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Langsam schlenderten die beiden Arm in Arm an den Waldrand heran. Versunken in ihren eigenen Gedanken und den Frieden der wunderschönen Natur um sich herum genießend. Der Schein der langsam untergehenden Sonne ließ den Wald geheimnisvoll erscheinen, das sanfte Rauschen der abendlichen Brise untermalte die zarte Mystik des Augenblicks.
„Josh! Sieh doch nur!"
Hm?
Gwens leiser Ausruf weckte dem Omega aus seinen Tagträumen, in welchen er seine Männer in jeder nur erdenklichen Position auf dem Heidekraut flachlegte, während der Sonnenuntergang den Himmel über ihnen zum Brennen brachte.
Gwen packte seine Hand und der Omega folgte ihrem Blick in den Wald hinein.
Oooooh...
Das war also die Bewegung gewesen, die er vor ein paar Minuten am Rand seiner Wahrnehmung bemerkt hatte.
Wie anmutige Geister glitten etwa zwanzig Pferde durch das Unterholz.
Leichtfüßig und in wilder Lebensfreude, ihre Mähnen ausschüttelnd, trabten die Tiere durch die vereinzelten Sonnenstrahlen, welche durch das dichte Blätterdach der Bäume fielen.
„Wow, wie wunderschön! Komm... Los, Joshi, lass uns mal etwas näher rangehen!"
Mit großen Welpenaugen bettelte die Epsilon und zog ihren besten Freund hinter sich her. Dieser brauchte keine weiteren Aufforderung und folgte ohne weiteres der jungen Frau in den Wald hinein, völlig im Bann der wilden Freiheit, welche der prachtvollen Tiere in vollen Zügen genossen. Wie die meisten Nutztiere waren Pferde tatsächlich sehr selten geworden. In menschlicher Haltung gab es sie gar nicht mehr und nur noch in der freien Wildnis und auch nur wenn man sehr, sehr viel Glück hatte, konnte man diese wundervollen Geschöpfe noch beobachten. Gebannt folgten die beiden der Herde durch den immer dichter werdenden Wald, als Josh auf einmal spürte, wie ein unangenehmer Schauder über seinen Rücken lief.
Fast in der gleichen Sekunde warfen die Pferde ihre Köpfe hoch, ganz so als hätten sie eine Gefahr gewittert und galoppierten im rasenden Tempo davon. Josh und Gwen wechselten einen kurzen Blick, dann wirbelten sie herum und rannten los.
Es hätte die untrüglichen Instinkte der Fluchttiere nicht benötigt, um ihnen zu sagen, dass ein Jäger im Wald war.
Und dieser Jäger hatte es auf den Omega und die Epsilon abgesehen!
Also taten die beiden genau das, was sie am besten konnten und wetzten wie vom wilden Affen gebissen in Richtung der Hütte zurück.
„Schneller, Gwen" japste Josh und legte selbst noch eine Schippe beim Tempo drauf.
Und so bekam er gar nicht mit, wie seine beste Freundin hinter ihm zurückblieb. Erst ein dumpfer Aufprall holte den Omega ins hier und jetzt zurück.
„Fuck... Gwendol..."
Jedes weitere Wort erstarb in seiner Kehle, sein Kopf war auf einmal wie leer gefegt, als sich umdrehte, um nach seiner Freundin zu sehen.
Und dann sah er sich Auge in Auge einem Albtraum gegenüber...
Gwenny hing in den Armen eines großen, schlanken Mannes, der vollständig in schwarzes Leder gekleidet war und auf dessen Brust die liegende goldene Acht des Königshauses abgebildet war. Ein weiterer schlaksig wirkender Kerl trat hinter einem Baum hervor, die manisch glühenden Augen auf Josh gerichtet...

Mist, Mist, Verdammter Doppel-Megamist!

Wie konnte zwei Tracker der Königsklasse sie gefunden haben?
Wie nur?
WIE?
Seine Gedanken drehen sich im Kreis und er machte einen unwillkürlichen Schritt auf seine geliebte Freundin zu, als diese ihn anschrie und ihn somit aus dem Trance riß.
„NEIN! HAU AB, JOSH! LAUF DOCH!"
Sie hatte ja recht! Alles, was er hier ausrichten konnte war, sich ebenfalls gefangen nehmen zu lassen.
Und wer sollte dann ihre Geheimwaffe, sprich elf riesige Tötungsmaschinen mit einer brutalen Mordslaune zu aktivieren?
Mit einem letzten verzweifelten Blick, in welchem das Versprechen aufleuchtete, Gwenny um jeden Preis zu retten, wirbelte der junge Mann herum und rannte weiter.
Nur ein einziger Gedanke hämmerte in seinem Geist.
Seine Alphas!
Er musste seine Alphas holen.
Und er musste Gwen retten!
Josh würde lieber sterben, als sie den Häschern dieses verschissenen, völlig bösartigen Königs zu überlassen.
Und endlich... endlich!
Endlich lichtete sich der Wald um ihn herum und die Hütte schimmerte durch die Baumstämme hindurch.
Und als der Omega sah, dass Xander sich bereits in seine Richtung bewegte, schwor er sich bei der nächstbesten Gelegenheit gläubig zu werden und jeder Gottheit, die da existieren wollte, ein bis zweihundert Kerzen zu spendieren. Und eventuell sogar eine Tafel Schokolade...
„XANDER! TRACKER!"
Obwohl er kaum noch genug Atem hatte, um überhaupt weiterzulaufen, für diesen Schrei reicht es noch!
Selbst aus der Entfernung konnte er sehen, wie in den Augen des blonden Mechaniker die pure Mordlust aufblitzte und der Riese Tempo aufnahm.
Und das mal so richtig!
Mühelos überwand der Alpha die Distanz zwischen ihm und seinem kleinen Omega innerhalb weniger Sekunden und donnerte an dem Jungen vorbei.
In dem festen Wissen, dass zehn weitere, ebenso große und ebenso fuchsteufelswilde Männer ihm folgten und wenigstens einer sich um den Kleinen kümmern würde...

Xander bekam von der wunderschönen Landschaft nichts mit. Seine Sicht hatte sich zu einem Tunnel verengt und alles, was er wahrnahm, war der Mann in schwarzem Leder mit der goldenen Acht auf der Brust, der hinter seinem Omega her durch das Unterholz brach.
Dieser Bastard war hinter seinem Kleinen her!
Seinem Kleiner!
SEINEM OMEGA!
Und jetzt dachte der Mechaniker auch nicht weiter darüber nach, ob seine Handlung eventuell eine Kriegserklärung an das Königshaus selber darstellte.
Er reagierte einfach nur.
Und das mit der Selbstverständlichkeit eines verpartnern Alphas, dessen Clanherz bedroht wird.
Mit einem Brüllen packte er im vollen Lauf den Tracker an der Kehle und schmetterte ihn zu Boden.
Es dauerte nur etwa eine Sekunde, dann hatte der feindliche Alpha buchstäblich seinen Kopf verloren. Die Wucht mit der Xander ihm Besagten abgerissen hatte, beförderte zudem auch die Hälfte der Wirbelsäule aus dem Körper. Angewidert schleuderte der Riese die abgetrennte Extremität gegen den nächsten Baum und stierte aus wilden, vor gnadenlosem
Hass leuchtenden Augen in den Wald hinein.
Waren da etwa noch mehr?
Prüfend schnupperte er im Wind und er erhaschte tatsächlich den Geruch eines durchaus bekannten und mehr als nur verhassten Mannes.
Und dem nicht genug!
Der Gestank des ersten königlichen Trackers vermischte sich mit dem süßen Duft von Gwendolyn.
Ein kurzer Blick über seine Schulter genügte dem Alpha... sein geliebter, kleiner Omega war in Sicherheit. So konnte Xander getrost weiterjagen!

Deke hielt das Herz des Clans fest im Arm und verhinderte mit Ach und Krach, dass der Kleine wieder losrannte.
Josh kämpfte wie ein Irrer, kratzte und biß in den Arm der ihn fest an eine massige Brust drückte.
Er musste helfen!
Er musste zu Gwen!
Irgendwas MUSSTE er doch machen!
Josh bemerkte gar nicht, dass er ein lautes, verzweifeltes Heulen von sich gab.
Das Königshaus durfte Gwenny nicht bekommen!
Sie hatte sich doch gerade erst wieder gefangen... sie hatte begonnen, sich ihrem Clan zu öffnen... das durfte doch alles nicht umsonst gewesen sein!
Tränen strömten über seine Wangen, während er Deke anbettelte, ihn anflehte... verzweifelt und völlig aufgelöst.
Der Alpha hatte sich mit ihm in die Hütte zurückgezogen und trug den Jungen nun schnurrend zu dem großen Sofa hinüber.
„Deke.. bitte, lass mich doch gehen! Ich muss ihr helfen... ich hab sie schon einmal im Stich gelassen... bitte, biiiiitte... ich kann sie nicht noch mal verlieren..."
Schluchzend vergrub Josh sein Gesicht in dem weichen T-Shirt seines Gefährten, der Kummer und eine fürchterliche Angst schüttelte den gesamten Körper des Omegas und alles was Deke nun machen konnte war, ihn zu streicheln, in seinen Armen zu wiegen und zu hoffen, dass seine Clansbrüder nicht mit schlechter Nachricht zu ihnen zurückkehren würden.

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt