Kapitel 24 - Feind oder Freund?

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Am nächsten Morgen brachen wir wieder zum Baumstumpf auf und rechneten fest damit, dort den noch ohnmächtigen, verdammt schweren, lila Laublinge zu finden. Doch alles was wir fanden war ein rausgerissener Baumstamm und definitiv keinen ohnmächtigen Astronauten.

>>Wo ist er hin?<<, fragte Dagma empört.

>>Tja, wenn ich das nur wüsste.<<, antwortet ich.

>>Er kann sonst wo hingegangen sein.<<, ergänzte Gina, >>Aber vielleicht kann uns Karlchen helfen!<<

Wir wollten Karl gerade losschicken, als es im Gebüsch raschelte.

>>Hey!<<, begrüßte uns der vermeintliche Simon, der gerade aus der Hecke gestolpert kam, >>Ihr braucht die Hundestaffel nicht nach mir schicken, ich bin ja schon hier!<<

>>Simon?<<, entfuhr es Stanley.

>>Hey, woher kennst du meinen Namen?<<, fragte er und zog seine Brauen grimmig zusammen.

>>Ich bin Stanley Timber... der Sohn von Charlie Timber.<<, antwortete er zögernd.

>>Du bist Stanley... aber... du warst doch noch so klein...<<, sagte Simon und seine Mine wurde weicher.

>>Naja... es ist immerhin mehr als ein Jahrzehnt her, seitdem du verschwunden bist.<<, sprach Stanley und ging ein Schritt auf ihn zu, um ihm die Hand zu reichen, >>Aber schön dich wiederzusehen!<<

Simon starrte auf Stanley's Hand, doch er nahm sie nicht. Stattdessen trat er einen Schritt zurück und blickte wieder finster in die Runde. Daraufhin zog Stanley seine Hand weg und musterte ihn verwirrt.

>>Wisst ihr, jetzt wo ihr es erwähnt. Es ist Jahre her, seit ich zurückgelassen wurde und ich habe keine Garantie dafür, dass du nicht genauso verlogen bist, wie dein Vater und mich im Stich lässt. Nur Dank den Pikmin konnte ich überleben. Sie halfen mir und bargen mich aus dem kalten All. Sonst hätte ich nicht lange überlebt. Aber warum erzähle ich euch das, ihr wollt mich doch nur benutzen um an euren Überlichtschlüssel zu gelangen. Und ja, ich habe ihn, aber so schnell werdet ihr den nicht kriegen.<<, erklärte Simon aufgebracht.

Wir starrten ihn alle mit großen Augen an. Keiner rührte sich, bis dann Stanley das Wort ergriff.

>>Hör zu, ich kann deinen Frust verstehen, ich weiß nicht wie ich reagiert hätte, wenn ich hier so lange festgesessen hätte ohne ein Weg nach Hause. Es tut mir wirklich von Herzen leid für dich. Ich weiß ja nicht mal was damals wirklich vorgefallen ist, aber mein Dad sagte, er hat nach dir gesucht, doch der Treibstoff wurde knapp und er musste die Suche aufgeben. Vielleicht hatten dich ja zu diesem Zeitpunkt schon die Pikmin gefunden.<<, versuchte Stanley ihn zu beruhigen.

>>Das ist doch alles egal, er hat mich im Stich gelassen und am Ende die ganzen Lorbeeren für unseren Überlichtschlüssel eingeheimst!<<, schrie Simon und gestikulierte wild mit seinen Armen.

>>Das ist nicht wahr, er ging danach aus dem Dienst und selbst die Abfindung für sein Schweigen nahm er nicht an. Er nahm einen Job im Diner, zwei Blocks weiter an und erzählte kaum etwas von seinen Jahren bei der NASA, im Gegenteil er hatte seine Lebenfreude verloren und das ich auch Astronaut werden wollte, brachte ihn um den Verstand. Doch ich wollte ihm zeigen, dass es nicht seine Schuld war und seine Erfindung, eure Erfindung, genial war. Glaubst du die ganze Sache ist spurlos an mir vorbei gegangen... Nein. Ich hatte in gewisser Weise meinen Vater verloren, er war nie wieder der selbe Mann, auch wenn es mit den Jahren etwas besser wurde.<<, sprach Stanley und verlor allmählich die Geduld, >>Also glaube nicht, du wärst der Einzige, dessen Leben nach diesem Schicksalsschlag ein Scheiterhaufen war...<<

Simon knurrte nur und Stanley sah aus, als würde er ihm gleich ins Gesicht springen.

>>Bitte! Wir beruhigen uns erstmal alle. Das hier ist für keinen von uns die Normalität.<<, warf Dagma ein, um die Gemühter zu beruhigen, >>Ich kann euch beide verstehen, doch streiten hilft nichts. Wir müssen  uns gegenseitig helfen, um alle wieder nach Hause zu kommen.<<

>>Das sehe ich ganz genauso.<<, stimmte ich ihr zu, >>Lasst uns zusammen den Überlichtschlüssel holen und zurück nach Hause fliegen.<<

>>Pah! Das hättet ihr wohl gern! Ihr bekommt gar nichts von mir!<<, zischte Simon.

>>Wir wollen doch alle nur nach Hause... können wir dir irgendwie unsere Aufrichtigkeit beweisen? Dir zeigen, dass wir einfach nur nach Hause wollen... das willst du doch auch oder?<<, sprach Gina und die Verzweiflung in ihren Worten war greifbar.

Stanley drehte sich sofort zu ihr um und nahm sie in den Arm, woraufhin sie begann zu weinen. Er streichelte ihr leicht über den Kopf und Blickte dann finster zu Simon. Eigentlich ist es nicht ihre Art zu weinen, aber diese Umstände fordern auch bei meiner sonst so taffen Tochter ihren Tribut.

>>Gut.<<, sagte ich und atmete tief durch, >>Sag uns einfach, was du für den Schlüssel haben willst.<<

>>Ich will Essen!<<, erklärte er hastig, >>Und eine Mitfahrgelegenheit nach Hause.<<

>>Okay, das klingt machbar...<<, antwortet ich nur, ein bisschen verwirrt von seiner Antwort. 

>>Und zwar bis heute Abend, möchte ich fünf dieser riesigen Früchte, die hier überall sind!<<, fügte er noch hinzu und verschwand wieder in die Büsche.

>>Dieser Kerl ist einfach nur seltsam.<<, stellte meine Frau fest und mit dem Blick auf die Stelle, wo er eben noch stand.

Gina hatte sich inzwischen auch wieder beruhigt, sie saß nun auf dem Boden mit Karlchen, der sofort zu ihr geeilt war, um sie ebenfalls zu trösten.

>>Dad, es ist nahezu unmöglich so viele Früchte in nur noch... cirka 6 Stunden zu sammeln. Abgesehen davon müssen wir auch noch den Weg zurück zur Beatrice und uns ausrüsten.<<, sagte Gina erschöpft.

>>Lasst uns erst einmal zurück gehen und dann überlegen wir weiter.<<, sagte ich knapp, denn ich wusste auch nicht, wie wir das schaffen sollen...


Inzwischen waren drei Stunde um und wir hatten tatsächlich schon zwei Früchte gefunden, die nun auch schon bei der Beatrice angekommen sein müssten. Dagma und Gina nehmen sie dort in Empfang, sie waren mit der ersten Fruchtlieferung mitgegangen und wollten dann in der näheren Umgebung weiter suchen. Stanley und ich hatten beschlossen, weiter zu gehen, um unsere Suche auszuweiten. 

>>HILFE!<<, ertönte plötzlich eine Stimme.

>>Das klingt doch nach...<<

>>Simon...<<, beendete Stanley meinen Satz.

Wir eilten sofort in Richtung des Hilferufes.

Nach ein paar Metern sahen wir das Szenario. Simon klemmte unter einem dicken Stamm fest und wurde von einer riesigen Kreatur bedroht. Wir fackelten natürlich nicht lang, rannten zu dem Monster und griffen es mit Hilfe der Pikmin an. Es dauerte eine Weile eh wir es besiegt hatten. Dieses Vieh war ganz schön hartnäckig, aber wir und die Pikmin waren wohl auf.

>>Simon, wir helfen dir.<<, sagte Stanley und rannte sofort zu ihm, >>Wie ist das denn passiert?<<

>>Das Monster hat mich überrascht... ich wollte diesen Stamm gerade wegbringen, als es aus dem Gebüsch sprang und dummerweise landete dieses schwere Ding auf mir.<<, antwortete er gequält.

>>Du hast diesen Stamm alleine bewegt? Das ist doch ein halber Baum... aber egal das ist unwichtig, erstmal müssen wir dich da rausholen!<<, sagte Stanley entschlossen und wir machten uns an die Arbeit.

Pikmin - Auf zu neuen PlanetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt