Wincent
Ich brachte ihn kurz auf Stand, was er verpasst hatte.
„Hat das wenigstens jemand festgehalten?", fragte er in die Runde.
„Für wie unvorbereitet hältst du mich?", empörte sich Amelie.
„Du bist ein Schatz", meinte Mats. „Airdroppst du mir das nachher einfach?"
„Klar."
„In 10 Minuten ist Showtime für Myle", verkündete meine Managerin, die natürlich wieder alles verpasst hatte.
„Wollen wir Myle zuhören?", fragte ich Anna.
„Gerne."
„Dann komm." Ich stand auf und half ihr hoch.
„Achso, du wolltest zu Tom, oder?", fiel mir auf dem Weg zur Bühne ein.
„Eigentlich schon, aber ist nicht so schlimm."
„Amelie geht bestimmt mit dir zu Tom."
„Ach, passt schon. Ich kann auch neben der Bühne warten, bis du fertig bist."
„Okay, wie du willst. Ich freu mich natürlich, wenn du in meiner Nähe bist."
Wir stellten uns neben die Bühne, aber so, dass die Fans mich nicht sahen. Auf Gerede hatte ich nämlich keine Lust.
„Myle, rock die Stage", sagte ich und klatschte mit ihm ab.
„Danke", erwiderte er und trommelte dann sein Team zusammen.
„Willst du Monitoring machen?", fragte mich Stefan.
„Oh ja", freute ich mich.
„Anna?"
„Ja."
„Komm, wir machen mal dein Monitoring rein", sagte ich und half ihr dabei.
Dann zog ich sie mit mir und Stefan bot mir seinen Stuhl und das Headset an. Da ich mein Monitoring ja noch nicht brauchte, setzte ich mir die Kopfhörer auf und setzte mich hin. Anna bekam auch noch einen Stuhl und als Myles Band auf die Bühne lief, berichtete ich ihr davon. Ihr Lächeln, als sie meine statt Stefans Stimme hörte, stimmte mich sehr glücklich. Ich beobachtete über die Monitore genau, was Myle tat und gab Anna eins zu eins Updates. Natürlich kommentierte ich alles und erst zwei Sekunden später, wenn ich es lachen hörte, fiel mir ein, dass Anna es direkt mitbekam. Nach Myles Auftritt musste ich leider das Headset an Stefan weitergeben und mein eigenes Monitoring reinpacken.
„Viel Spaß auf der Bühne", sagte Anna, als ‚Shake it off' lief.
„Danke. Dir viel Spaß beim Zuhören", sagte ich und gab ihr kurz einen Kuss.
Dann trommelte ich meine Band und Mats zusammen und wir brüllten uns das rituelle „Ey Büffel!" entgegen. Dann sprang ich vor der Treppe auf und ab und wartete auf den letzten Ton. Sobald dieser verklungen war und ich das Jubeln der Fans hörte, betrat meine Band die Bühne. Ich verfolgte gebannt das Intro und immer mehr Adrenalin schoss durch meine Adern. Als endlich mein Einsatz kam, lief ich auf die Bühne und vergaß zwei Stunden lang alles um mich herum.
Nach dem letzten Schlussapplaus lief ich von der Bühne und dort wartete schon Anna auf mich. Ich zog sie direkt in meine Arme und gab ihr einen Kuss. So konnte ein Konzertabend doch perfekt enden.Annalena
Nach der Show wollte Wincent duschen und dieses Mal gab ich nach. Immerhin hatte ich heute Morgen ja kuscheln vorgezogen und es war so warm über den Tag, dass die Dusche einfach nötig war. Anschließend saßen wir noch ein wenig zusammen, bevor wir mit Mats aufbrachen. Ich war beruhigt, dass Wincent nicht alleine die viereinhalb Stunden nach Berlin fahren wollte. Allerdings konnte ich das nicht kontrollieren, denn nach der ersten halben Stunde schlief ich ein. Geweckt wurde ich erst durch Fritz, der freudestrahlend ins Auto sprang und der Meinung war, mein Gesicht zu waschen.
„Hey, mein Großer. Ja, du freust dich, ne? Jetzt gehst nach Hause", sagte ich und kraulte ihn.
Während der Fahrt zu meiner Wohnung, Mats hatten wir anscheinend schon abgesetzt, kuschelte ich mit meinem Hund. Es war schon seltsam, ohne ihn unterwegs zu sein. Umso schöner war es, dass wir jetzt wieder gemeinsame Zeit hatten. In der Wohnung schleppten wir uns eher in Richtung Bade-und Schlafzimmer. Zähne putzen fiel aus, denn allein das Umziehen kostete Kraft. Wincent schien es aber ähnlich zu gehen und das beruhigte mich dann doch etwas. Immerhin war er an das Tourleben gewöhnt. Allerdings wunderte es mich nicht wirklich, dass er genauso fertig war. So kuschelten wir uns einfach nur unter die Decke und ich schlief quasi auf der Stelle ein.
Beim Frühstück am nächsten Morgen deutete Wincent mal wieder eine Planung an.
„Was hast du vor?", fragte ich direkt.
„Warst du schon mal in einem Kletterwald?"
„Äh, nein. Also, ich weiß, was es ist, aber hab ich noch nie gemacht", gab ich zu.
„Hättest du mal Lust drauf? So ein bisschen Adrenalin als Abwechslung. Ich hab jetzt fünf Tage Pause und dachte, dass wir uns vielleicht drei Tage nehmen und dann den Ausflug machen", schlug Wincent vor.
Wann machte er sich eigentlich immer solche Gedanken? Und wie er kam er auf die ganzen Ideen?
„Und wie soll das gehen? Da gibt es doch immer so Aufgaben oder nicht?"
„Ja, aber du musst da ja nicht alleine durch. Ich hatte überlegt, dass wir einfach noch jemanden mitnehmen. Vielleicht meine Schwester, die hätte da ganz sicher Lust drauf..."
„Liegt wohl in der Familie", warf ich ein.
„Vielleicht", erwiderte er grinsend. „Auf jeden Fall frag ich mal meine Technik-Jungs, ob wir das Monitoring irgendwie anpassen können. Und dann klettert einer vor, erklärt, was zu tun ist und hinter dir ist jemand als Absicherung."
„Und du meinst, das funktioniert?", hakte ich skeptisch nach.
„Klar geht das."
„Okay, wir können es versuchen."
„Geil", freute sich mein Freund. „Wenn ich eh meine Schwester frage, wollen wir deinen Vater auch einladen?"
„Du meinst, ein Familientreffen im Kletterwald?"
„Ja, quasi."
„Mein Dad ist ebenso ein Adrenalin-Junkie wie du. Der ist ganz bestimmt sofort dabei", verriet ich Wincent.
„Das klingt richtig gut. Ich ruf mal eben meine Schwester an, wenn das okay ist."
„Klar. Mach ruhig", sagte ich, denn jetzt konnte ihn sowieso niemand bremsen.
Wincent verschwand und ich schüttelte kurz den Kopf. Worauf hatte ich mich jetzt wieder eingelassen? Wincent brachte echt eine Seite von mir zum Vorschein, die ich bisher nicht kannte. Eigentlich hasste ich Veränderungen und neue Dinge ausprobieren hatte ich auch weistestgehend umgangen. Doch jetzt war er plötzlich da, der mit so einer Begeisterung neue Ideen schmiedete, damit wir gegenseitig unsere Welten besser kennenlernen konnten.
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Bin ich für sie blind?
Fanfikce„Sag mir, bin ich für sie blind?" Wincent ist verwirrt. Seit seinem Konzert in Berlin, wo Mats Anna kennengelernt hat, scheint sie ihn regelrecht bei seinen Auftritten zu verfolgen. Das zumindest erfährt er von Mats, denn er selbst bemerkt es gar ni...