26 - Ich bin so gesegnet

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[Louis]

Harry hatte sein Versprechen ernst gemeint. In den drei Tagen, die wir bereits hier waren, hatten wir die Schlafenszeit meiner Tochter bestens genutzt und an allen möglichen Plätzen im Haus auf jede nur erdenkliche Art gevögelt.
Mir tat alles weh, als ich an diesem Nachmittag nach einem kleinen Zwischenschläfchen aufwachte und mich umsah. Ächzend setzte ich mich auf, von Grace und Harry fehlte jede Spur.
Ich murrte unzufrieden und stand auf, zog mir eine kurze Jogginghose über und tapste in die Küche. Auf der Arbeitsplatte lag ein Zettel.

Hey mein Schatz,
Gracey und ich sind spazieren. Wenn du wach bist, ruf mich an.

Ich lächelte selig. Er war mittlerweile unglaublich routiniert mit Grace, brachte sich gut ein und tat mehr, als ich wollte. Jeden Tag sagte er mir, dass er glücklich darüber war, dass ich ihn helfen ließ und dass er Gracey liebte. Ich war im siebten Himmel.
Eilig nahm ich mein Handy und rief bei ihm an.
"Na Schlafmütze?" meldete er sich und ich lachte. "Hey, Baby. Wo bist du?"
"Wir sind am Strand. Mach dich fertig und komm auch her. Ja?"
Ich strahlte. "Okay, bis gleich!" Ich legte auf und beeilte mich im Bad, putzte mir noch einmal frisch die Zähne und richtete meine Haare. Dann zog ich mir ein weißes Shirt über und ging an meine Reisetasche. Ich kramte die kleine, schwarze Schachtel hervor, die ich seit gut einem Monat bei mir aufbewahrte. Lächelnd öffnete ich sie und sah auf den schlichten, silbernen Ring darin.

Vor einem Monat noch ging es mir unglaublich schlecht, so viel war klar. Ich hatte mich dennoch an die kleine Hoffnung geklammert, dass wir den Prozess irgendwie gewinnen würden und in mir war der Wunsch gewachsen, Harry danach zu fragen, ob er mich heiraten wollen würde. Daher hatte ich ihm einen seiner Ringe geklaut, war damit zu einem Juwelier gegangen, unter dem Vorwand, mit Grace spazieren zu gehen. Harry hatte sich gewundert, dass ich an die frische Luft wollte, doch er war so erleichtert gewesen, dass ich mich überhaupt bewegte, dass er mich liebend gern gehen ließ.
Ich hatte diesen einen Hoffnungsschimmer in mir gehabt. Und es war wirklich alles gut gegangen. Es lief mit einem Mal alles perfekt und ich wusste nicht, wie es noch besser werden könnte, außer wenn ich ihm diese eine Frage stellen würde und er Ja sagen würde.

Weil ich so eine Angst hatte, dass ich den Ring verlieren könnte, steckte ich ihn einfach in die Hosentasche und klopfte leicht auf den Stoff, um mich zu versichern, dass er da drin war. Dann schnappte ich mir mein Handy und ging los zum Strand. Die Sonne war bereits dabei, unterzugehen und die orange-roten Töne des Sonnenunterganges bahnten sich bereits an. Es war wieder ein atemberaubender Anblick.
Direkt vor unserem Haus waren sie nicht, weshalb ich mich suchend umsah. Relativ weit entfernt konnte ich etwas entdecken. Es sah aus wie ein Lagerfeuer und ich freute mich. Ich liebte Lagerfeuer am Strand!
Ich war mir sicher, dass es Harry war und lief darauf zu. Doch je näher ich kam, desto sicher wurde ich mir, dass es kein Lagerfeuer war.
Bei genauerem Betrachten stellte sich heraus, dass es sich um Rosen und Kerzen handelte. Als ich Harry entdeckte, der inmitten der schieren Flut an Blüten stand, setzte mein Herz eine Sekunde aus.
Langsam ging ich auf ihn zu. Er strahlte mich an, hatte Grace auf dem Arm, die wie immer mit seinen Haarsträhnen spielte und sich freute.
"Da bist du ja!" rief er.

Perplex und mit klopfendem Herzen bahnte ich mir den Weg durch die Rosen und die angezündeten Kerzen, es mussten sicher 200 Stück sein, bis zu ihm. Die untergehende Sonne ließ seine Haut förmlich glühen und seine Augen strahlten glücklich in meine Richtung. Ich sah mich um, bemerkte dass die Blüten ein Herz um uns herum bildeten, riss die Augen auf und sah zu ihm. "Haz?"
"Ja, Lou?" fragte er schmunzelnd. "Was wird das?" hauchte ich.
Harry antwortete mir nicht, stattdessen ging er vor mir auf ein Knie, im Arm immer noch Grace, mit der freien Hand holte er eine weiße Schachtel aus der Hosentasche. Mein Herz überschlug sich und ich fing an zu zittern.
Dann räusperte er sich und sah zu mir hoch, direkt in meine Augen, mit einem flammenden Blick, der pure Liebe ausstrahlte.

How To Love Your Enemy | Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt