Zwei dumme Grashalme und ein nerviges Stückchen Gold

3. Goldlöckchen auf Rettungsmission

To

Ganz allein hob der Waldläufer den gerade halbtoten Hobbit im Brautstil hoch und schleppte ihn, gefolgt von den drei anderen Hobbits und uns den Berg hinunter. Es war eine sehr rutschige Angelegenheit und es hätte ich nicht gewundert, wenn Ari den Halbling runtergeschmissen hätte, doch irgendwie schaffte es der Noch-nicht-König den Verletzten heil unten abzusetzen. Naja, eben so heil wie noch möglich. Steinbrocken kullerten polternd um unsere Füße herum und ich rutschte mehrmals aus, doch letztendlich kam auch ich neben meiner Freundin, dem Waldläufer und dem Morgulspieß zum stehen. Merry, Pip und Sam gurkten noch irgendwo am Hang rum, was ich aus den unbedacht, laut herausgeschrienen, verzweifelten Schreien nach Frodo schließen konnte.

Die Warge warteten schon begeistert schwanzwedelnd auf uns, sodass wir sie nur schwer davon abhalten konnten alle Anwesenden abzuschlabbern. Das Waldläuferchen versuchte vergeblich Frodo ordentlich auf Hectors Rücken zu verstauen und trotzdem nicht in die Nähe des gefährlich hechelnden Mauls zu kommen. Putzig. Hector versuchte derweilen, Ari zu beschnüffeln, jedoch wich dieser immer einen Schritt nach hinten aus, wenn ihm der Wargkopf zu nahekam.

"Streicher, wir machen das. Wir bringen Frodo so schnell wie möglich nach Imladris. Ihr kümmert euch um die Halblinge und Manwe stehe Euch bei, wenn sie auch nur einen Kratzer abbekommen!"

Kurz starrte der Ungekrönte uns sehr unzufrieden an, dann nickte er knapp, wohl einsehend, dass unser kleiner Ringträger andernfalls höchstwahrscheinlich draufgehen würde. Den Wiederwillen konnte man ihm dennoch nur allzu deutlich ansehen. Selbst im Dunkeln.

Nach seiner Zustimmung tauschte ich mit Ju noch einen bedeutenden Blick, bevor ich ebenfalls auf mein kleines Wargchen kletterte, Frodo irgendwie festhielt und Hector sich zügig in Bewegung setzte.

"Hättest du gedacht, Ari stimmt so schnell zu?", wollte ich von meiner Freundin wissen, während wir ziemlich zügig, nach Osten düsten.

"Nö, aber er hatte keine Wahl. Entweder, er behält Frodo bei sich und der Kleine stirbt mit Sicherheit, oder er lässt Frodo mit uns gehen und der Kleine stirbt nur vielleicht", ich meinte zu erkennen, wie sie gleichgültig mit den Schultern zuckte.

"Das war irgendwie Erpressung", überlegte ich leicht grinsend.

"Wie denkst du, hätten wir sonst in Dorwinion so viel Wein ergattern können, wenn wir nicht eine saubere Erpressung ausgearbeitet hätten?", betonte die Essiggurke mit unschuldigem Unterton.

"Hast ja Recht. Wir sind so viel produktiver, wenn Fe und Ke nicht da sind!"

"Okay, aber danach hassen uns alle"

"Ja, das ist vielleicht ein Grund sie doch mitzunehmen", jetzt war ich die, die mit den Schultern zuckte. "Aber hey, wir müssen einen Hobbit retten! Themawechsel!"

Wir ritten schweigend durch die Nacht. Hielten Ausschau nach Schatten, lauschten in die Stille hinein, doch unsere Sorge, den Nazgûl noch einmal zu begegnen, blieb unbegründet. Die Sonne schob sich über das Nebengebirge, wärmte den Boden und ließ unsere Taufeuchten Mäntel langsam, aber sicher trocknen.

Dem Hobbit ging es sichtlich schlecht. Er war kaum mehr ansprechbar, atmete viel zu schnell und war blasser als der Mond. Ab und an kam ein heiseres Krächzen aus seinem Mund, woraufhin wir sofort nachschauten, ob etwas nicht stimmte. Meistens jedoch kamen die Laute einfach so, zu Beispiel, wenn Brian oder Hector, je nach dem auf welchem Warg der Halbling gerade hing, einen kleinen Sprung machte, oder sich kurz schüttelte. In regelmäßigen Abständen versuchten wir Flüssigkeit in den Hobbit zu bekommen, was allerdings selten funktionierte.

Nach drei Tagen, mit wenig Schlaf und viel Stress, kamen wir schließlich wieder in die Nähe der Trollhöhlen.

"Es sieht wirklich schlecht für ihn aus, wenn wir nicht bald ankommen, dann war's das mit dem Ringträger!", informierte mich die Essiggurke, die gerade dabei war, dem Halbling etwas Wasser in den Mund zu kippen und ihm beim Schlucken zu helfen.