Feuer

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Mickey
„So und jetzt?" fragte ich als wir wieder zum Auto gingen. „Jetzt ballern wir mit der Glock ein bisschen rum." Sagte er und stieg ein. Er setzte seine Sonnenbrille auf und fuhr los. „Ian?" sagte ich als wir fast am Schlachthaus waren. „Ja, was gibt's?" Fragte er und sah kurz zu mir rüber. „Ich ähm... mein Dad... naja er... Scheiße." Sagte ich und holte nochmal Luft. „Mein Dad war kein gutes Vorbild. Scheiße vor allem nicht, wenn es um Beziehungen und so nen scheiß ging." Ich sah auf meine Hände. Er schwieg und ließ mich meine Gedanken sortieren. „Also, wenn... shit. Wenn dir irgendwas nicht passt oder so... dann sags einfach." Ich drehte den Ring an meinem Finger und sah zu Boden. Er stellte den Wagen ab und seufzte. „Glaubst du, Frank und Monica waren gute Vorbilder?" fragte er und sah mich an. „Nein, aber..." setzte ich an, aber er unterbrach mich. „Siehst du? Machst du dir etwa Gedanken um meine Gefühle?" Ian lachte und ich sah ihn an. „Verflucht Mickey. Manchmal werd ich aus dir nicht schlau." Sagte er und grinste. „Manchmal bist du so ein harter Kerl und tust so, als könne dir nichts und niemand was anhaben. Und im nächsten Moment machst dir Sorgen, was ich fühle." Er sah aus dem Fenster. Hatte er denn garnichts verstanden? Scheiße. Dieser verfickte Gallagher hatte es immernoch nicht kapiert. Nach all dem, was schon passiert war. Nach dem scheiß in Colorado, seinem verfickten Abschiedsbrief, den dunklen Monaten, dem scheiß Wiedersehen. Auch nach dem Ring nicht. Er hatte es immer noch nicht kapiert. Er hatte nicht kapiert, dass er der einzige war und der einzige sein würde, der mich so sah. Der den soften Mickey sehen würde. Der den Mickey sehen würde, der einen Ring verschenkt und zugibt, dass er nicht schwimmen kann. Er würde jemals der einzige auf dieser beschissenen Welt sein, der mich lächeln sieht. Nicht dieses lächeln, dass die ganze Welt sehen konnte. Das lächeln das ich nur ihm schenken würde. Sonst niemandem. Nur Ihm. Nur Ian. Meinem Ian. Weil er mich zu dem Mann gemacht hat, auf den ich selbst stolz sein kann. Er hat mich dazu gebracht ihm meine Gefühle zu zeigen und darüber zu sprechen. So gut ich eben kann. Er hat mich dazu gebracht, nicht egoistisch zu sein und auf ihn zu achten. Ihn zu lieben. Ihn zu ehren. Den ganzen scheiß. Und auch auf seine Gefühle Rücksicht zu nehmen. Er hatte das alles nicht kapiert. Und das machte mich sauer. Verflucht sauer.


Ich wurde wütend und stieg aus. Ich ließ ihn allein im Wagen sitzen und kletterte über den Zaun. Ich war rasend vor Wut. Glaubte er wirklich, dass er mir egal wäre? Fuck. Ich nahm die Glock und zielte auf eine Fensterscheibe im ersten Stock. Ich traf. Gleich noch die daneben. Ja. Beide kaputt. Jetzt das Erdgeschoss. Ich verballerte die ganze Munition. „Fertig?" fragte er hinter mir. Es begann zu dämmern und ich hatte keine Patronen mehr. Also ja. Ich war fertig. Ich setzte mich auf den staubigen Boden und zündete mir eine Kippe an. Er setzte sich neben mich. „Scheiße Gallagher, denkst du wirklich dass du mir egal bist? Nach allem, was wir schon durch haben? Verfickter Mist. Du weißt, dass ich in sowas schlecht bin. In Gefühlen und Worten und sowas." „Ja Mickey. Das weiß ich. Aber manchmal. Da wäre es schön, wenn... naja... scheiße, wenn du mal mit mir über sowas reden würdest." Sagte er und schaute auf seine Schuhe. „Ich weiß auch nicht Mick. Als ich wieder da war hab ich kaum was aus dir raus bekommen. Auch als ich die Fotos gefunden hab, bist du einfach abgehauen und als dein Vater starb hast du keinen Ton gesagt." Ich schwieg. Er hatte recht. Fuck. Aber so war ich eben. Und ich dachte er würde mich kennen.
„Scheiße Ian. Es tut mir leid, aber weißt du, so bin ich eben." Sagte ich und reichte ihm die Kippe. „Ich kann nicht über das sprechen, was ich verfickt nochmal fühle. Ich zeig das eher." Sagte ich und nahm seine Hand. Mit dem Daumen berührte ich seinen Ring. Ich sah ihn an und er sah auf unsere Hände. Er nickte. „Ich weiß. Nur ich bin dein Pertner Mickey. Ich bin dein Partner. Und dazu gehört auch miteinander zu reden, wenn es dem anderen beschissen geht." Er sah mich an und grinste "Aber hey, vielleicht is es ja auch gut so. Schließlich hab ich mich in diesen scheiße labernden Southside Arsch verliebt und nicht in eine glitzernde Pussy." Er lächelte mich an. Dann kam er mit dem Gesicht näher zu mir. Aber nein. Er hatte etwas Rache verdient. Ich stieß ihn in den Dreck und wir wälzen uns bis ich schließlich auf ihm saß und seine Hände fest hielt. „Ich laber scheiße, hm?" fragte ich und versuchte nicht zu lachen. Er nickte und versuchte ebenfalls nicht zu lachen. Irgendwie schaffte er es, sich aus meinem Griff zu lösen und war plötzlich über mir. „Ich kann mich erinnern..." sagte er und hielt dabei meine Arme neben dem Kopf fest. „Du meintest, wir hätten unser Feuer verloren." hauchte er und kam dabei ganz nah, sodass ich seinen Atem an meinem Ohr spüren konnte. Ich sagte nichts. Ich begann die stelle am Hals zu küssen, wo seine Schlagader pulsierte. Und dann lagen seine Lippen auf meinen. Drängend, fordernd und voller Verlangen tanzten unsere Zungen. Sofort war es wieder da. Das Feuer. Es brannte in mir und ich spürte, dass es auch in ihm brannte. Verfickte Scheiße.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt