Kapitel 1

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Der graue Herbstnachmittag legte sich über das kleine Dorf, als Philip und Sebu widerstrebend in den dunklen Keller hinabstiegen. Ihre Mutter hatte entschieden, dass es an der Zeit sei, die alten Matschsachen wieder herauszuholen. Die Brüder, mittlerweile 15 und 16 Jahre alt, seufzten bei dem Gedanken, in dieser Kleidung für Kleinkinder rausgehen zu müssen.

„Ihr könnt in den Ferien nicht nur drinnen sitzen und auf einen Bildschirm starren", versuchte die Mutter, ihre Söhne zu überzeugen, als sie die staubigen Kisten im Keller öffneten.

Die Brüder betrachteten die vertrauten, aber längst vergessenen Kleidungsstücke in ihren Händen. Die Vorstellung, sich in Matschhosen und Gummistiefeln zu präsentieren, während sie nun Jugendliche waren, erschien ihnen peinlich.

„Mama, das ist doch kindisch", protestierte Sebu und betrachtete die abgewetzten Ärmel der Matschjacke, die er in der Hand hielt.

„Ach, kommt schon, das wird Spaß machen. Ihr werdet sehen", ermutigte sie ihre Mutter und begann, die alten Sachen auszupacken. Die Matschkleidung bestand aus Matschhosen, Matschjacken, Gummistiefeln und Buddelfäustlingen.

Philip und Sebu tauschten einen skeptischen Blick aus, aber sie wagten es nicht, sich gegen den Willen ihrer Mutter zu stellen. Sie hatte ihnen ihre Handys weggenommen und den Computer durften sie auch nur noch nutzen, wenn sie das getan hatten, was ihnen ihre Mutter befahl.

Nach und nach zogen sie die Matschhosen an, zwängten sich in die viel zu engen Gummistiefel und kämpften mit den Buddelfäustlingen. Die Hosen waren enger geworden, die Stiefel drückten, und die Fäustlinge passten kaum über ihre Hände. Ein Gefühl der Peinlichkeit breitete sich in ihnen aus, als sie sich vor dem Spiegel betrachteten. Die Matschsachen waren zwar eng, passten den beiden aber noch.

„Ihr seht großartig aus", kommentierte die Mutter mit einem breiten Lächeln, als die beiden vor ihr standen, gekleidet wie kleine Kinder.

„Das ist so peinlich", murmelte Philip, der sich in seiner Matschhose sehr unwohl fühlte.

Die Mutter ignorierte ihre Proteste und schickte die beiden Jungs in den nahegelegenen Wald. Das Rascheln der Blätter unter ihren Gummistiefeln begleitete sie, als sie sich tiefer in den Wald wagten.

„Wir könnten einfach behaupten, wir hätten im Schlamm gespielt und uns dreckig gemacht", schlug Sebu vor, als sie einen geeigneten Platz fanden.

Philip stimmte zu, aber die Mutter hatte ihnen die Anweisung gegeben, sich richtig schmutzig zu machen. Also zwangen sie sich, in den Schlamm zu springen und sich zu wälzen, während ihre Gedanken weit weg von diesem Moment waren.

„Das ist so kindisch", beschwerte sich Philip erneut, als er versuchte, mit den klobigen Buddelfäustlingen etwas zu greifen.

„Ja, aber Mama will es so", erinnerte ihn Sebu mit einem leichten Grinsen.

Die beiden Brüder spielten widerwillig weiter, aber nach und nach konnte man echtes Lachen hören. Die Erinnerungen an ihre Kindheit überwanden allmählich die anfängliche Peinlichkeit. Die Mutter hatte recht gehabt – es machte tatsächlich Spaß.

Als die Sonne langsam unterging, kehrten sie schließlich nach Hause zurück. Ihre Kleidung war nun so schmutzig, wie es ihre Mutter gewollt hatte.

„Ihr seht aus, als hättet ihr eine Menge Spaß gehabt", sagte die Mutter und lächelte zufrieden.

Philip und Sebu tauschten einen Blick aus und lächelten schließlich ebenfalls. Trotz der anfänglichen Peinlichkeit hatten sie einen unvergesslichen Nachmittag erlebt, der sie wieder für einen Moment in ihre Kindheit versetzt hatte – in die Zeit, als Matschhosen, Gummistiefel und Buddelfäustlinge noch das Größte auf der Welt waren.

Matschhosengeschichten Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt