131 - Vertrauen

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"Na, ist das kleine Monster im Bett?", wollte Gina, die gerade ihre Folge fertigschaute, gut gelaunt wissen, als Michael wieder zurück ins Wohnzimmer kam und sich zu ihr legte.

"Mhm, das Mathemonter schläft. Hat freiwillig Matheaufgaben gerechnet und sich selbst welche ausgedacht, die ich dann ausrechnen musste.", berichtete er amüsiert. "Sie kann jetzt schon mit halben Zahlen rechnen."

"Ah, dieses Kind! Ich glaube, noch mehr zeigen, dass sie in die zweite Klasse will, kann man gar nicht mehr...", meinte Gina nachdenklich.

"Darf sie dann ab dem Halbjahr in die zweite Klasse?", fragte Michael nach.

"Also wir haben nach den Ferien dann Anfang Februar noch einen Termin, wo dann Elisa, ich, die Klassenlehrerin, Schulleitung und ein Schulpsychologe da ist und da fällt dann die Entscheidung. Aber Stand jetzt spricht nichts dagegen.", informierte Gina ihn.

"Ich glaube, sie ist ready dafür. Und ein zurück gibt es ja immer, oder?"

"Ja, die ersten Wochen lang ist das eh eine Übergangsphase wo man schaut, wie sich das Kind in die neue Klasse integriert und aufgenommen wird. Ein Zurück gibt es immer, aber ich schätze Elisa schon so ein, dass sie das packt. Von der schulischen Leistung her ist das ja gar kein Thema, das traue ich ich 100% zu. Mein einziger Punkt ist eben das, dass sie dann mit Abstand die Jüngste ist und das ihr ganzes Leben lang. Und die Angst, dass ihr ihr dadurch ein Jahr Kindheit nehme...", vertraute Gina sich Michael an.

"Ich bin mir sicher, dass das alles gut wird. Elisa packt das und falls ihr der Schritt wirklich zu groß ist, gibt es ja trotzdem noch ein zurück. Sie entscheidet, ob sie das will und sie zeigt es ja, dass sie gerne mehr lernen würde und bringt sich jetzt schon Dinge aus der 2. Klasse selbst bei. Schau dir Soléne an, die ist ein Jahr älter und in der zweiten Klasse, ich sehe da keinen Unterschied zu Elisa. Und bei Emily ist das ja genauso.", versuchte Michael ihr ihre Zweifel zu nehmen und ließ Gina sich an seine Brust lehnen.

"Ja...wahrscheinlich hast du Recht...aber sie ist halt mein kleines Mädchen...", flüsterte Gina wehmütig.

"Und das wird sie auch immer bleiben, egal ob sie 6 oder mal 20 ist. Das ist doch klar, dass du dir da immer Sorgen machen wirst. Aber Elisa meistert das, da bin ich mir ganz sicher, Gina!". Zögerlich nickte Gina und drehte sich in Michaels Arm zu ihm um.

"Danke!"

Liebevoll strich Michael ihr über die Wange. "Gerne! Übrigens...ich soll dir von Elisa noch gute Nacht sagen und dir den hier geben.", antwortete Michael und gab Gina einen Kuss, wie er zuvor Elisa versprochen hatte.

"Paddy?", fragte Gina vorsichtig, nachdem sie sich ein paar Sekunden angeschaut hatten.

"Frag einfach.", meinte er schmunzelnd und wusste schon, dass Gina jetzt vermutlich das Thema Jule nocheinmal aufgreifen würde.

"Was hat Jule?", wollte Gina wissen und versuchte Michaels Mimik zu deuten, die sich aber nicht wirklich veränderte, als sie ihn so direkt darauf angesprach.

"Endometriose.", antwortete Michael knapp und sah, dass Gina nur wissend nickte. "Du weißt, was das ist, oder?"

"Ja, klar. Da hört man ja vor allem in den letzten Jahren viel davon."

"Mhm...wäre nur schön, wenn man vor 20, 25 Jahren auch schon viel davon gehört hätte.", klang Michael ein wenig verbittert.

"Weil man ihr dann früher helfen hätte können...", merkte Gina an, ließ es aber nicht als Frage klingen sondern mehr als Feststellung.

"Ja...als sie die Diagnose bekommen hat, ist sie nur einen Tag später operiert worden, weil die Wucherungen schon so stark waren und schon die Eileiter und Eierstöcke befallen haben. Durch die OP konnten die zwar entfernt werden und sie hatte fast keine Schmerzen mehr, aber...ab da war klar, dass sich unser Traum von Kindern erledigt hat. Wirklich bitter...aber wenigstens konnte ihr geholfen werden und wenn sie wieder Schmerzen bekommen sollte, wenn wieder neue Wucherungen gewachsen sind, dann können die neuen Wucherungen durch eine kleine OP wieder entfernt werden. Sie hat so gelitten, da war es eine Erlösung zu wissen, was sie hat und dass das behandelbar ist. Auch wenn wir dann schwarz auf weiß wussten, warum das mit einer Schwangerschaft nicht klappt. Aber ganz ehrlich...auch wenn es wirklich traurig war, es war so erlösend zu wissen, als wir endlich wussten, was ihr fehlt und dass es ihr jetzt viel besser geht.", erzählte Michael leise und rückte ein Stück näher zu Gina, um seine Arme um sie zu legen. Ihre Nähe tat ihm gut und genau das brauchte er jetzt, wenn er über Jules Krankheit redete.

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt