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Zufrieden sah Josh über den Berghang, an dessen Flanke sich eine geräumige Hütte schmiegte. Das Heidekraut blühte in einem wunderschönen Gemisch aus rosa, violett und weiß und wurde von dem Licht der untergehenden Sonne zudem mit einem zarten roten Schein überzogen. Der Omega atmete tief die frische Bergluft ein und sah zu dem brennenden Himmel empor.
Dieser Sonnenuntergang war aber auch wirklich spektakulär!
Lodernden Flammen gleich glühten die Wolken in rot und orange mit goldenen Rändern. Einzelne Lichtstrahlen brachen durch die feurige Wolkendecke und beleuchteten die dichten Wälder um sie herum. Starke Arme schlossen sich um den Kleinen und die tiefe, warme Stimme von Duncan flüsterte an seinem Ohr: „Oh, wow... Das nenne ich mal eine Szenerie! Wirklich atemberaubend. Mich wundert es fast, dass deine Grams und ihr Zitkel nicht hier hergezogen sind. Es ist so schön..."
Josh nickte nur und kuschelte sich enger an die Brust seines Alphas. Hinter ihnen luden die restlichen Mitglieder der beiden Clans das Gepäck aus dem Solarsegler und Prinz Henry hob behutsam die schlafende Gwendolyn in seine Arme.
Grammy Lalany hatte ohne Zögern nach einer kurzen Absprache mit Opa Dominik ihnen den Zugang zur Berghütte gewährt. Und auf die Warnung hin, dass das Königshaus nun auch zu ihr und ihrem Clan kommen könnte, um den Aufenthaltsort von Gwendolyn und Josh herauszufinden, hatte die alte Omega nur ein ausgesprochen sadistisches Lächeln aufgesetzt und ihre schwere gusseiserne Bratpfanne getätschelt.
Josh grinste bei der Erinnerung daran und schlüpfte aus Duncans Armen, um in das große Schlafzimmer der Hütte zu stürmen. Dort riss er ohne Zögern den Männern die Berge an kuschelflauschigen Decken aus den Händen und begann glücklich vor sich hinsummend ein Nest zu bauen. Henry sah lächelnd zu und als die Deckenfestung schließlich fertig war, legte er seine kleine Epsilon zärtlich dort hinein.
Dann zwinkerte der Prinz dem Jungen zu und ließ die beiden allein.
Josh räckelte sich gähnend und zog sich das Shirt aus. Nur mit der Jogginghose bekleidet krabbelte er zu seiner beste Freundin und wickelte sie beide in eine dunkelblaue Fleecedecke.
„Schlaf gut, meine Gwenny!" seufzte er zufrieden und küsste sie liebevoll auf die Stirn, dann rollte er sich zusammen und schlief augenblicklich ein.

„Oh, Josh? Weißt du, wovon ich geträumt habe? Erinnerst du dich noch an den Schneetag?"
Oh, Mann... Echt jetzt?
Josh schätzte es ja gar nicht, mitten aus einem heißen Traum gerissen zu werden und reagierte dementsprechend.
Genervt maulend richtete er sich halb auf, schnappte eines der großen Kissen und haute dieses seiner nervtötenden Freundin erstmal gründlich um die Ohren.
„Mensch, Gwenny... Ich hab noch gepennt! Warum hast du mich denn geweckt?" knurrte er gereizt und tastete nach der Decke um weiterzuschlafen.
Der Traum war aber auch einfach zu gut gewesen! Vielleicht konnte er ja bei seiner kommenden Hitze ein, zwei Dinge daraus nachstellen...
„JOOOSH!!!" kriechend wie eine ungeölte Bremse warf sich der rothaarige kleine Feuerteufel auf den jungen Omega und küsste wie wild geworden sein ganzes Gesicht ab. Josh lachte, schlang die Arme um seine Freundin und drückte sie fest an sich.
„Wie... Was... Wie?" perplex löste sich die Epsilon von ihrem Besti und sah sich verwirrt um. Dann kniff sie sich in den Arm und schüttelte unschlüssig Kopf.
Über diese absolut goldige Verwirrung schmunzelnd, wühlte sich der junge Mann aus gefühlt dreißig Metern Fleece und sprang auf die Füße.
„Na, komm schon! Jetzt bin ich wach... Und brauche dringend was zu spachteln! Und während wir uns gemütlich vollstopfen, erzähl ich dir, was so alles während deiner letzten Hitze passiert ist. Los, meine über alles geliebte rothaarige  Nervensäge... Schwing deine viel zu dünnen Klapperstelzen!"

Kichernd hüpfte Josh in Richtung des großen Hauptraumes, während ein hübsches, rosa weiß gestreiftes Kissen an seinem Kopf vorbeisegelte.
Er konnte noch hören, wie seine Besti leicht pikiert fauchte: „Ich geb dir gleich dünne Klapperstelzen!"
Der Omega stürmte auf Duncan zu und warf sich in dessen Arme.
„Hey, mein kleines Kuschelmonster! Gut geschlafen?"
Nickend schmuste sich der Junge halb unter das Shirt seines Alphas und begann mit dem eisenharten Eightpack seiner Bauchmuskeln zu spielen.
Selten war er so glücklich gewesen...
Er war bei seinen geliebten Männern, seine beste Freundin war in Sicherheit und hier bei ihm und das Tollste von allem: Heute Abend würde es Schmackofatz in Form von köstlichem Rehgulasch geben!
Nach Grammys Rezept!
Mit einem lauten Grummeln erinnerte ihn sein Magen daran, dass der Abend noch weit hin war und er jetzt gerade dringend einer Futtereinlage bedurfte!
Gwen war mittlerweile zu ihnen gestoßen und sah mit einem merkwürdig verwirrten Blick auf den braunhaarigen Alpha, auf dessen Schoß Josh sich gerade genüsslich herumtrieb.
Duncan grinste breit und sagte: „Hallo, kleiner Rotschopf. Bist du wieder unter uns? Ich bin übrigens Duncan, erster Alpha deines besten Freundes hier... Und das dort hinten ist David. Er kann übrigens hervorragend kochen! Also, komm und setz dich. Nach deinem letzten Zyklus musst du hungrig sein... Und dem Dauergrummeln, dass Joshs Magen gerade von sich gibt, könnte er auch ein paar Scheiben Brot vertragen."
Heftig nickend rutschte der Omega von den Knien seines Alphas und stürmte auf Gwenny zu.
Rasch schob er sie zum Tisch und setzte sich neben sie. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung auf, als David ihnen beiden einen Teller mit frischen, warmen Roggenbrot mit einem Belag aus Kürbismus und gerösteten Pinienkerne hinstellte.
Oh, er liebte das Kürbismus von David!
Anders als seine Freundin, die das Ganze recht argwöhnisch betrachtete, schlang er das köstliche Essen herunter und spülte mit einem großen Glas Wasser hinterher.
Nach dem dritten Brot lehnte sich der junge Mann zurück und strich sich zufrieden seufzend über den jetzt gut gefüllten Bauch.
Gwen betrachtete hingegen nach wie vor argwöhnisch das so unfassbar gut riechende Essen, so dass David nun mit einem warmen Lächeln sagte: „Keine Sorge... Ist alles für Omegas und Epsilon geeignet und außerdem Josh schwört auf mein Kürbisaufstrich!"

Mit einem beredeten Blick deutete der Headhunter auf den leer gemampften Teller seines Clanherzens und wandte sich lächelnd ab.
Amüsiert beobachtete Josh seine Freundin, die nun von dem königlichen Tracker auf dessen Schoß gehoben wurde. Der attraktive Mann mit den atemberaubenden Mandelaugen kraulte zärtlich den Nacken der Epsilon und hauchte einen Kuss auf ihren Hals.
Dann sagt er: „Du siehst leicht verwirrt aus, mein kleiner Engel. Lass mich dich doch kurz erleuchten."
Josh musste an sich halten, um nicht loszulachen.
Gwen sah eindeutig so aus, als sei sie gerade von einem Solarsegler überrollt worden... und das gleich dreimal hintereinander!
Also kicherte er: „Gib ihr lieber die Kurzfassung! Für mehr ist ihr Gehirn im Moment nicht aufnahmefähig."
Für diese freche Aussage erntet er einen kurzen Klaps auf den Hintern, und Duncan beugte sich über seine Schulter.
„Sei nicht so frech, Schätzchen!" flüsterte der Alpha ihm ins Ohr, doch Gwenny nickte verwirrt und murmelte: „Ist vermutlich besser!"
Dann griff sie nach einer der Brotscheiben und probierte vorsichtig.
Ihr Gesicht leuchtete förmlich auf und Josh wusste, dass ein weiterer Fan von Davids Küche geboren war.
Das Zeug war aber auch zu lecker... Gierig schielte der kleine Omega auf die verbliebenen zwei Scheiben auf Gwendolyns Teller und überlegte, ob er seinen geliebten Headhunter um einen Nachschlag bitten konnte. Die Frage war ja nicht, ob sein Magen das noch aushalten würde... Es war eher, dass der sehr dehnbar Bund der Jogginghose doch bereits arg strapaziert war.
Das hektische, panische Atmen seiner besten Freundin riß Josh auf seinen Futterträumen und nur eine Sekunde später hatte er das Gefühl, als würden alle Knochen in seinem Körper sich verflüssigen, denn das kollektive Schnurren dreier Alphas schmolz nun jegliche andere Gedanken dahin.
Nichts war mehr wichtig...
Es ging ihm gut...
Soooo guuuuut...
Und er war wunschlos glücklich...

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt