Brücke

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Triggerwarnung: Suizidgedanken, Suizidversuch 

POV Ju

Nachdem ich das Haus verlassen hatte rannte ich los. Ich rannte einfach ohne festes Ziel im Kopf. Ich hatte ohnehin keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Mein Körper rannte einfach eigenständig in irgendeine Richtung. Und ich ließ es zu. Es war mir egal wohin mein Körper mich tragen würde. Alles war so egal. Die beiden lieben mich nicht und würden das auch nie tun. Und mit meinem Geständnis hatte ich nicht nur unser sexuelles Verhältnis zueinander zerstört sondern auch unsere Freundschaft. Wie sollten wir jetzt jemals wieder normal mitenander befreundet sein?
Die beiden werden sich mit Sicherheit von mir distanzieren. Wie sollte ich nur ohne die beiden leben? Ich meine es ist ja nicht nur, dass ich die beiden liebe. Rezo ist als Freund schon jahrelang einer der wichtigsten Teile meines Lebens. Und Mexi? Ihn kannte ich zwar noch nicht so lange aber er hatte sich sofort nach der ersten Begegnung einen besonderes Platz in meinem Herzen gesichert. Ich konnte mir nicht vorstellen ohne die beiden zu leben.
Wie aufs Stichwort bei diesen Gedanken spürte ich wie ich langsamer wurde und nur noch lief anstaat zu rennen. Und weil dem so war entschied ich mal wieder bewusst meine Umgebung wahrzunehmen. Mal zu gucken wo ich jetzt war.
Innerhalb von Sekunden erkannte ich die Brücke wieder. Ich war hier schon mal gewesen. Aber das war schon lange her. Damals nach meiner letzten Trennung war ich hier gewesen. Und ich war drauf und dran gewesen zu springen. Aber dann tauchte Rezo auf. Er hatte mich gefunden und dann hatte er mein Leben gerettet. Er hatte auf mich eingeredet und konnte mich schließlich von hier weg bringen.
Ich spürte wie mir Tränen über die Wangen liefen. Die Erinnerung an dieses Ereignis war schmerzhaft. Und die Tatsache, dass es mir auch nochmal zeigte wie lange ich Rezo eigentlich schon kannte, war auch schmerzhaft in diesem Moment.
Langsam lief ich auf die Kante der Brücke zu. Stellte mich genau hinter das Geländer und sah hinunter. Es ging mehrere Meter tief hinunter. Mit Sicherheit könnte ein Sturz aus dieser Höhe einen umbringen. Und wenn es der Sturz nicht tat dann würde es das nächste Auto, dass über die Autobahn fahren würde tun.
Es konnte so einfach sein. Ich musste nur über das Geländer klettern und dann noch einen Schritt nach vorne machen und schon würde ich in den sicheren Tod fallen.
Während ich darüber nachdachte kletterte mein Körper bereits über das Geländer. Er hatte immer noch ein Eigenleben und tat einfach was er wollte. Aber das störte mich nicht. Ich hatte nicht vor aufzuhalten was passierte. Ich hatte keinen Überlebenswillen mehr. Keinen Grund mich selbst aufzuhalten.
Und dann stand ich da. Außerhalb vom Geländer an der Kante. Nur noch ein Schritt und alles wäre vorbei. Ich spürte wie mir unentwegt Tränen über die Wangen liefen. Ich wollte dieses Leben nicht mehr. Mexi und Rezo waren in letzter Zeit das einizig gute in meinem Leben gewesen. Ansonsten hatte mein Leben in den letzten Monaten nur aus Arbeit bestanden. Also was an meinem Leben war dann noch Lebenswert wenn die beiden weg waren? Ich würde nur noch zum Arbeiten leben. Und was wäre das für ein Leben indem man nur arbeitet?
Tut mir Leid, Rezo, Mexi aber ich möchte dieses Leben nicht mehr.

POV Rezo

Ich zog Mexi regelrecht hinter mir her. Kaum war mir eingefallen wo Ju nach seiner letzten Trennung war war ich losgerannt. Ich hatte nur noch Mexi an die Hand genommen und schleifte ihn seither fast schon mit mir mit. Schließlich wusste Mexi nicht wohin ich wollte.
Ich rannte so schnell ich konnte. Panik stieg in mir auf. Das war schon einmal passiert. Damals hatte ich ihn gerade noch rechtzeitig dort weg bekommen. Was wenn ich diesmal zu spät kam? Das würde ich mir nie verzeihen. Ich könnte nicht damit Leben, dass Ju gestorben war weil ich zu lange gezögert hatte, weil ich zu feige gewesen war meine Gefühle zu äußern. Ich könnte nicht ohne Ju leben. Verdammt, Ju bitte sei wohlauf. Bitte lass mich dich wieder da weg holen. Bitte lass uns das wieder gemeinsam schaffen.
Als ich um die letzte Kurve ging, die hinauf zur Brücke führte schloss ich kurz die Augen. Zu viel Angst hatte ich davor was ich sehen könnte. Doch nach wenigen Sekunden rang ich mich dazu durch die Augen wieder zu öffnen. Ich sah bereits eine Gestalt hinter dem Geländer stehen. Das musste Ju sein. Ich zog mein Tempo nochmal wieter an für die letzten paar hundert Meter.
"Ju, bitte tu es nicht" schrie ich mir die Seele aus dem Leib während ich weiter auf ihn zu rannte.

Liebe ist kompliziert (Juzofy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt