Wo gehobelt wird, da fallen Späne

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Angus

»Können wir es noch einmal versuchen?«

Ich weiß nicht, woher mein plötzlicher Mut kommt. Vielleicht ist er da, weil ich Eric selten so hilflos gesehen habe. Vorhin, als sie ihren Plan durchgegangen sind und nun, wo er mir das Gefühl gegeben hat, einen großen Fehler zu begehen. Vielleicht aber auch, liegt es daran, dass ich mir nicht sicher bin, wie viel Zeit uns noch bleibt. Eric wird spätestens in drei Wochen wieder zurück zu seinem College hetzen und mich wahrscheinlich sofort wieder vergessen.

Ich habe mich lange genug in meinem Schneckenhaus versteckt. Es wird an der Zeit mein Versteck zu verlassen und Risiken einzugehen. Eine davon sitzt mir gegenüber.

Eric schmunzelt leicht, bevor er näher an mich heranrutscht und mir entgegenkommt. Wie selbstverständlich schmiegen wir uns aneinander und versinken in einem süßen Kuss.

Eric drückt mich fest an sich und ich kann nicht anders als seine Geste zu erwidern. Wenn ich könnte, würde ich mich an ihn fesseln und nie wieder befreien. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit für immer anhalten. Wenn ich könnte, würde ich ihm alles sagen.

Ich beende den Kuss abrupt und sehe Eric groß an. Wenn ich könnte, würde ich ihm sagen, wie viel er mir bedeutet.

»Eric, ich bin in dich verliebt.« Die Worte verlassen meinen Mund, bevor ich an ihnen überhaupt einen weiteren Gedanken verschwendet habe.

Überrascht sieht er mich an, bevor er den Mund langsam öffnet. »Angus-«

Weiter kommt er nicht. Die Tür wird aufgerissen und Sage stolpert hinein. Er läuft zu Riley's Bett und möchte gerade seine Sonnenbrille greifen, als er uns bemerkt.

»Hallo. Was macht ihr so?«, fragt er verwirrt.

»Reden«, murmle ich eingeschüchtert. Blut sammelt sich in meinen Backen und ich versuche die aufsteigende Nervosität hinter einem Lächeln zu verstecken. Am Ende lächle ich jedoch wahrscheinlich nur wie belämmert.

»Oh.« Er setzt sich die Sonnenbrille auf den Kopf und sieht zwischen uns her. »Alsooo. Das Essen ist gleich da. Wir haben Pizza bestellt. Wenn ihr also fertig seid mit...ehm reden, wollt ihr runter zu uns kommen?«

Ich sehe zögerlich zu Eric, der verdutzt den jungen Mann betrachtet. Ich stupse ihn mit meinem Zeh an, damit er aus seiner Starre erwacht.

»Klar«, sagt er schließlich und greift nach meinem Fuß, damit ich aufhöre, ihn damit zu stupsen. »Gib uns fünf Minuten!«

Sage geht, doch dreht sich an der Tür nochmal zu uns um. »Habt ihr...ehm ihr wisst schon?«

»Sage, wenn du jetzt nicht gehst, trete ich dir in den Arsch, damit du die Stiegen schneller finden kannst«, warnt Eric ihn und wedelt wild mit seiner Hand herum. »Los! Los!«

Beleidigt zieht er ab und lässt uns zurück. Ich sehe aufgeregt zu Eric, der zögerlich immer noch an die bereits geschlossene Tür starrt.

»Eric, du wolltest etwas sagen«, flüstere ich. Ich kann meine Nervosität nicht verstecken. Ich möchte eine Antwort. Nein, ich brauche eine Erwiderung.

Mechanisch dreht er den Kopf und sieht mich an, als würde er gerade zwischen zwei Welten stehen. Hin und hergerissen versucht er seine Worte wieder zu finden.

-///-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt