1. Kapitel

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Alles begann an einem regnerischen Tag im Herbst. Im Jahr 2020 um genau zu sein. In einer Welt, in der Magie und paranormale Phänomene zum Alltag gehörten. An jenem
regnerischen Dienstag saß der Junge Milan Bräuer auf dem Rücksitz eines Geländewagens, der in schnellem Tempo, über einen gepflasterten Weg holperte. Der Wagen gehörte seinen Eltern. Seine Mutter hatte eindeutig zu viel Spaß daran Geschwindigkeitsbegrenzungen zu ignorieren.

Besorgt sah Milan zu seinem vierjährigen Bruder Miro hinüber. Doch dem schien all das gar nichts auszumachen. Aber Miro hatte sowieso mit nichts wirklich ein Problem. Er freute sich ja auch über den Umzug. Im Gegensatz zu Milan hatte er kein Problem damit sich an neuen Orten einzuleben.
Und wenn der neue Ort ein Schloss in den Bergen war, dann erst recht nicht.

Das Schloss hatten sie von Milans Großmutter Marlene geerbt. Sie hatte bis zu ihrem Tod dort gelebt. Milan hatte sie nie wirklich kennengelernt, darum trauerte er auch nicht wirklich um sie. Nach ihrem Tod musste jemand das Schloss übernehmen und so hatten seine Eltern kurzerhand beschlossen, von der Großstadt aufs Land zu ziehen.

Hier war alles anders. In der Stadt waren überall Lichter gewesen. Doch hier war es dunkel. Die Häuser waren klein und es gab nirgendwo gutes Netz. Letzteres war das Schlimmste für Milan.

Die Luft im Auto war stickig, also öffnete er das Fenster und holte einmal tief Luft. Und erstarrte. Denn soeben hatte er einen Blick auf sein neues Zuhause erhascht. Sie hielten direkt auf das riesige Eingangstor zu. Dahinter ragten die zwölf Türme des Schlosses auf. Im Licht der untergehenden Sonne, wirkte dieser Anblick seltsam düster.

Das Gebäude war riesig. Woher würden sie bitteschön das Geld nehmen, um diesen alten Kasten zu bezahlen? Seine Mutter bremste viel zu nah am Tor und drehte sich nach ihren Söhnen um. "Wir sind da. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, wie man dieses Tor aufmacht. Und... ohh."
Das gewaltige Holztor war von ganz alleine aufgeschwungen. Verdutzt zog Milans Mutter die Augenbrauen hoch.

Sein Vater kroch beinahe unter den Sitz. Er hatte Angst vor fast allem, was sich nicht sofort erklären ließ. Im Gegensatz zum Rest der Familie, hatte Robert Bräuer eine magische Veranlagung. Er konnte Wasser kontrollieren. Wäre seine Fähigkeit stärker ausgeprägt gewesen, wäre es beeindruckend gewesen. Doch mit dem bisschen Magie, hätte man nicht mal Spaghetti kochen können. Zudem war er ziemlich ängstlich und erschrak immer dann, wenn er gerade einen Erfolg erzielt hatte, sodass alles wieder in sich zusammenfiel.

In der heutigen Zeit war die Magie sehr viel schwächer geworden. Vielleicht lag es daran, dass die Welt immer mehr neue Technologien entwickelt und die Magie sich zurückgebildet hatte, da sie ja nicht mehr gebraucht wurde. Milan hatte wenig Interesse daran. Warum auch? Er selbst hatte keinerlei besondere Kräfte. Nicht, dass ihn das gestört hätte. Als kleines Kind vielleicht schon, aber im Alter von neun Jahren hatte er gelernt, dass Magie auch Schattenseiten hatte.

Er erschrak, als plötzlich etwas gegen die Scheibe flog. Sein Schrei weckte Miro und sein Vater quiekte erschrocken auf. Als Milan sich wieder unter Kontrolle hatte, merkte er was da an die Scheibe geflogen war.
Es war... ein Huhn?! Da stand auf jeden Fall eins. Und noch eins. Und noch eins. Er zählte sechzehn Hennen und zwei Hähne. Eine der Hennen hockte verdutzt neben dem Auto im Staub. Verletzt war sie offenbar nicht. Immerhin etwas.

Aber warum gab es hier Hühner? Auch Milans Vater war offensichtlich verwirrt. "Marlene hatte doch gar keine Hühner. Sie wollte auch nie Welche. Sie meinte, die Viecher machen nur Arbeit und Lärm. Wem gehören Die denn dann?" Nervös blickte er sich um, als würde er erwarten, dass der Besitzer jeden Moment hinter ihm auftauchen könnte. Was völlig unmöglich war, denn Miro saß noch immer auf dem Rücksitz, direkt hinter ihm.

"Ach die werden Veronica gehören. Sie wohnt doch momentan auch noch hier. Wie hast du es bloß all die Jahre mit mir ausgehalten, wenn du sogar Angst vor Hühnern hast, Robert?" Milans Mutter lachte leise.
"Ich habe keine Angst vor Hühnern! Ich mache mir nur berechtigte Sorgen."
Milan seufzte und öffnete die Autotür. Er kannte diese Diskussionen schon viel zu gut, um sie noch amüsant zu finden.

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