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Miyoung trug einen pink-rot-karierten Zweiteiler aus Rock und Jäckchen, dazu eine Rüschenbluse und eine weiße Spitzenstrumpfhose

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Miyoung trug einen pink-rot-karierten Zweiteiler aus Rock und Jäckchen, dazu eine Rüschenbluse und eine weiße Spitzenstrumpfhose. Auch wenn zu ihrem Ensemble noch ein weißer Wintermantel gezählt hatte, bevor sie ihn an der Garderobe am Eingang des Cafés gehängt hatte, fror ich bei ihrem Anblick.
Heute war einer der kälteren Spätwintertage, weshalb ich einen Rollkragenpullover unter einem Sweatshirt trug und mir extra Thermostrumpfhosen übergestreift hatte, bevor ich in meine Jeans gestiegen war. Wenigstens war es in diesem Café mollig warm und bis Miyoung hier aufgetaucht war - zwanzig Minuten zu spät - hatte ich mich zusätzlich an einem Café au lait aufgewärmt.
Sie setzte sich an den Tisch, griff nach der Getränkekarte und rief einen Kellner zu sich, um sich einen Grüntee zu bestellen. Ich hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Erst, als der Kellner nach hinten verschwunden war, sah sie mich an.
"Warum dieser gereizte Blick? Du hast deinen Kaffee ja auch schon halb leer, da dachte ich, ich bestelle erst einmal was."
"Ein einfaches 'Hi, ich bestelle mir auch direkt was' am Anfang, hätte es auch getan, um noch höflich zu wirken", entgegnete ich. Nun war ich wirklich gereizt. Wieso führte Miyoung sich so auf?

Miyoung bedachte mich mit einem langen Blick. Dann verdrehte sie die Augen.
"Ich verstehe nicht, warum du mich gleich angreifst, Ran. Wir haben uns lange nicht mehr zusammengesetzt und jetzt giftest du rum, als hätte ich irgendetwas falsch gemacht."
Der Grüntee wurde umgehend gebracht und Miyoung bedankte sich nicht einmal bei dem Kellner. Das übernahm ich dann für sie.
"Ich bin nicht hier, um mit dir zu streiten, Miyoung. Viel eher wollte ich endlich herausfinden, warum sich die Atmosphäre um uns so sehr verändert hat. Wenn dich etwas stört oder dich etwas bedrückt, dann sag mir das."
Sie nippte an ihrem Tee. Mit verzogener Miene stellte sie ihn wieder ab. Ich glaubte nicht, dass sie diesen Gesichtsausdruck machte, weil ihr der Tee zu bitter war.
"Es ist einfach nur ... Sind wir überhaupt noch befreundet, Ran? Ich weiß überhaupt nicht mehr, was in deinem Leben gerade los ist, außer, dass du dein bestes Leben mit Yoongi lebst." Nun klag sie bitter. "Und umgekehrt genauso. Du wüsstest jetzt nicht, dass ich verlobt bin, währen wir uns nicht rein zufällig auf der Straße begegnet. Und nicht einmal dann hattest du Zeit zu plaudern? Du warst früher einen Telefonanruf von mir entfernt und jetzt-"
Ich blinzelte überrascht. Aber wir waren doch gerade beide schlecht darin, Kontakt miteinander zu halten. Natürlich vergaß ich ab und an, ihr sofort zu antworten, aber im Umkehrschluss war sie dazu übergegangen, mich oft einfach zu ignorieren.
"Dann ruf an. Oder sag mir, dass du angerufen werden willst. Miyoung, ich verstehe, dass dich das beschäftigt, aber ich bin nicht die einzige, die sich hier anstrengen sollte."
"Ich strenge mich an. Ich war immer die einzige, die sich angestrengt hat."
Jetzt wurde sie unfair. Meine Alarmglocken schrillten. So hatte ich mir dieses Gespräch nicht vorgestellt. So ganz ohne Verständnis ihrerseits.

"Jetzt gerade tust du es nicht. Aber es ist ja einfacher, die ganze Sache auf die andere Person zu schieben, als sich seine eigenen Fehler einzugestehen."
Miyoung haute mit der geballten Faust auf den Tisch, dass unsere Tassen schepperten. Die Gäste und Mitarbeiter des Cafés schienen allesamt innezuhalten.
"Welchen Fehler habe ich bitte gemacht? Ich war immer für dich da, wenn das Leben dich wieder in den Arsch getreten hat und du dich nicht aufraffen konntest, etwas dagegen zu tun. Ich habe versucht den Kontakt zu dir zu halten, während du Yoongi kennengelernt hast, aber du hast dich immer weiter entfernt. Und irgendwann dachte ich, es sollte mir vielleicht egal sein, denn du willst ja wohl offensichtlich nichts mehr mit mir zutun haben."
Ihre Stimme war entgegen ihrer vorherigen Reaktion seltsam ruhig. Mir hingegen ging langsam die Geduld aus. Ich fragte mich, wie sie auf diese Interpretation gekommen war. Wobei, ganz unrecht hatte sie vielleicht nicht. Ich hatte mich zurückgezogen. Vor ihr zurückgezogen.
"Das ist es nicht", sagte ich und schluckte. "Ich habe nur seit einiger Zeit das Gefühl, dass ich mich dir einfach nicht mehr anvertrauen kann. Selbst wenn ich versucht habe, dir etwas anzuvertrauen, hat es sich so angefühlt, als würdest du das Thema sofort beiseite schieben wollen. Selbst bei der letzten richtigen Konversation, die wir geführt haben, zumindest die letzte, an die ich mich erinnern kann, hatte ich am Ende ein Gefühl, dass wir einfach aneinander vorbeirreden. Und wenn ich es mir genau überlege, selbst in der fernen Vergangenheit, war das oft der Fall. Ja, du hast mir zugehört, wenn ich dich angerufen habe, aber genauso oft hast du über mich drübergeredet oder die Dinge einfach abgetan. So als wäre es dir manchmal einfach egal gewesen. Weil dir mein Leben manchmal egal ist."

Miyoung stand entrüstet auf und riss beinahe ihre Tasche von der Stuhllehne.
"Jetzt bin ich also das Problem, ja? Es ging also alles von mir aus. Schön. Weißt du, du kannst dir dein Gespräch sonst wohin schieben. So macht es doch keinen Sinn. Und ausgeladen von meiner Girls Night bist du auch."
Sie knallte ein paar Won-Scheine auf den Tisch und wollte verschwinden, aber da drehte sie sich noch einmal um.
"Vielleicht tut es dir doch nicht so gut, jetzt im Geld deines Freundes zu schwimmen. Oder was auch immer er ist."
Damit zischte sie aus dem Café und rempelte vor dem Ladenlokal ein paar Leute an, ohne sich anschließend dafür zu entschuldigen. Ich sah ihr nach, ignorierte die Blicke und das Getuschel der anderen Cafébesucher und trank meinen Kaffee leer, ehe ich ebenfalls etwas Geld auf den Tisch legte und das Café verließ.
Der ohnehin schon graue Himmel verdunkelte sich auf meinem Weg zur Bushaltestelle noch um einige Nuancen und als ich im Bus saß und mir meine Kopfhörer in die Ohren schob, begann es mehr und mehr zu regnen. An meiner Station angekommen blieb ich einfach sitzen und fuhr weiter. Diese Buslinie fuhr auch an der Haltestelle in der Nähe meiner alten Wohnung vorbei. Ich betrachtete die Wohngegend und merkte, nein, selbst wenn Miyoung mir versuchte ein schlechtes Gewissen zu machen, gehörte ich hier einfach nicht her. Nicht, weil Yoongi mir geholfen hatte, sondern, weil in mir so viel mehr steckte, als in dieser Welt der Hilflosigkeit zu existieren. Ich hatte endlich den Mut geschöpft, mein volles Potenzial auszuleben, weil mir eine Chance gegeben wurde. Yoongi hatte seine Mittel eingesetzt, um mir zu helfen und ja, ich profitierte auch noch immer davon, aber bald würde ich den Absprung schaffen und mir etwas eigenes aufbauen.

Ich hatte mich nicht zu einem schlechteren Menschen entwickelt, der seine beste Freundin vernachlässigte. Ich hatte mich zu einem Menschen entwickelt, der endlich auf sich selbst achtgeben konnte und merkte, wann jemand anderes ihm guttat und wann nicht. Und Miyoung tat mir nicht mehr gut, vielleicht hatte sie das die letzten Jahre schon nicht mehr.
Meine Angst war gewesen, Miyoung als Freundin langsam aber sicher zu verlieren, aber jetzt war es nicht mehr meine Angst, sondern vielleicht eine weitere Chance. Die Chance, mich noch weiter von dem Gefängnis zu entfernen, aus dem ich jahrelang nicht entkommen konnte. Sie hatte mich noch immer mit einem Zipfel dort festgehalten.
Ich atmete tief durch, die frische Regenluft drang von der geöffneten Bustür zu mir herüber und belebte mich. Plötzlich wirkte der Himmel nicht mehr so grau, der Regen nicht mehr so trübselig.
Vielleicht hatte ich einfach meine Angst, Miyoung hinter mir zu lassen, weil es schon lange nicht mehr passte, wir schon seit Jahren nicht mehr so zueinander hielten, wie wir es in Teenagerzeiten getan hatten, einfach überwinden müssen. Meine Befürchtung war gewesen, meine älteste und einzige Freundin zu verlieren. Aber ich wusste, ich fand jeden Tag neue Leute, die mir das Herz erwärmten, wenn ich ihnen so begegnete, wie ich den Menschen nun eben in der Lage war zu begegnen. Mit offenen Augen und offenem Herzen.

 Mit offenen Augen und offenem Herzen

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[Hello! Ja, ich bin noch da. Ja, die Story geht noch weiter. Sie hat einen etwas anderen Turn genommen, als ursprünglich geplant, but that's okay. Was läuft schon nach Plan in diesem willkürlichen Leben? ;)
Jetzt habe ich hoffentlich auch meinen kleinen writing slump überwunden, den diese Szene ... die hat mich blockiert. Genauso wie das Wetter da draußen. Seitdem ich an diesem Kapitel hier arbeite, hat es irgendwie bei keiner Story mehr geklappt mit dem Schreiben, aber jetzt versuche ich wieder etwas mehr Routine reinzubringen und hoffe, dass ich somit einer potenziellen Schreibblockade entkommen kann. Die Dinger existieren nämlich nicht, wenn man einfach immer schreibt, schreibt und schreibt.
Das wars aber von mir.^^
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntagabend und wir lesen uns beim nächsten Kapitel! ~<3]

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt