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(5 Monate später)

„Ich versteh einfach nicht, warum ihr gehen müsst!"
Bockig verschränkte Josh die Arme vor der Brust und funkelte seinen Clan missmutig an. Delta Irmgard, seine fünfzig Jahre alte und sehr glücklich verpartnerte Hauslehrerin räumte rasch die Unterrichtsmaterialien fort und verabschiedete sich mit einem leichten kameradschaftlichen Augenzwinkern in die Richtung des Omegas, der nun auf Krawall gebürstet war. Nach dem letzten unerfreulichen Vorfall in der Schule vor gut fünf Monaten, hatte Duncan auf einen Privatlehrer bestanden. Es hatte geschlagene fünfzehn verschiedene Kandidaten gebraucht, bis sie sich alle auf Irmgard hatten einigen können. Die Frau zeichnete sich durch einen sehr ruhigen, aber strengen Charakter aus und konnte Josh mit seinen häufig wechselnden Emotionen mühelos händeln. Die Frau hatte selbst zwei Delta Töchter im pubertierenden Alter und wusste, womit sie es hier zu tun hatte.
Zudem hinaus hatte Irmgard einen hervorragendes Empfinden für Stimmungen und spürte genau, wann sie sich zurückziehen musste.
So auch in diesem Fall.
Geistesabwesend schloss Xander die Tür hinter ihr und wandte nun auch seine volle Aufmerksamkeit dem auf und ab stiefelnden und sehr unruhigen Herzen seines Clans zu.
Josh murrte leise, gab entzückende kleine Knurrlaute von sich, während er wie ein Miniatur Kesselflicker vor sich hin schimpfte.
Dabei raufte er sich die Haare und sah schon bald aus, als hätte er mit einer Gabel in der Batterie eines Solarseglers herumgestochert.
Duncan seufzte tief auf und packte den mehr als zwei Kopf kleineren Jungen an den Schultern, um ihn an Ort und Stelle zu fixieren.
„Beruhige dich, Liebling. Du weißt aber schon, was unsere Arbeit beinhaltet, oder? Du weißt doch ganz genau, dass wir Verbrecher jagen... du weißt, dass David ein Headhunter ist. Und du weißt auch, dass wir damit unseren Lebensunterhalt verdienen müssen. Die Alternative wäre, dass Rafe und ich wieder als Vollstrecker arbeiten. Was wäre dir lieber?"
Josh funkelte ihn wütend an und knurrte: „Nein! Ich will keins von beidem! Es ist beides gefährlich und ich will nicht, dass euch etwas passiert! Ich will nicht, dass ihr euch in Gefahr begebt und mich im schlimmsten Fall alleine auf dieser Welt zurücklasst. Ihr habt mich beansprucht, ihr seid schuld, dass ich mich emotional und körperlich an euch gebunden habe! Wenn euch etwas geschieht, was soll denn dann aus mir werden?"

Bei dem Gedanken daran, dass sein Alphaclan sich schon wieder in Gefahr brachte, einfach nur, weil es ihre Aufgabe war, den schlimmsten Schwerverbrecher des Planeten hinterher zu jagen, schossen Josh Tränen in die Augen. Beim letzten Auftrag war sein geliebter Kuschelbär Xander verletzt worden! Er wollte nie wieder miterleben, wie einer von ihnen blutüberströmt zurückkehrte!
Seit gut sechs Monaten war er nun an diesem Zirkel gebunden und er liebte seine Jungs über alles.
Rafe seufzte leise und sagte: „Liebling... Wir sind die besten, die es gibt. Der Alpha, der uns besiegt kann, wurde noch nicht geboren... Also komm gar nicht erst auf die Idee, dich in den Gedanken hineinzusteigern, dass wir nicht mehr da sein werden. Du wirst niemals von uns loskommen, egal ob in diesem Leben oder im nächsten! Du gehörst uns! Außerdem werden wir dich mit Sicherheit nicht ungeschützt zurücklassen. Dieses Mal bleibe ich bei dir... Du siehst also, du bist nicht allein, Baby."
Verstockt blickte der Junge zum Boden und scharrte unruhig mit seinen Füßen in dem dicken, flauschigen Teppich. Er hasste es einfach, wenn sie hinter einem Schwerverbrecher her waren.
Ja, er wusste natürlich, dass seine Alphas zu den stärksten gehörten die es derzeit landesweit gab, dennoch konnte er die nagende Furcht nie ganz abstellen, wenn sie nicht bei ihm waren.
Nicht, dass er stark genug gewesen wäre, die über zwei Meter großen Riesen selbst zu beschützen.
Das war auch nicht der Punkt.
Er mochte es einfach, wenn sie alle in seiner Nähe waren, jede Nacht mit ihm in seinem Nest kuschelten und, wenn er ehrlich zu sich war... der Sex war auch nicht zu verachten.
Die Tatsache, dass Rafe bei ihm bleiben würde, besänftigte den Omega zwar ein wenig, trotzdem würde er alles versuchen, um die Alphas zum Bleiben zu überreden.
David schmunzelte und schlang die Arme um den schlanken Körper des Herzens. Dann küsste er zärtlich den Hals des Jungen und atmete glücklich den Duft seines warmen Körpers ein. Das Aroma von Honig und Waldbeeren wurde allmählich stärker und jedem im Clan war klar, dass der Omega nicht mehr weit von seiner nächsten Hitze entfernt war.
„Wir werden längst zurück sein, bevor du uns wirklich in deinem Nest brauchen wirst. Also sei jetzt ein braver Kleiner und kuschel die  nächsten fünf Tage mit unserem Eisklotz, dann sind wir im Hand umdrehen auch schon wieder da." murmelte er gegen Josh's Hals.
Ehe er sich versah, hatte David ihn hochgehoben und ihn einfach in die Arme des besagten Eisklotz gelegt, der ihn laut schnurrend an sich presste.
Völlig verdattert ließ Josh sich von den vier Männern küssen, die nur Sekunden später dann auch schon verschwunden waren.

Moment... so sollte das doch gar nicht ablaufen!
Er hatte vorgehabt, noch eine sehr Bühnenreife Show mit vielen Krokodilstränen hinzulegen und sexuelle Erpressung wäre ebenfalls eine Option gewesen!
„Ey..." schmollte der Omega und versuchte sich aus dem stählernen Klammergriff des Vollstreckers herauszuwinden. Rafe lachte fröhlich und trug ihn in die Küche, wo der Junge auf der Arbeitsplatte abgesetzt wurde. Als Josh mit dem Gedanken liebäugelte, zu Boden zu springen und seinen vier anderen Gefährten hinterher zu sprinten, stieß der dunkelhäutige Riese ein warnendes Grollen aus.
„Denk nicht mal dran, mein Schatz! Du wirst schön hier sitzen bleiben... essen, was ich dir vor die Nase setze und danach können wir darüber reden, was wir als Nächstes machen."
Der Alpha stützte seine Hände rechts und links neben Josh's Oberschenkeln auf und beugte sich zu ihm herunter.
Seine Lippen strichen federleicht über die Kinnlinie des Omegas, hauchten dann zarte Küsse auf die Augenlider, die Nasenspitze und schließlich auf seinen Mund.
Der Kuss vertiefte sich mehr und mehr und nachdem sie Minutenlang wild knutschend und fummelnd verbracht hatten, hörten sie das charakteristische Rauschen eines sich entfernenden Solarseglers.
„Oh... du... du... du Alpha! Du hast mich abgelenkt! Ich wollte doch... und jetzt..."
„Jetzt wirst du ein braver kleiner Omega sein und machen was ich sage, sonst lege ich dich übers Knie und vögel dir danach die Frustration aus deinem aufgedrehten System! Klar soweit?" Rafe blickte den aufmüpfigen Josh scharf an, dann nickte er noch einmal bekräftigend, nahm eine tiefe Schale aus dem Schrank und füllte diese mit dem Kürbis-Kartoffeleintopf, den David vor gut einer Stunde noch gekocht hatte.
Aus einer Schublade nahm er einen Löffel und reichte beides dem Jungen.
Doch dieser war sauer!
Jetzt waren seine Alphas irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs, brachten sich in tödliche Gefahr und ließen ihn hier zurück. Allein, unbefriedigt und voller Sorge...
Josh war schon irgendwie klar, dass er hier ganz gewaltig übertrieb, aber er wollte seine Männer wieder zurück in seinem Nest haben!
Tief in seinem Bewusstsein wusste der Omega auch, dass dieses intensive Klammern der nahen Hitze geschuldet war... etwas was natürlich Rafe ebenfalls wusste.
Dieses Wissen war der einzige Grund, warum sich der bockige Kleine nicht längst mit runtergelassener Hose auf seinen Knien befand!
Schließlich gab Josh sich geschlagen und begann leise schniefend den zugegebenermaßen köstlichen Eintopf in sich hineinzuschaufeln.
Ein großes Glas mit Canberriesaft wurde neben ihm auf die Platte gestellt und als der Omega sowohl das Essen wie auch den Saft restlos vernichtet hatte, kletterte er auf Rafes Schoß und kuschelte sich an die massive, durch das beständige Schnurren leicht vibrierende Brust des Mannes.
Der Vollstrecker lächelte zufrieden und kraulte sanft den Rücken des Clanherzens.
„Was hältst du davon, wenn wir einen Abstecher in die Bäckerei machen, dir ein dickes Stück Kuchen holen und dann mit einem schönen Spaziergang das Ganze verdauen?"
In dem Moment, in welchem der Alpha das Wort Kuchen erwähnt hatte, war Josh mit von der Partie gewesen. Gierig sabbernd rutschte er von Rafe hinunter und zerrte den Riesen hinter sich her zur Tür.
Jetzt wollte er Süßigkeiten!
Aber so was von!
Und als der Alpha sich absichtlich langsam bewegte, um ihn ein wenig auf die Folter zu spannen, knurrte der kleine Omega gereizt und versuchte den Muskelprotz, sein eigenes weitaus geringeres Körpergewicht nutzend, aus dem Haus zu schieben.
Kichernd erbarmte sich der Mann schließlich, wirbelte herum und drückte dem wütend maulenden Knirps einen liebevollen Kuss auf den Mund. Dann nahm er seine Hand und schlenderte in Richtung Stadt, um den Kleinen mit der anscheinend dringend benötigten Dosis Zucker zu versorgen.

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt