Kapitel 8 (2019)

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Hier in Amerika fühlt sich alles viel leichter und besser an. Keine strafenden Blicke, wenn man mal etwas zu viel isst, und keiner, der einen wegen seinen Körper verurteilt. Ich genieße die Situation sehr und merke natürlich auch, wie mein Gewicht immer weiter steigt. Mit jedem Gramm, was ich zunehme, werde ich auch immer fauler. Es stört mich nicht, ganz im Gegenteil, ich mag es wirklich sehr, wie ich selbst merke, dass meine Klamotten wieder mal zu eng sind und ich froh bin, dass wir einen Tag nichts unternehmen, da es regnet, und ich also den ganzen Tag essen kann. Und das Essen hier ist so verdammt gut. Die riesigen, fettigen Portionen sind nicht mehr fremd und immer öfter esse ich noch die Reste von Nico. Jeden Tag, den wir hier sind, haben wir uns geliebt, und jedes Mal wurde ich dabei gefüttert. Mittlerweile ist es zu so einer Routine geworden, dass ich selbst, wenn ich nur an Essen denke, erregt werde.
 
Zwei Tage vor unserer Abreise kommt Nico wieder mal mit einem breiten Grinsen zu mir. „Was ist los?“, frage ich etwas verwirrt, da ich genau weiß, dass er wieder etwas im Schilde führt. Es ist mal wieder ein regnerischer Tag, was mich insgeheim freut. Ich habe ein T-Shirt (das viel zu eng ist, an meinen fetten Armen und Bauch einschniedet und meine roten Dehnungsstreifen freigibt) und eine Leggins (die zum Zerreißen gespannt ist, die ich unter meine Fettschütze habe, damit sie nicht so viel Druck bekommt und ich mehr essen kann) da und schaue ihn an. Er holt eine Packung hinter seinem Rücken heraus und ist noch glücklicher. „Du musst mir schon sagen, was das ist“, fahre ich fort und lege die mittlerweile leere Chipstüte weg. „Das hab ich von einem Store um die Ecke, das ist Gainpulver.“ „Es hat extrem viele Kalorien, du wirst förmlich nur so aufgehen“, erklärt er Stolz. Ich verzeihe kurz mein Gesicht. Ist es nicht übertrieben? „Ich liebe zwar mein zusätzliches Gewicht, aber so?“, denke ich nach. Doch ich sehe dierkt wieder diesen Blick von Nico, als er merkt, dass ich eigentlich nicht so dafür bin. Ich weiß, wie er sein kann, und möchte ihn auf keinen Fall enttäuschen. Deshalb zwinge ich mich und sage: Und worauf wartest du noch? Willst du mir keinen Shake machen? Obwohl ich eigentlich gar mich nicht will, doch ich bin so im Bann, dass ich es für ihn mitmache, auch wenn ich mich dazu verstellen muss. Kurze Zeit später reicht er mir den Shaker und ich probiere es. Es schmeckt sehr nach Geschmacksverstärkern und hat eine eigenartige Konsistenz. „Und wie ist er?“, fragt Nico so aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten. „Echt lecker.“ Lüge ich und zwinge mir noch einen Schluck rein.
„Puh, das ist echt viel. Ich bin ziemlich voll.“ Sag ich, als ich endlich den Shake leer getrunken habe. „Ach, komm, sei doch nicht so. Ich habe gerade Essen bestellt und wenn es da ist, mache ich dir noch einen Shake, wir wollen doch, dass dein fetter Bauch noch ordentlich wächst.“ sagt Nico bestimmt. Und ich nicke. Habe ich auch eine andere Wahl?
 

Grenzen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt