Kapitel 28 - Reden

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Stan sagte nichts. Und Louis sagte auch nichts. Es herrschte einfach dieses Schweigen, was absolut unangenehm war, weil sich beide im Kopf gefühlt ganze Debatten an den Kopf warfen. So begann die Mathestunde eben schweigend zwischen ihnen. Für ihren Lehrer war das eine sehr nette Abwechslung. War Louis in der Schule das ruhige Mäuschen war Stan für gewöhnlich so leise wie ein Unfall mit einer Blaskapelle.

In der Pause dann stand Louis schnell auf und ging zum Klo, um einfach nur irgendwas zu tun zu haben, was nicht neben-Stan-schweigen war. Zuerst überlegte er, die ganze Pause einfach hier zu verbringen. Aber das war wohl kaum eine Lösung. Er würde sich Stan und den anderen ja eh irgendwann stellen müssen.

Also atmete er nochmal tief durch und ging zu ihnen. Stan guckte noch immer wie ein verschnupftes Nashorn aus der Wäsche. Witzigerweisen war sein Fehlen beim Training und beim Unterricht gestern für alle anderen gar kein Thema. Sie sprachen ihn nicht einmal drauf an. Nur Stan machte da so einen Wirbel von, als habe er dessen Eltern entehrt.

"Hey. Wollen wir uns jetzt einfach immer ignorieren?", fragte Louis und vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jacke.

"Sag du's mir.", schnaubte Stan.
Louis atmete einmal tief durch bevor er sagte: "Ich möchte dich nicht verlieren. Aber wenn du mich vor eine Entscheidung zwingst, werde ich mich nicht für dich entscheid-"
"Was?!"
"Völlig egal, wie die andere Option aussieht... Weil.. du als Freund, solltest mir eine solche Entscheidung nicht aufzwingen, wenn ich sie nicht treffen möchte.", sprach Louis und hoffte, dass das was er da sagte irgendwie Sinn ergab und nach Möglichkeit auch noch bei Stan ankam.

"Was habt denn ihr überhaupt für einen Stress?", fragte Benjamin rüber.
"Nichts.", maulte Stan und zog Louis ein Stück von den anderen weg.

"Hör zu, ja?! Es geht mir um dich! Bisher hast du nie irgendwas Komisches gemacht und mal ehrlich: du bist diesem Typen doch gar nicht gewachsen. Der freut sich, dass er ein naives Landei hat, dass für ihn springt, wenn er das will und das wars. Und wenn er wen findet, der ihm besser passt, dann bist du wieder abgemeldet. Und bis dahin hast du ihm dann alles geopfert. Willst du das?!"
"Ich will von meinem besten Freund nicht als naives Landei bezeichnet werden. Mal abgesehen davon weiß ich, worauf ich mich einlasse und das ist okay."
"So. Findest du?"
"Ja."
"Und was erwartest du jetzt von mir? Dass ich da einfach bei zugucke? Louis, der Typ hat dir Drogen gegeben und mehrere Kerle haben dich... Du weißt schon. Und du findest das okay. Ich meine das ist..."
"Ich hab dir das doch erklärt...", stammelte Louis. Vor Stan und dann noch morgens auf dem Schulhof war ihm das alles super peinlich.

"Offensichtlich habe ich es nicht verstanden.", brummte Stan sarkastisch.
"Weder in dem Moment, noch im Nachhinein habe ich ein Problem damit. Ich wusste es im Vorhinein nicht und ich weiß, dass das nicht richtig ist. Und dass man das nicht darf. Aber.. verdammt..."
"Was? Du weißt, dass man das nicht darf, aber wenns halt geil ist, ist es halt geil, oder was?", fragte Stan fassungslos.
Wie sollte Louis denn jetzt ja sagen, ohne dirket ja zu sagen? Er sah das Problem daran. Jemandem Drogen unterzujubeln war eine Straftat. Zurecht. In einer theoretischen Diskussion würde Louis das direkt unterschreiben.
Aber in der Realität waren manche Sachen eben nicht so einfach wie in theoretischen Diskursen. Harry hatte ihn einschätzen können. Er hatte die ganze Zeit auf ihn aufgepasst. Er hatte ihn beim Runterkommen begleitet. Klar, das war keine Entschuldigung... Aber Louis bereute nicht, was da passiert war. Es.. es war nicht wirklich zu beschreiben. Dementsprechend sah er Stan nur etwas hilflos an.

"Was erwartest du jetzt?", fragte der tonlos.
"Ich erwarte, dass du mich machen lässt, bis ich irgendwann heulend vor deiner Tür stehe, du mir dann sagst, dass du es mir doch von Anfang an gesagt hast und mich dann in den Arm nimmst."
Stan betrachtete ihn äußerst skeptisch.

"Ich weiß, dass er für dich ... Schwierig ist.", versuchte Louis es nochmal.
"Welch Untertreibung."
"Aber... Ich will ihn trotzdem. Vielleicht will ich ihn umso mehr, weil er schwierig ist."
"Weil du auf Arschlöcher stehst? So und so?"
Louis lief knallrot an und murmelte dann: "Weil... Vielleicht ist er ein Arschloch, das eigentlich ein Opfer ist und wir kennen nur seine Geschichte noch nicht?"
"Nein. Aus. Stop! Böser Louis. Aus."
"Was?! Warum?!"
"Wenn du jetzt schon so anfängst, wirst du nicht einmal bei mir auf der Matte stehen und mir sagen, dass ich Recht hatte, sondern hunderte Male, ohne dass sich dann was daran ändert."
"Stan..."
"Okay... Ich denke, du machst einen riesengroßen Fehler. Ich glaube, du kannst jetzt noch überhaupt nicht überblicken, was das mit dir machen wird. Und letztlich schadest du dir nicht nur emotional mit so nem Kerl, sondern auch körperlich. Weil Drogen sind nunmal keine Vitamintabletten. Und der hat da absolut keine Hemmungen, dir irgendeinen Scheiß unterzuschieben. Aber bitte.", schnaubte Stan.
"Du bist immer noch sauer."
"Ich bin nicht sauer. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich habe Schiss, was es mit dir machen wird und was von dir übrig bleiben wird."
"Du gibst dem wirklich gar keine Chance, oder?"
"Nein. Ich meine... Wir könnten dir einen netten Jungen suchen. Der ist wie du. Der lieb ist und der eine richtige Beziehung will und der auf dich aufpasst. Der Drogenbaron da passt nicht auf dich auf."
Louis wollte die Drogensache Stan gegenüber nicht mehr erwähnen, aber das war ein Punkt: genau da hatte Harry auf ihn aufgepasst. Und das sehr sehr gut. Und... Dieses Gefühl, wenn er bei Harry war, war einfach unbeschreiblich. Wenn Louis mit Harry zusammen war, dann hatte er sofort das Gefühl, der wichtigste Mensch in Harrys Leben zu sein. Als wären sie eins. Als wäre nichts relevant auf der Welt außer ihnen beiden.

"Ich verstehe das... Aber...", murmelte Lous und brach wieder ab, weil er nicht wusste, wie er das sagen sollte.

"Aber es muss der sein?"
"Ja.", kam es sehr bestimmt sofort von Louis zurück.
"Okay... Aber meld dich bitte bei mir, wenn du bei ihm bist... Am Morgen oder so. Dass ich weiß, dass es dir gut geht?"
"Ja. Ich hab dich auch lieb.", erklärte Louis und lächelte sanft.

Er würde Stan beschützen. Die Infos, die Stan nur beunruhigen würden und die ihm nichts beachten... Die würde er ihm nicht mehr erzählen. Denn Stan sollte sich keine Sorgen machen, dachte Louis, während Stan ihn umarmte.

Na, dann gucken wir Mal, wie sie wieder abkühlen. Btw. Könnt ihr Louis' Gedanken nachvollziehen? Würde mich Mal sehr interessieren.
Bis dann
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt