Smilla:
Es dämmert und der nächste Morgen des 13. Dezembers kündigt den Tag an. Weiße Eiskristalle haben sich übernacht an den kleinen Fenstern, in den Holzrahmen gebildet. Ich spüre Wärme auf mir, als ich mich bewege. Wir liegen im Bett. Wincent und ich. Er schläft, ich bin wach. Er hat den Arm um meinen Bauch gelegt, als wolle er mich festhalten. „Denn wie oft ist das, was man nicht ausspricht das, worum es geht? Und so oft ist das, was zwischen den Zeilen steht das, was wirklich zählt." Zeilen die in meine Gedanken fliegen und dort umherschwirren. Ich singe ganz leise und streiche über seine Haare. Weich wie samt und so braun wie seine Augen. Augen die augenblicklich meine anschauen und tief in mich hineinsehen. Ich spüre den Tränenfilm über meinen Augen, der sich den Weg über meine Wangen, zum Bettlacken sucht. Ich schniefe und sehe ihn weiterhin an. „Das muss ein Teil des Songs werden." flüstert er und es hört sich beinahe so an, als würde nichts außer seine Stimme den Raum erhellen. Doch da ist noch das Summen des Kühlschranks, das leise aus der Küche zu scheinen kommt und das schnarchen von Artos.
„Ich würde gern einmal den gesamten hören." höre ich ein dumpfes Sagen neben mir.
„Was?" frage ich. „Na den gesamten Song. ‚Wenn mir die Worte fehlen'. Ich habe das Gefühl das Puzzle ich längst gefügt. Die Puzzleteile haben wir nur noch nicht in eine Reihe gesteckt. Ich glaube wir haben schon einen ganzen Song geschrieben Smilla.". Er dreht sich in meine Richtung und sieht mich an. Die braunen Augen schauen mich an und erwarten jäh eine Antwort von mir. „Ich glaube das könnte eine ganz große Nummer werden. Wir haben immer mal wieder ein paar Stellen gesungen, diese müssen nur noch aneinandergereiht werden oder in einer anderen Reihenfolge und fertig ist der neue Song.". Euphorie lässt sich in seiner Stimmfarbe erkennen. „Ohne das mein Name darin fällt, das war das Versprechen, kannst dich erinnern?" sage ich. Ich habe meine Erfahrungen gemacht, ob gut oder schlecht, alles was mit meinem Namen zu tun hat. Andernfalls müsste ich mir einen Künstlernamen oder ein Pseudonym ausdenken, wenn ich wirklich zusammen mit Wincent, mit der Musik beginnen möchte.
Eigentlich war das mein größter Traum, als ich klein war. Doch da wusste ich ja nicht, wie groß und böse die Welt sein kann. Aus diesem Grund habe ich so schrecklich große Angst, mein wahres ich zu zeigen. „Das kann ich. Ich kann mich an alles erinnern. An jedes Gespräch von uns. ‚Ich habe dich singen gehört' war der erste Satz von dir zu mir. Ich kann mich erinnern, das mich deine Stimmfarbe schon vor einem Monat in irgendeiner Art und Weise verzaubert hat." er spricht, als wäre ich eine Prinzessin. „Vielleicht bist du das ja auch."
Meiner Körper spannt sich an. Ich bekomme Gänsehaut und hoffe inständig das Wincent dies nicht bemerkt, wie mein Körper auf ihn und seiner rauen Stimme reagiert. Ich sehe ihn an. Er sieht mich an. Als würden wir uns blind verstehen. Ohne Worte.
„Ich glaub irgendwie mag ich dich ein bisschen mehr." flüstert er in die Stille. „Wie meinst du ein bisschen mehr ?" frage ich ihn. Eigentlich habe ich es verstanden, doch eine Bestätigung brauche ich dennoch, um verstehen zu können was mein Gegenüber gerade zu mir gesagt hat. „Naja, irgendwie hab ich mich in dich und dein Wesen verliebt glaube ich.". Verliebt. Ein großes Wort. Auch noch in mich.
Fassen. Ich glaub das trifft es gerade sehr gut.
„Das sind sehr große Worte" sage ich. Wir setzten uns auf und lehnen uns an die Kiefernholzlehne des Bettes.
„Ich weiß aber ich wollte es dir sagen bevor meine Eltern kommen verstehst du ? Wo nur du und vielleicht noch Aros diese Worte hören, kleines Nordlicht." sagt Wincent. Er streicht mir eine Strähne hinter mein Ohr.
„Ich glaub ich fühl auch so aber ich bin mir irgendwie nicht ganz sicher" sage ich und schaue nach unten auf meine Finger, die ineinander stecken. „Das macht nix. Ich lass dir alle Zeit der Welt um herauszufinden, wie genau sich das anfühlt. Vielleicht schon heute Nacht. Ich hab gehört heute sollen Nordlichter tanzen. Mehr als wir je zuvor sehen konnten. Und ich glaube das ist dann der magische Moment, wo du alles fühlen kannst." sagt er. Einfühlsam. Ich glaube heute Nacht, werde ich mir erst richtig bewusst, wie sich verliebt sein anfühlt. Heute Nacht. Noch 16 Stunden bis Mitternacht.
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Wenn die Wellen toben / wincent weiss ff
Fiksi PenggemarBerührungen, Umarmungen, Liebe schenken. All das scheint unmöglich. Wincent ist nur ein Schatten seiner selbst. Musik ist das einzige was ihn über Wasser hällt, was ihm halt gibt. Tromsø. Nordnorwegen. Sein Rückzugsort, an dem er, immer wieder er se...