Erstes Kapitel oder auch: Familie Hayes aus Distrikt 10

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Aus zwei Meter Entfernung ziele ich auf den Salamander, der sich vor mir seinen Weg durch das Gestrüpp im Wald bahnt. Ich werfe das alte Küchenmesser und treffe den Salamander, durchtrenne ihn genau am Hals. Neben mir schwingt mein elfjähriger Bruder Flynn gerade ein altes Schlachtbeil über seinem Kopf, wirft es ein paar Meter weiter, und trifft direkt in die Mitte der Zielscheibe, die er zuvor auf eine dicke Eiche gemalt hat. Ich nicke ihm anerkennend zu. Für seine elf Jahre ist er schon ziemlich stark. Ich weiß zwar, dass unsere Mom Valeria es nicht gern hat, wenn Flynn und ich in den Wald, zum Trainieren gehen. Zum einen, weil es verboten ist in den Wald zu gehen, zum anderen, weil sie generell nicht will, dass wir trainieren. Unserem Dad Cordo ist es ebenfalls nicht so recht, aber wir müssen trainieren. Ich zeichne mir ebenfalls eine Zielscheibe auf einen Baum. Ich schnappe mir das Messer neben dem Salamander und ziehe noch weitere, größere Messer hervor. Ich werfe auf die Zielscheibe und treffe ins Schwarze.

Wir müssen trainieren, falls wir bei der Ernte gezogen werden. Denn wir können es unserer Familie nicht antun, nicht zurückzukommen. Das wäre für unsere komplette Familie wie ein Schlag ins Gesicht. Denn schon vor zwei Jahren wurde mein älterer Cousin Spens gezogen. Er kam nie wieder zurück nach Distrikt 10. Er starb mit nur 17 Jahren in den Spielen. Seitdem war mein Onkel Whytt nur noch ein Häufchen Elend, denn Tante Otillie ist nur ein paar Tage danach gestorben. Warum wusste niemand. Vielleicht aus Trauer, vielleicht war sie auch krank und hatte niemandem davon erzählt. Auch für meine Cousine Katri war das die reinste Hölle. Sie hatte, wie Whytt, zwei der wichtigsten Personen in ihrem Leben, innerhalb einer Woche verloren. Ich habe mich gemeinsam mit meiner Mom um Katri und Whytt gekümmert. Katri kann nun einigermaßen damit Leben, nur Whytt nicht. Das Kapitol zerstört uns, unsere Familien, alles. Voller Wut auf das Kapitol, donnere ich mein letztes Messer, bis zum Anschlag, in den Baum.

"Delphi, wir sollten aufhören bevor du noch Bäume zerschmetterst", reißt Flynn mich, mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, aus meinen Gedanken. "Und wir müssen heimgehen. Du musst dich noch für die Ernte fertigmachen", fügt er traurig hinzu.

Jedes Jahr hat er Angst ich müsse in die Spiele. Ich bedeute ihm alles, so wie er alles für mich bedeutet und es war schrecklich für mich, ihn jedes Jahr leiden zu sehen. Er ist eben mein kleiner Bruder.

Bevor wir aus dem Wald schleichen, der an die Kuhweide unserer Familie grenzt, versteckt Flynn das alte Schlachtbeil in einem hohlen Baum. Ich wickle die Küchenmesser in ein Tuch, das mit Blutflecken von Tieren übersät war, und stecke das Bündel in meine Tasche, die über meiner Schulter hängt. Wir quetschen uns durch den Zaun und gehen langsam nach Hause. Er hat noch ein Jahr dann muss auch er zur Ernte gehen. Ich bin schon 16, heute ist also meine fünfte Ernte. Genau wie für Katri. Unsere Namen sind also fünfmal in der Loskugel. Ich hoffe jedes Jahr inständig, dass sie nicht gezogen wird. Das würde Whytt nicht aushalten.

Flynn und ich laufen die Straßen entlang. Normalerweise reden wir immer auf unserem Weg nach Hause, albern rum. Aber heute, am Tag der Ernte schweigen wir. Wir sind noch nicht mal in die Straße abgebogen, in der unsere ganze Familie wohnt, und schon kommt uns unser kleiner Cousin Leander entgegengerannt. Er ruft fröhlich schon von weitem: "DELPHI! FLYNN!"

Er ist erst sechs und weiß noch nicht was sich heute auf dem Platz vor dem Justizgebäude abspielen wird. "Valeria sagt ihr sollt schnell kommen und euch fertigmachen." Auch wenn Flynn noch nicht zur Ernte muss, anwesend muss er trotzdem sein. Alle Menschen von Distrikt 10 müssen anwesend sein. Sie stehen seitlich und hinter uns. Leander zerrt an meiner Umhängetasche.

"Delphi, wofür müsst ihr euch fertigmachen?" fragt er mit großen Augen. Ich seufze. Tante Yda will nicht, dass Leander jetzt schon weiß was die Spiele sind. Sie will ihm nicht die Kindheit rauben. Auch wenn ich Yda nicht zustimme, habe ich Leander nie was verraten. Auf die Frage wo Spens und Otillie hingegangen sind, ist die Antwort jedes Mal: "Sie sind in ein anderes Reich gezogen." Dass wir damit das Himmelsreich meinen, hat er noch nicht herausgefunden.

Doch was soll ich ihm jetzt antworten? Wofür müssen wir uns fertig machen? Ich beiße mir nervös auf der Lippe herum. "Wir ähm... Also..." - "Wir machen uns für das Familienessen nachher fertig", fällt Flynn mir ins Wort. Ich werfe Flynn einen dankbaren Blick zu. Trotzdem habe ich Zweifel, dass er uns das glaubt.

Zum Glück genügt ihm diese Antwort und er rennt zurück zu dem Haus in dem er wohnt. „Yda!! Ich muss mich auch für das Essen fertigmachen!!" Yda wirft mir einen verwirrten Blick zu. Ich versuche ihr mit meinem Blick mitzuteilen, jetzt nichts Falsches zu sagen. Sie versteht, und geht in die Hocke und sagt mit einem sanften Blick: "Na dann Leander, wollen wir dich für das Essen mal schick anziehen." Jedes Jahr wenn niemand aus unserer Familie gezogen wurde, gab es am Abend ein Festessen. Katri und ich zogen uns aber meistens auf mein Zimmer zurück, um dann aus dem Fenster zu springen und uns mit unseren Freundinnen zu treffen. Silver und Mara. Sie wurden zum Glück auch noch nicht gezogen, aber das könnte sich nachher ändern.

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Soo, ihr Süßen :) ich schreib jetzt noch ne neue Geschichte, aber die werde ich nicht so oft updaten :) weil ich echt nicht weiß wie ich an den genialen Schreibstil von Suzanne Collins *-* hinkommen soll und ewig für die Kapitel brauche.. Egal :D Feedback wäre lieb :**

Bis die Tage, Vany <3

Die 73. Hungerspiele - Another LoveStory (TvP FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt