Kapitel 27 - Heimliche Treffen

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Als es plötzlich an meinem Fenster klopfte, schreckte ich von meinem Bett hoch und fuhr herum. Es war schon dunkel draußen, so dass ich nicht viel erkannte. Wenn ich jedoch näher an mein Fenster ging, konnte ich ganz deutlich Dylans Gesicht erkennen. Scharf zog ich die Luft ein, bevor ich so leise wie möglich das Fenster öffnete.
"Dylan? Wie kommst du hier hoch?", fragte ich und lehnte mich gleichzeitig ein wenig aus dem Fenster. Er stand auf der Garage in dem das Auto parkte.
"Ich bin genauso hier hoch gekommen, wie du damals runter...", lachte er leise.
Damals hatte ich mich raus geschlichen und danach ein riesen Ärger bekommen.
"Was machst du hier? Hast du meine Eltern nicht gehört? Wenn sie dich hier sehen, bringen sie dich um und sperren mich bis an mein Lebensende ein."
"Nicht bis an dein Lebensende. Nur bis du 18 bist...", murmelte er und zog sich dabei an meiner Fensterbank hoch und kletterte in mein Zimmer. Er setzte sich auf mein Bett und klopfte neben mich. Als ob ich eine Einladung bräuchte, mich in mein Bett zusetzen.

Obwohl ich immer noch nicht zufrieden damit war, dass er sich in mein Zimmer schlich, setze ich mich dazu. Er schaute mich erst nur eine Weile an, bevor er dann eine Hand auf meine Wange legte und mir einen kurzen Kuss gab. Als er sich löste, ließ er seine Hand jedoch an Ort und Stelle.
"Ich will nicht, dass wir getrennt sind, nur weil unsere Eltern sich nicht verstehen.", flüsterte ich.
"Ich auch nicht.", sagte Dylan mit fester, aber leiser Stimme.
"Aber was sollen wir tun? Wir können uns ja nicht jede Nacht raus schleichen und uns irgendwo treffen." Ich kicherte, um damit zu unterstreichen, dass es nur ein Spaß war.
"Warum nicht? Besser als sich gar nicht zu sehen.",murmelte er nachdenklich und ließ sich, mit den Armen hinter dem Kopf, aufs Bett fallen. Ich tat es ihm gleich und lag dann neben ihm. Zusammen starrten wir an meine Zimmerdecke.
"Denkst du, das ist es alles wert? Ich meine, irgendwie scheint das Schicksal etwas gegen unsere Beziehung zu haben." Ich kam mir bei diesen Worten ziemlich bescheuert vor.
"Wenn du denkst es ist es nicht wert, dann müssen wir nicht miteinander abhängen."
So sah er das also? Wir hingen miteinander ab? Ich zuckte mit den Schultern, weil ich nicht wusste, was ich antworten sollte.

Eine Weile lagen wir einfach nur da. Zwischendurch hatte ich jedoch meine Zimmertür abgeschlossen, nur um sicher zu gehen, dass nicht wieder jemand rein platzte.
"Erzähl mir ein Geheimnis. Eines, welches niemand von deinen Freunden weiß.", forderte Dylan mich plötzlich auf. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und bemerkte, dass auch er mich ansah.
"Ein Geheimnis?", fragte ich nochmal nach, obwohl ich ihn deutlich verstanden hatte. Er nickte und ich begann zu überlegen. Als mir etwas einfiel, richtete ich mich auf und saß wieder auf dem Bett.
"Okay. Mein richtiger Name ist Brooklyn. Genauso wie die Stadt. Meine Eltern lieben diese Stadt und haben dort ihre Flitterwochen verbracht. Frag nicht warum, ich weiß es selbst nicht. Jedenfalls haben sie mich nach dieser Stadt benannt. Ich hasse diesen Namen und deshalb heiße ich überall einfach nur Brooke." Ich endete mit meiner kurzen Erzählung und sah Dylan gespannt an.
"Brooklyn...", hauchte er und strich mir über die Wange. Seine Worte und seine kurze Berührung lösten bei mir einen Schauer aus, der über meinen kompletten Körper ging. Dylan schaffte es immer wieder, mich zu berühren und ich fragte mich, welche Wirkung ich wohl auf seinen Körper hatte? Ich wollte es zu gern austesten...
"Jetzt bist du dran. Erzähl mir eins deiner Geheimnisse."
Dylan lächelte leicht und fuhr sich einmal durch seine wundervollen, braunen Haare.
"Ich habe keine Geheimnisse... Ich bin ein offenes Buch."

Ich gab mich mit der Antwort mehr oder weniger zufrieden, weil ich seine Lippen jetzt für was anderes nutzen wollte. Im Nachhinein war es mir etwas peinlich, wie ich so plötzlich über ihn herfiel, aber in dem Moment war es mir egal. Ich wollte nichts anderes, als seine weichen, vollen Lippen nochmal auf meinen zu spüren. Es war ein tolles Gefühl ihn zu küssen und ein noch tolleres, wenn man bemerkte, dass er den Kuss erwiderte.

Wir knieten beide auf meinem Bett und küssten uns leidenschaftlich. Meine Hände wuschelten durch seine Haare und rutschten seinen Rücken herunter. Beim Saum seines T-Shirts blieben meine Hände stehen und wanderten unter sein Shirt. Plötzlich zuckte Dylan jedoch weg und der Kuss war abrupt beendet. Ich zog die Stirn in Falten.
"Vielleicht sollten wir es nicht gerade jetzt, an diesem Ort tun..."
Verlegen kratzte sich der Junge mit den Smaragdaugen am Hinterkopf. Dachte er, ich wollte jetzt mit ihm schlafen? Oh Gott, nein!
"Dylan! Ich hatte nicht vor... Ich wollte gar nicht..." Jedesmal unterbrach ich mich selbst, da es mir irgendwie peinlich war, darüber zu reden. Er sagte jedoch nichts mehr und ich wagte mich auch nicht das Thema zu wechseln.
"Vielleicht sollte ich besser gehen.", murmelte Dylan und war schon bereit aus dem Fenster zu klettern, als ich ihn aufhielt.
"Kannst du bitte hier bleiben? Ich will heute Nacht nicht allein schlafen." Ich sprach leise und flüsterte eigentlich nur.
Dylan drehte sich wieder zu mir um und sah mich genau an. "Okay."

Ich war in mein Bad gegangen, um meine Schlafsachen anzuziehen und Dylan hatte sich in der Zwischenzeit in meinem Zimmer 'umgezogen'. Um genau zu sein, hatte er einfach alles, bis auf seine Boxershorts ausgezogen.
Als ich das Zimmer wieder betrat, stand er vor dem Fenster und schaute gedankenverloren raus. Das Laternenlicht strahlte ihn an und setzte seinen Körper gut in Szene. Er hatte einen athletischen Körper, aber es war nicht zu übertrieben.
Zum ersten Mal konnte ich einen Blick auf seine vielen Tattoos werfen.
Zwei große Flügel zierten seinen gesamten Rücken. Sie waren nicht engelsgleich, sondern wirkten eher teuflisch. Das ließ das Tattoo irgendwie männlicher aussehen. Sein kompletter rechter Arm und Teile des linken waren ebenfalls tätowiert. Dort war auch ein Tribal Tattoo, welches bis auf die Brust weiterging. Er war für seine 18 Jahre wirklich schon viel tätowiert.
Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und Strich über seinen Oberarm, auf welchem sich eine Träne befand, in der sich ein komplettes Leben widerspiegelte.
"Was bedeutet dieses Tattoo?"
Er drehte sich zu mir um. "Das ist eine lange Geschichte." Ich lächelte und flüsterte:"Erzähl es mir, offenes Buch." Er lachte kurz auf, begann dann jedoch mit seiner Erzählung.

Mittlerweile lagen wir beide nebeneinander im Bett. Dylan erzählte mir von seiner schwierigen Kindheit. Damals bei seinen Eltern wurde er geschlagen und mies behandelt.
"Ich rannte oft von Zuhause weg und war tagelang verschwunden. Meine Eltern haben mich, zur Belohnung wenn ich zurück kam, gleich wieder geschlagen. Lange hielt ich es nie bei ihnen aus. Irgendwann kam das Jugendamt und ich würde meinen Eltern weggenommen. Das müsste jetzt knapp zwei Jahre her sein. Damals habe ich meine Leidenschaft für Tattoos erkannt und sie ist auch heute noch da. Ich könnte nicht mehr aufhören und habe auch noch längst nicht genug... Jedenfalls kam ich vor circa zwei Jahren zu meiner neuen Familie."
Ich staunte nicht schlecht. Noch nie hatte ich daran gedacht, dass Dylan adoptiert wurde.
"Das wusste ich gar nicht.", murmelte ich nachdenklich. "Wieso auch? Sie sind für mich meine richtigen Eltern. Ich liebe sie und sie lieben mich. Allein, was und wie ich mich bei ihnen fühle, spielt eine Rolle."
Ich nickte anerkennend. Für sein Alter wirkte er unglaublich erwachsen.
"Das ist wirklich unglaublich. Was du alles erlebt hast, meine ich. Damit hätte ich nie gerechnet."
Dylan zuckte mit den Schultern und drehte sich auf die Seite. Er zog mich an seinen Bauch und schlingt die Arme um mich. Seine Körperwärme geht auf mich über und ich fühle mich sofort viel wohler als davor.
"Wir sollten jetzt schlafen. Es ist schon spät. Gute Nacht, Brooklyn." Ein kurzes Kribbeln durchfuhr mich als er meinen Namen so hauchte. Noch nie hatte mir der Name so gut gefallen wie gerade in dem Moment.
Schnell wünschte ich ihm ebenfalls eine schöne Nacht, bevor ich mit einem Lächeln auf den Lippen einschlief.

Ein komplettes Brylan Kapitel. (Ich dachte ich denke mir jetzt auch mal so ein blöden Pärchennamen für Brooke und Dylan aus :D)

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