23. Türchen

62 10 0
                                    

LOUIS

Samstag, 23. Dezember

Ich hatte in der Nacht kein Auge zugetan, und als ich am Morgen aufstand, hatte ich einen Plan gefasst. Heute würde ich Briana einen Besuch abstatten und mir den Kleinen selbst ansehen.

Statt des reichlichen Frühstücks, das meine Grandma vorbereitet hatte, nahm ich mir nur eine Tasse Kaffee und ging eine rauchen.

Dann begann das Warten, denn zu früh wollte ich auch nicht bei ihr aufkreuzen. Lottie kam und würde mich zu Briana begleiten, denn ich hatte keine Ahnung, wo sie mittlerweile wohnte.

Um zehn Uhr stiegen wir in mein Mietauto und Lottie sagte mir den Weg an. „Hast du Briana vorgewarnt?", fragte ich meine Schwester mit zusammengebissenen Zähnen. Wenn meine Großeltern Briana nicht zufällig gesehen hätten, dann hätte ich noch immer nichts von meinem Sohn gewusst. Und das Geheimnis zwischen Lottie und Briana wäre gewahrt geblieben.

„Nein, hab ich nicht.", antwortete Lottie und dirigierte mich in ein Wohngebiet. „Hier musst du noch mal rechts abbiegen, dann sind wir da." „Okay." Ich parkte das Auto und wir gingen zur Haustür. Lottie klingelte, und ein kleiner, blonder Junge öffnete uns die Tür.

Es war, als würde ich in einen Spiegel sehen! Er war mir tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten, und plötzlich musste ich mit den Tränen kämpfen. „Hey Freddie, ist deine Mum da?", fragte Lottie ihn und er nickte. Ganz offensichtlich war er verwirrt durch meine Anwesenheit, und er tat mir unendlich leid!

Briana kam zur Tür und lächelte uns an. „Das hat ja nicht lange gedauert...", sagte sie und bat uns hinein. Ich konnte meine Augen nicht von Freddie wenden, er war wirklich ein Mini-Me. „Wieso?", fragte ich Briana tonlos und sie seufzte. „Wir wissen beide, dass es nur eine Affäre war und du eigentlich nicht auf mich oder Frauen im Allgemeinen stehst. Als ich festgestellt habe, dass ich schwanger war, warst du längst aus meinem Leben verschwunden." „Ein Anruf hätte genügt.", sagte ich enttäuscht, denn sie hatte mir meinen Sohn vorenthalten.

„Freddie, komm mal her.", sagte sie zu ihm, und Freddie ging zu ihr und kletterte auf ihren Schoß. „Freddie, ich möchte dir deinen Dad vorstellen. Das ist Louis." Freddie nickte langsam und ich streckte die Hand nach ihm aus. Er zuckte zurück und ich biss mir auf die Wangeninnenseite, weil mir dieses Zurückzucken wehtat. „Sein voller Name ist Freddie Reign, er wurde am 21. Januar 2016 geboren und ist demnach sieben Jahre alt.", erklärte Briana und Freddie grinste bei der Nennung seines Geburtstages. „Dann wirst du ja bald acht Jahre alt.", sagte ich und er nickte scheu.

„Warum gehst du nicht und zeigst Louis deine Autosammlung?", fragte Briana unseren Sohn, und er rutschte von ihren Knien und ging voraus in sein Zimmer. Dort deutete er auf zwei randvolle Kisten mit Matchboxautos und ich grinste. „Wow, das ist ja toll. Welches ist dein Lieblingsauto?", fragte ich ihn, und er langte in ein Regal und holte einen kleinen Ford Mustang heraus. „Du hast einen guten Geschmack.", lobte ich ihn und er sah mir in die Augen.

„Bist du wirklich mein Dad?", fragte er mich und ich nickte. „Ja, das bin ich." „Wie kannst du dir da so sicher sein?" „Deine Mum sagt es, also muss es stimmen. Außerdem siehst du aus wie ich." Er grinste und ich drehte uns zum Spiegel an seinem Kleiderschrank um. „Guck mal, dein Lächeln ist genau wie meines.", sagte ich dann und wieder nickte er. „Werde ich dich jetzt öfters sehen?", fragte er mich und ich schluckte. „Das müssen deine Mum und ich noch klären. Ich wohne jetzt in Amerika, weißt du." „Das heißt, ich verliere dich schon wieder." „Nein, ich bin dein Dad und werde immer für dich da sein." „Okay."

Ich verstrubbelte ihm die Haare und ging dann zurück ins Wohnzimmer, wo Briana und Lottie sich leise unterhalten hatten. „Ich will Teil seines Lebens sein.", forderte ich, und als Briana etwas sagen wollte, stoppte ich sie: „Ich werde ein Teil seines Lebens sein. Und du wirst nichts dagegen tun." „Also gut, aber dann musst du auch wirklich für ihn da sein." „Wir facetimen die ganze Zeit, und sobald ich meine Sachen in Amerika geregelt habe, denke ich über eine Rückkehr nach." Mir war klar, dass ich das nicht alleine entscheiden konnte, nicht, wenn ich mit Harry zusammen sein wollte, aber vorerst musste das reichen.

Als wir wieder zurück bei unseren Großeltern waren, holte ich mir noch eine Tasse Kaffee und ging noch eine rauchen, dabei rief ich Harry an.

„Ich habe meinen Sohn kennen gelernt und ich schicke dir dann gleich ein paar Fotos." „Sieht er wirklich aus wie du?" „Jep. Ich kann ihn nicht abstreiten, und er ist so süß, dass ich das auch gar nicht will." „Dann willst du wieder nach England ziehen?" „Vorerst nicht.", antwortete ich und meinte, Harry aufatmen zu hören.

„Wir reden darüber, wenn du hier bist, okay?", schlug ich dann vor und er stimmte zu. „Ich vermisse dich.", sagte Harry und ich seufzte. „Ich dich auch."

HARRY

Als ich mir die Fotos von Freddie ansah, war mir sofort klar, dass er definitiv ein Tomlinson war, denn er sah aus wie Louis, nur kleiner und blond. Er war echt süß.

Aber auch wenn er natürlich nichts dafür konnte, war er jetzt plötzlich das Damoklesschwert, das über Louis und mir hing. Ich spürte es fast schon über meinem Kopf.

Freddie war eine Wahnsinns-Wendung in Louis Leben, und damit auch in meinem. Ich liebte Louis und würde ihn niemals von seinem Sohn fernhalten. Er hatte schon die ersten acht Lebensjahre von Freddie verpasst.

Die ganze Sache ging mir nicht aus dem Kopf. Ich konnte einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken, und da ich sowieso nicht zur Ruhe kommen würde, bis ich mit Louis persönlich darüber gesprochen hätte, beschloss ich spontan, schon heute nach Doncaster zu fahren.

Ich verabschiedete mich von Mum und Gemma und versprach den beiden, dass ich spätestens an Silvester wieder da sein würde. Dann packte ich die Geschenke für die Tomlinsons ins Auto und fuhr los. Um meinen Kopf ein bisschen frei zu kriegen, machte ich das Radio an und sang lauthals jeden Weihnachtssong mit, der gespielt wurde. Das brachte mich in Stimmung, und je länger ich fuhr, desto mehr freute ich mich auch schon wieder auf Weihnachten mit Louis und seiner Familie.

Dann fiel mir allerdings ein, dass es vielleicht nicht schlecht gewesen wäre, ihm Bescheid zu geben, dass ich schon auf dem Weg nach Doncaster war, also rief ich ihn mit der Freisprecheinrichtung im Auto an.

*Hey*. "Hey. Ich sitze schon im Auto und bin auf dem Weg zu dir". *Was? Heute schon?*. "Ja. Ich glaube, ich bin in einer halben Stunde da". *Wie cool!*, rief er erfreut und nannte mir dann die Adresse seiner Großeltern.

Es dauerte noch eine dreiviertel Stunde, dann parkte ich vor dem Haus, und als ich ausstieg, öffnete Louis mir bereits die Eingangstür von innen.

"Hey!", begrüßte er mich und strahlte mich an, als ich zu ihm ging. "Hi!". Ich blieb vor ihm stehen und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. "Du kommst genau richtig zum Abendessen. Danach werden wir aber zu meiner Schwester fahren. Dort schlafen wir", teilte er mir mit. "Alles klar. Deine Großeltern wissen doch über uns Bescheid, oder?". "Ja, aber ich glaube nicht, dass sie begeistert wären, wenn wir in einem Bett schlafen. Du weißt schon...". "Klar. Na, dann stell mich mal vor". "Komm rein".

Ich lernte die Großeltern kennen, ließ meinen Charme spielen, und das Abendessen war köstlich.

Danach fuhren Louis und ich zu Lottie, und sie und Lewis waren echt cool. Der kleine Lucky schlief gerade, und ich war auch schon echt neugierig auf ihn.

"Hier, das ist euer Reich", sagte Lottie, als sie Louis und mir das Gästezimmer zeigte. Dann ließ sie uns alleine, und ich musste mich ernsthaft zusammenreißen, nicht gleich über Louis herzufallen. Doncaster-Louis war nämlich heiß. Sein Akzent war thick und er war hier voll in seinem Element. Sexy! Aber wir hatten etwas zu besprechen.

"Wir sollten reden", sagte ich also. "Ja". "Hör mal, Louis, ich würde niemals von dir erwarten, deinen Sohn für mich zu vernachlässigen. Du solltest für ihn da sein. Ich weiß nur nicht, was das für uns bedeutet". "Vorerst wird sich nichts ändern, außer dass ich regelmäßig mit ihm facetimen werde. Ich will ja auch nichts überstürzen. Er hat mich jetzt ein einziges Mal gesehen und soll sich an mich gewöhnen. Und dann sehen wir weiter".

"Klingt vernünftig". "Ja. Ich würde von DIR niemals erwarten, dass du deine Eishockey-Karriere aufgibst. Nicht wegen mir". "Du bist mir wichtiger als meine Karriere", sagte ich wahrheitsgemäß, und Louis grinste mich spitzbübisch an. "aaawww. Danke, Baby. Aber wie gesagt : Vorerst bleibt alles beim Alten, und dann sehen wir weiter. Können wir einfach Weihnachten und Silvester miteinander verbringen, ohne über Dinge nachzudenken, die so existenziell sind, dass man davon Kopfschmerzen kriegt? Lass uns darüber reden, wenn wir wieder in Chicago sind, okay?". "Wie du willst".

"Danke. Und jetzt tu mir bitte einen Gefallen". "Jeden". "Fick mich, Styles".

CHICAGO - AdventkalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt