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Madow

Er war es. Er stand vor mir. Seine Haare sahen frisch geschnitten aus, sein Bart wie immer ganz kurz rasiert, ganz kleine Stoppeln waren zu sehen. Es sah etwas dünner aus als in meine Erinnerung, aber ich merkte, wie er mir sofort den Atem raubte. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Ich war sichtlich überfordert und hatte eine innerliche Achterbahn der Gefühle, die mitten in einem Looping steckte. 'Ich möchte dich nicht schon wieder verlieren' Seine Stimme zu hören riss so viele Wunden wieder auf, so viel Schmerz, der plötzlich wieder so präsent war, dass er weh tat. Mein Herz zog sich zusammen und ich wich ihm immer wieder aus. 'Schenk mir etwas Zeit, damit wir reden können' Eigentlich sollte ich ganz laut nein schreien, sollte mich umdrehen und einfach weglaufen, aber ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht, stattdessen bekam ich eine Panikattacke. Dank Harry schaffte ich es diese so gering wie möglich zu halten. Es ist lange her das ich in Panik verfiel, zu mindestens hatte ich lange keine Attacke mehr gehabt.

Ich nahm mehr als deutlich wahr, dass Hazza bereits jetzt einen Narren an Harry gefressen hatte. Er wich ihm keinen Zentimeter von der Seite, als wir den Waldweg zurück zu meinem Haus liefen. "Da ist der Olivenbaum..." hörte ich Harry leise hinter mir sagen. Verwundert sah ich auf, sah kurz zu ihm wich seinem Blick aber schnell wieder aus und betrat die Veranda "Warte hier..." murmelte ich leise "Du auch, Haz!" sah ich meinen Hund streng an und ging ins Haus. Ich lief an den Schrank und holte ein Handtuch raus, um Hazzas Fell etwas trocken zu rubbeln und vor allem um seine Pfoten trocken zu machen.

Doch kaum habe ich das Frotteetuch in meiner Hand stütze ich mich auf der Kommode ab, lasse meinen Kopf hängen und holte tief Luft. "Er ist hier..." flüsterte ich leise und kämpfte innerlich mit mir nicht anzufangen zu weinen. Ich hatte es 5 Monate geschafft mich von ihm fernzuhalten. Woher wusste ich wo ich war? Wieso war er plötzlich hier? Mein Blick fiel auf die Pillenpackung neben mir. Sofort griff ich danach und drückte mir hastig eine Tablette heraus, nahm sie und schluckte sie mit meinem Speichel im Mund herunter. Ich musste mich beruhigen. Er wollte nur reden. Dann geht er wieder. Er muss gehen... Er muss.

Hazzas grelles Bellen holte mich aus meinen Gedanken zurück und ließ mich kurz zusammenzucken. Schnell lege ich die Tabletten wieder zurück, nehme das Handtuch und gehe zurück "ist ja gut, Kleiner" flüsterte ich und trocknete erst seine Pfoten und anschließend sein Fell am Bauch trocken. "Ab mit dir..." küsste ich ihn auf den Kopf und schon flitzte er ins Innere uns machte es sich auf der Couch gemütlich.

Langsam stand ich wieder auf und sah in Harrys Gesicht, auch wenn durch die Mütze und diese XXL-Kapuze nicht viel von ihm zu sehen war, erkannte ich genug, um zu wissen, dass er immer noch der Mann war, in den ich mich so unsterblich verliebt habe. Auch er sah mich an, schenkte mir ein unsicheres Lächeln und wartete darauf, dass ihn hereinbat. Ich konnte nicht anders, als ihn einfach zu beobachten, durch die offenstehende Tür, mit genügen Abstand zwischen uns. Liebte ich ihn noch? Waren da noch Gefühle? Könnten wir je wieder da weiter machen, wo wir aufgehört hatten? Es schwirrten so viel Fragen in meinem Kopf, dass ich Kopfschmerzen bekam.

"Madow.. Du starrst!" flüsterte er, und sofort löste ich meinen Blick von ihm und schüttelte kurz den Kopf, um mich wieder zu sammeln "ich... Hier... Zieh die bitte an..." stellte ich ihm ein paar Pantoffeln meines Opas hin, ehe ich mich wieder umdrehte und in die Küche ging "Ich... mach einen Tee..." sagte ich und machte den Wasserkocher bereits an. Ich hörte das er etwas rief, ich konnte ihn durch den Lärm des Wasserkochers nicht richtig verstehen, aber es klang schwer nach einem 'ich nehme auch einen' oder so.

Als ich ach fast 10 Minuten zurück ins Wohnzimmer komme blieb ich abrupt in Türrahmen stehen. Hazza hatte sich eng an Harry gekuschelt und ließ sich ausgiebig von ihm kraulen. Das war überhaupt nicht die Art meines kleinen Freundes. Er war fremden gegenüber immer schüchtern, oder teilweise sogar aggressiv. Er beschützte mich, aber bei Harry war das nicht so. Er vertraute ihm. Als ob er spüren würde, was mich und Harry verbindet. Als ob er wüsste, dass er seinen Spitznamen trug.

Always Better Together (h.s.) [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt