte nicht. Er war kein negativer Mensch. „Du musst immer positiv denken, Basti!", hatte er einmal gesagt. Was tat man wenn ein Mensch weinte? Was tat man wenn Kevin weinte? Ich entschied mich für Option 2 und legte zart meine Arme um seinen Oberkörper. Sein Kopf fiel schwer auf meine Schulter und er begann noch heftiger zu schlurzen. Überfordert legte ich eine meiner Hände auf seinen Kopf und streichelte sachte durch seine Haare. Das alles war mir zu viel. Ich sollte gehen und jemand anderen schicken. Jemanden der Kevin vielleicht wirklich helfen konnte.
„Entschuldige mich.", damit sprang ich vom Bett auf und verlies den Raum, vergaß das er meine Worte gar nicht wahrnehmen konnte.
Als ich durch die Flure lief klingelte mein Handy gleich einige Male. ‚Wieso gehst du?', ‚Wo gehst du hin?', ‚Kommst du gleich wieder?', ‚Ich hätte dich gerne die Nacht bei mir, ich fühle mich sonst so allein'. Verflucht Kevin. Ich blieb einen Moment stehen und blickte auf die Nachrichten. Ich könnte zurück gehen und ihm sagen ich hätte nur etwas aus dem Auto geholt. Option zwei wäre nach Hause fahren. ‚Wo bleibst du?', fragte Kevin. Verdammt. Wie von selbst trugen meine Beine mich zurück in sein Zimmer. Reiß dich zusammen Basti, Kevin braucht dich jetzt. Ich hoffte nur, ich tat ihm wirklich gut.
Kevin blickte auf als ich den Raum betrat und sah mich fröhlich und zugleich fragend an. ‚Ich musste noch kurz zum Auto'. Ich zeigte ihm mein Telefon und er nickte, klopfte anschließend auf den Platz neben sich. Ich lies mich darauf nieder und sah ihm zum ersten Mal heute intensiv in die Augen.
Ich blickte auf den Verband welcher seinen Kopf umschlug. Nur ein paar seiner blonden Haaren schauten oben heraus. Verzweifelt blickte ich erneut in seine Augen. Wie von selbst legte sich meine Hand an seine Wange und drehte seinen Kopf leicht nach rechts. Hinter seinem Ohr war ein langer Schnitt gesetzt worden und die schwarzen Fäden der Nähte sprangen hervor. Scheiße. Ganz leicht legte ich meine Hand auf die andere Seite seines Gesichtes und drehte es links rum. So musste ich genau das selbe nochmal erblicken, nur das der Schnitt noch größer war. Ich senkte den Kopf, während meine Hand weiter auf seiner Wange ruhte.
Ich biss mir auf die Lippe. Wenn ich jetzt losheulen würde könnte er es zum Glück nicht hören. Ich müsste nur seinen Kopf weiter zur Seite drücken und er würde nichts davon mitbekommen. Doch das tat ich nicht. Während die Tränen still aus meinen Augen flossen entfernte ich meine Hand von ihm, wischte mir übers Gesicht und griff nach meinem Handy.
‚Das ist alles meine Schuld'.
—————————————————————————Ich habe es tatsächlich geschafft das erste Kapitel dieser Ff fertig zu schreiben xD (Habe das komplette Kapitel 3 mal gelöscht). Um es kurz zu fassen: Es ist echt eine schwere Geburt gewesen das zu schreiben. Hierfür wird es keinen Upload Plan geben, da mir das bei Stormnight echt den Mega Stress gemacht hat. Es wird garantiert nicht jeden Tag etwas kommen, aber ich gebe mir Mühe euch nicht zu lang warten zu lassen. Der aktuelle Plan ist das diese Ff um die 5-10 Kapitel bekommt und es danach eine Fortsetzung zu Stormnight geben wird. Gerne bewerten um mich zu motivieren —>
-1286 Wörter (ohne Nachwort)
-Lani-geschrieben: 05.08.2024
-veröffentlicht: 06.08.2024
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Lippenlesen//Bastiplatte
FanfictionIch sah ihn an, in seine Augen, auf seine Lippen. Sie bewegten sich, aber ich hatte keine Ahnung was er sagte. Keine Ahnung was er mir erzählte. Für den Moment schien es auch unglaublich egal, denn ich fand es wunderschön wie sich seine Lippen beweg...