Kapitel 7

34 1 0
                                    

Als ich jedoch zu Levi zurück sah, erkannte ich ein kleines, schwarzes Fellknäuel in seinen Armen. Nun starrten mich parallel zu den stahl grauen Augen ein paar Grüne an. Ein weiteres Miauen holte mich schließlich aus meiner Starre.

“Glotz nicht so dumm, Gör! Hast du denn etwa noch nie eine Katze gesehen? Tch” Etwas anderes hätte ich auch nicht von ihm erwarten können. Es verblüffte mich einfach. Ich hatte ihn nie zuvor mit einer Katze gesehen. “Natürlich, ich bin nur erstaunt”, antwortete ich ihm ehrlich. Er gab nur ein weiteres Zischen von sich, ehe er mir das Kätzchen einfach in die Hand drückte. Sichtlich überfordert sah ich auf das kleine Etwas in meinen Armen herunter. “Was soll ich damit?”, war meine erste Reaktion darauf. Im Rückblick darauf, weder besonders sensibel, noch überdacht. 

Noch immer überfordert mit dieser Situation, blickte ich direkt in ein paar grüne Augen. Süß war sie ja schon. 

Vorsichtig hielt ich ihr meine Hand vor die Schnauze und ließ sie daran schnuppern, bevor ich sie liebevoll hinter dem Ohr zu kraulen begann. Als Anerkennung dafür bekam ich kurz darauf ein Schnurren von ihr zu hören. 

Levi's Blick, der mich die ganze Zeit über genauestens beobachtet hatte, war mir dabei völlig entgangen. Erst als ich wieder von dem kleinen Geschöpf auf meinem Arm auf blickte, wandte er auch seinen Blick wieder ab. Er sah aus, als fühlte er sich bei irgendetwas ertappt. 

Eine Erklärung zu all dem hier hatte er mir aber auch noch nicht gegeben. War es die Katze, weshalb er sich plötzlich so unwohl vorkam? 

“Also”, begann ich und hob meine Mundwinkel zu einem kleinen Schmunzeln an. Wirklich danach war mir zwar immer noch nicht, aber ich musste zugeben, das Kätzchen hatte ein paar meiner Nerven wieder zusammengeflickt. “Würde der große Levi Ackermann mir erklären, was er mit einem kleinen Kätzchen zu schaffen hat?” 

Noch einmal ließ ich meinen Blick auf besagtes Geschöpf fallen. Sie war nicht sehr groß und wirkte auf mich nicht nur zierlich, sondern eigentlich schon abgemagert. Ihr Fell war an ein paar Stellen verklebt. 

“Der Streuner treibt sich schon seit ein paar Tagen an meiner Fensterbank herum und als ich heute meine Fenster geöffnet hab, ist sie einfach herein gesprungen.” 

Das war sicherlich nicht die ganze Wahrheit. “Levi”, sagte ich nachdrücklich und blickte ihn direkt an. Er wich mir mit seinem Blick einen Moment lang aus, seufzte dann kurz und wagte es wieder zu mir zu sehen. 

“Na gut, ich hab sie reingelassen. Sieh' sie dir doch nur Mal an! Sie ist dreckig und abgemagert! So kann sie doch nicht rumlaufen und schon gar nicht überleben!” 

Ich kicherte. Damit verblüffte ich ihn wohl so sehr, dass ihm seine sonst so kontrollierten Gesichtszüge mit einem Mal völlig entgleisten. Seine Augen wurden groß und ich  meinte gesehen zu haben, wie ihm für einen Augenblick lang die Kinnlade heruntergeklappt war. 

Unser Eisklotz von einem Mr. Proper hatte ein weiches Herz. Oder wie meine Mutter immer zu sagen gepflegt hatte: “Harte Schale, weicher Kern.” Mir war nach nicht allzu langer Zeit im Aufklärungstrupp bereits bewusst geworden, dass sich unter der harten, emotionslosen Schale unseres Hauptgefreiten, jemand versteckte, der sich mehr um andere kümmerte als man von ihm zuerst erwarten würde. Nur war es nicht seine Art, es auszusprechen. Er drückte es eher durch kleine Gesten aus, die oftmals auch von anderen unentdeckt blieben. Auch mir waren erst im Nachhinein viele seiner Handlungen und Entscheidungen bewusst geworden. 

Dennoch war er ein unglaublicher Sturkopf. 

“Was gibt's da zu kichern? Ist das etwa lustig für dich?” Er mochte vielleicht verärgert klingen, was die verschränkten Arme vor seiner Brust und der wieder einmal viel zu ernste Ausdruck auf seinem Gesicht unterstrichen, doch es war ihm sicher nur unangenehm. 

Schnell schüttelte ich den Kopf. “Nein, das ist es nicht!” 

Er wollte schon nachhaken, was es denn sonst sei, aber ich holte noch einmal Luft und sprach weiter, bevor er überhaupt dazu kam, seine Frage auszusprechen. “Levi, weshalb ich eigentlich hier bin ist, weil ich dich darum bitten wollte, das Training für mich heute zu übernehmen. Ich.. bin noch wohl doch noch recht fertig von gestern. Ich glaube, es wäre besser, wenn ich die Rekruten heute nicht trainiere.” 

Er sah mich eindeutig verwirrt an, fast schon besorgt. Letzteres bildete ich mir allerdings sicher nur ein. Vermutlich hatte er bereits mitbekommen, dass ich normalerweise niemanden darum bat etwas für mich zu tun und daher war er nun, da ich gerade ihn um einen Gefallen bat, verwirrt. 

Er musterte mich und nickte anschließen. “Na gut”, meinte er. 

Vertrau mir || Shingeki no KyojinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt