4.) Mein Erzeuger, das Individum

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Williams Vater war überhaupt nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Wenn jemand "König Apollo" erwähnt hatte, dachte ich an einen großen, blonden Mann, der Mitte seiner 50ziger war. Gut, vielleicht war ich auch davon ausgegangen, dass er einen Drei-Tage-Bart hatte und gut trainiert war. Aber DAS, was mich beim Mittagessen erwartet hatte überforderte mich dann doch ein bisschen. Wills Dad war zwar groß, doch nichts hingegen meinem Vater. Sein Körper war zwar muskulös, aber trotzdem sehr schlank und athletisch. Die Goldblonden Locken kringelten sich um seine Schultern und als sich bei dem Glockenhellen Lachen Grübchen bildeten, wusste ich woher mein Verlobter sein süßes Grinsen hatte. Auch durch die himmelblauen Augen konnten sie ihre Verwandtschaft nicht abstreiten. Da war nur eine winzig kleine Tatsache die mich aus dem Konzept brachte. Apollo war nicht annähernd 50. Nicht mal 40. Ich schätzte ihn auf Mitte dreißig, und das auch nur, wegen der lustig verspielten Fältchen, die man neben den Augen erkennen konnte.
,,Nico! Willkommen in unserem bescheidenen Heim! Meine Herrlichkeit freut es den Mann, der an der Seite meines Sohnes das Land regieren wird, zusehen, bevor das Alter meine heiße Visage einholt."
,,Hä? Aber sie sind doch nicht alt? Geben Sie zu, dass Sie niemals der Vater von einem 20jährigen Mann sein können."
,,Doch Schätzchen, ich glaube du hast dich um ein paar Jahre vertan. Ich bin 45, Süßer."
Bevor Will seine Einwände gegen den Kosenamen äußern konnte, entkam mir ein lautes:,,WAS?!"
Der Größere hielt mir panisch die Hand vor den Mund und flüsterte mir zu, vorsichtiger zu sein.

,,Es ist alles okay. Ich mag den di Angelo Klan. Die haben wirklich eine große Klappe und Feuer unterm Hintern. Der Kleine amüsiert mich..Und ich bin mir sicher das dein Vater meine Meinung teilt."
Der kleine dicke Mann neben dem König hatte gesprochen, er war der einzige im Raum, der statt einem weißen Anzug nur ein lilanes Hemd übergeworfen hatte.
,,Ich klein? Das sagen ausgerechnet Sie?"
Wills beruhigende Hand auf meiner und seine bittenden Augen, brachten mich schließlich zur Ruhe. Warum, wusste ich selber nicht.
Während des Essens, erfuhr ich viele interessante Dinge, wie dass der kleine dicke Mann Apollos übellauniger Bruder, Dionysos, war, oder am Tisch, bis auf ein paar Ausnahmen, eigentlich nur weiß getrugen wurde, da die reine Farbe für das Markenzeichen des Königreiches, sie Sonne stand. Ich traute mich, und fragte wieso man denn dann nicht gelb nehmen würde. Eine Antwort bekam ich nicht, nur lautes Gelächter.

Sie lachten oft und viel über meine Aussagen, oder mich, je nachdem. Unter den prüfenden Augen der mächtigen Solace Familie fühlte ich mich noch kleiner, als unter denen meines Vaters. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass es bei dieser Hochzeit nie um mich oder Frieden gegangen war, sondern einfach billiges Land zu gewinnen. Hin und wieder spürte ich die mittleidigen Blicke Kaylas auf mir, welche schräg gegenüber lustlos in ihrem Essen rumstocherte. Also war ich nicht der einzige, dem diese perfekte Familie auf den Magen schlug.

Nachdem das Geschirr abgeräumt war, rief der König einige Damen zu sich, allesamt mit reichlich Zeug beladen.
,,Unsere Hochzeitsorganisatorinnen würden sich freuen euch zu beraten, und da dachte ich mir, wir könnten dass noch im Anschluss an das Festmahl und den guten Wein machen, was Bruder?"
Dionysos lallte schon leicht, ich hoffte nur, dass er mir nicht gleich vor die Füße kotzen würde.

,,Ja Vater, Onkel, wir können gerne jetzt schon planen, solange Nico nicht schon auf sein Zimmer möchte...?"
Liebevoll blickte er zu mir, und ich hätte schwören können, dass ich das Geräusch von Amors Bogen vernahm.
Träge nickte ich nur, ließ es einfach über mich ergehen.

20 verschiedene, strahlend weiße, Anzüge und Tortenstücke zum probieren später, fühlte ich mich einfach nur schlecht. Weder durfte ich etwas anderes als weiß zu meiner eigenen Hochzeit tragen, noch gab es einen leckeren Kuchen. Ich meine alles recht und schön, aber Schwarzwälderkirsch mit Mazipanüberzug ging zu weit.

Obwohl mein Kopf schon so voller Informationen war, fehlte die Wichtigste noch:,,Sagt mal, eure königlichen Hoheiten, wann gedenkt ihr unsere Hochzeit abzuhalten?"
Ich versuchte meine Unmut mit etwas Spott in der Stimme auszudrücken, doch sie überhörten es gefließendlich. Nur Dionysos zuckte mit den Augen.
,,So bald wie möglich, mein Sohn. Mein Vorschlag wäre die Sonnwende in 11 Tagen."
Entgeistert starrte ich ihn an. War denn jetzt schon jeder verrückt geworden?

,,Aber das ist zu bald! Ich kenne Will noch nicht mal länger als 24 Stunden. Bitte gewähren sie uns zumindest noch etwas Zeit..."
Apollo belächelte meine verzweifelte Bitte nur, um mir dann zu erklären:,, Es wäre wichtig für deinen Vater das es schnell geschieht, um Absicherung zu haben. Du verstehst das doch sicher. Wie dein Vater zu sagen pflegt: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen."
Das Blut begann in meinem Kopf zu rauschen, meine Hand verkrampft sich. Wie ich diese Kerle hasste. Ihnen war egal wie ich mich fühlte, oder über diese Sache dachte. Ich fühlte wie es mich innerlich zerriss, wie mein Herz anfing zu schmerzen. Ich war meinem Erzeuger egal. Ein Mittel zum Zweck. Seit dem Gespräch mit meinem Vater hatte ich diese unbändige Wut unterdrücken können, aber jetzt wollte sie raus. Ganz dringend.
,,War ja klar, dass es die Idee meines..dieses Individums war!" Ich achtete darauf das Wort "Individum" besonders abfällig zu betonen, bevor ich mich zitternd erhob.
,,Entschuldigt mich...", mit zusammen gebissenen Zähnen, verschwand ich schnell durch die große bogenförmuge Tür, sah nicht zurück, ihre warscheinlich abfälligen Blicke hätten mich nur noch mehr zerstört. Will hatte sicher schon jetzt genug von mir.

Die Tränen verschleierten mir die Sicht, als ich zielstrebig den langen,hallenden Flur entlang, bis in mein Zimmer rannte. Schluchzend stolperte ich in das angrenzende Bad. Ich beugte mich über das Waschbecken, hob den Kopf um mich in dem großen Spiegel zu betrachten. Hasserfüllte, vom Weinen rote Augen, starrten mich feindselig an. "Ich hasse sie, und ich hasse den Körper der daran hängt. Ich hasse es, dass er sich nie kontrollieren kann, so sensibel ist und nie normal sein wird. Ich hasse es, dass ich es bin der mich da im Spiegel ansieht, ich hasse es hier, ich hasse mich!"
Eingesackt kauerte ich mich in die leere Badewanne, in der Hoffnung mich dort von der großen, weiten Welt verstecken zu können.

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Ähmmmm...Hi?
Das Kapitel für diese Woche wird heute schon geuploadet bzw. ist nur so kurz, weil ich, erstens: krank bin und so Zeit zum schreiben habe, und zweitens: Am 24.12 auch nochmal eins, als Weihnachtensgeschenk rausbringen will.

Ich bin nicht so ganz mit dem letzten Teil das Kapitels zufrieden, hoffe aber, dass es euch trotzdem gefällt^^

~Habt noch einen schönen Advent~

Maybe tomorrow (✨️Solangelo AU✨️)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt