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Mein Name ist Lio, bin 14 Jahre alt und lebe in Bayern in einem kleinen Dorf neben einem riesigen, geheimnisvollen und aufregenden Wald. Ich lebe hier schon seit meiner Geburt. Dieser Wald ist mein Lieblingsort. Er erinnert mich an eine Geschichte die mir meine verstorbene Mutter früher als ich klein war immer erzählt hatte. Ja sie ist verstorben. Sie ist mausetot seit genau zwei Jahren. Dieser Gedanke wird mich nie verlassen, nicht nur wegen den unendlich langen Trauer-und Beileidsbriefen, sondern weil ich außer ihr nichts hatte. Also nicht nur keinen Vater. Sondern einfach nichts. Jetzt wohnt meine Oma bei mir. Genauer gesagt ist sie hier her gezogen, sie wollte die Situation anscheinend nicht noch schlimmer machen als sie ohne hin schon ist. Seit dem Tag an dem meine Mutter an Krebs starb, starb ich mit ihr. Der Wald wurde mein Zuhause. Ich aß weniger und machte auch sonst nicht viel. Schule war schon längst kein Thema mehr und wenn ich mal zu Hause war, starrte ich nur aus dem Fenster und beobachte die einfältigen Lebensmuster der Nachbarn. Ich bin wie der Wind, unsichtbar, kühl, leblos und unantastbar für Menschen. Heute ist wohl ein Tag wie jeder andere. Meine Oma stürzt in mein Zimmer und nimmt mir das Messer weg mit dem ich gerade wunderschöne Muster auf meiner Haut ritze und sah mich verzweifelt an.
„Lio...Ich weis nicht mehr was ich mit dir tun soll. Der pötzliche Tod deiner Mutter trifft uns alle sehr, aber trotz alledem geht das Leben weiter. Deine Mutter hätte nicht gewollt das du so etwas machst." Ich funkelte sie böse an und spürte wie mir meine Wut eiskalt über den Rücken schoss. Mein Blick muss wohl so erschreckend sein das mich Britta, also meine sogenannte Oma, total perplex anstarrte. Ich fing seit langem an zu reden, eher sie an zu schreien: „Wie kannst du sagen das es euch alle getroffen hat! Ihr wart doch fast nie da! Zweimal im Jahr habt ihr angerufen, um zu hören ob sie noch lebt! Denkst du das ich das alles einfach so vergessen werde nur weil meine Mutter jetzt Tod ist?! Meine Stimme hat sich verändert. Sie war rauchig, emotionslos aber so laut wie Schreie. Sie war wie mein Körper. Eine leere Hülle, wie ein verlassenes Haus wo die Fenster und Türen kapput sind, so ist nicht nur mein Körper sondern auch mein Leben. Diese Erkenntnis trieb mich raus. In den Wald. Ich ließ meine selbst benannte Oma stehen die verdattert nach mir rief. Ich lief entlang eines steilen Berges zu einem kleinen Fluss. Dort blieb ich stehen. Bemerkte da erst wie etwas kaltes über meine Wangen lief. Es waren Tränen. Ich wischte sie verzweifelt weg, doch der Blick durch meine Augen gab mir nur ein verschleiertes Bild meiner Umgebung. Ich ließ es geschehen. Diese abertausenden Tränen liefen herunter, ich brüllte mir die Seele aus dem Hals. Wieso musste sie sterben? wieso? Sie war doch alles was ich hatte! Dabei konnte ich mich nicht mal richtig verabschieden. Doch was ist das? Erst jetzt nahm ich meine Umgebung richtig war. Ich lag mittlerweile auf dem Rücken und sah in den Himmel. Hörte das rascheln der Bäume, das zwitschern der Vögel, das summen der Bienen, das zirpen der Grillen und auch das weiche Moos auf dem ich lag. Es war wie eine Art Bett. Ich richtete mich auf und dachte an die Geschichte die mir meine Mutter früher immer erzählt hatte. Jetzt ergab alles einen Sinn. Mir ist jetzt klar warum sie mich immer hier her brachte und mir diese Geschichte erzählte... und Ich sprach das Zitat was ich früher immer so bewundert hatte leise vor:„ Man vergisst nicht, wenn man vergessen will.[Friedrich Nietzsche]" Ja.Jetzt ergibt alles einen Sinn.

ENDE

Der WaldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt