- 𝟎𝟔 -

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𝐀 𝐋 𝐄 𝐀






Als ich am Morgen aufwache, fühlt sich alles so anders an. Denn nicht nur die Umgebung hat sich verändert. Kein Gebrülle. Kein stinkender Zigarettengeruch. Nichts.

Alles was ich hören kann, ist die Stille. Und diese Art von Stille ist die laute. Es ist zwar so still, aber gleichzeitig kommt es einen so laut vor. Verständlich? Ich versteh mich manchmal auch nicht.

Was ich aber weiß, ist dass heute ein schwieriger Tag wird. Denn als ich gestern dem Teufel alles gesagt habe, was eigentlich schon längst raus musste, war mir bewusst, dass sein Hass mir gegenüber noch größer geworden ist.

Ich habe alle Grenzen überschritten. Und dass ich dann auch noch weg gegangen bin, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil, wenn dann sogar schlimmer. Aber wer hätte denn ahnen können, dass ich wieder dahin muss. Auch wenn nur für dreizig Minuten.

Diese reichen nämlich aus, um wieder auf mich draufzuhauen und all den Frust rauszulassen. All seine Trauer an seine Tochter rauszulassen.

Dios, bitte lass es nicht allzu schlimm werden.

Die Zimmertür öffne ich und gehe erstmal nach unten in die Küche. Da schaue ich mich dann etwas um und lasse es aber dann doch dabei.

Ich bekomme gerade ehrlich nichts runter und Kaffee kann ich auch nicht zu mir nehmen. Eigentlich brauche ich täglich meinen Koffein, den ich immer mit Matcha Latte zu mir nehme, aber auch das muss ich erstmal von zuhause mitnehmen.

Als ich hinter mir Schritte wahrnehme, drehe ich mich um, um einen großen gutgebauten Mann vor mir vorzufinden.

„Aurora habe ich heute in den Kindergarten gebracht. Lass dir nachher von Renata sagen, wie der Ablauf ist."

Schon wieder diese kalte und distanzierte Stimme und ich könnt mich dafür töten, dass ich seine ausgestrahlte Aura auf irgendeiner Weise interessant finde. Wieso muss er auch so gut aussehen. Verdammt!

Aber ich werde alles andere tun, als ihm das zu bestätigen. Solche Männer haben sowieso schon ein zu großes Ego, also warum diese Arroganz noch verstärken?

Ein kurzes Nicken schenke ich ihm und gehe an ihm vorbei, um mich nach oben zubegeben. Ich will den Tag eigentlich so schnell wie möglich hinter mir haben. Denn wenn ich es geschafft habe, meine Klamotten hierher zu bringen, bin ich endlich aus dieser Hölle raus.

Außerdem will ich umbedingt schon zuhause sein, bevor die kleine Prinzessin wiederkommt. Sie weiß ja noch garnicht, dass ich hier bleibe. Zumindest für eine Zeit lang.

Doch bevor ich die erste Treppenstufe erreiche, spüre ich eine starke Hand an meinem Handgelenk. Automatisch zucke ich zusammen und schließe kurz die Augen.

Reiß dich zusammen. So schmerzhaft war es auch nicht und niemand soll doch wissen, was bei dir eigentlich los ist.

Zu ihm drehe ich mich und bevor ich meinen Arm wegziehen kann, lässt er von selbst los. Wie gebannt schaut er auf meine Ärmel, die ich aber  schnell wieder runterziehe, um Nevio nicht direkt die blauen Abdrücke zu offenbaren.

„Ist etwas?" Schnell fange ich an zu reden, um den Fokus auf etwas anderes zu legen.

Denn eigentlich war sein Griff nicht so schmerzhaft, aber ich vermute die unerwartete Handlung und die Vorverletzungen haben mich einfach etwas überrumpelt.

𝐅𝐨𝐫 𝐚 𝐫𝐞𝐚𝐬𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt