Kapitel 35

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Enes' Worte durchzogen die Luft wie ein Sturm, und sein schiefes Lächeln schien einen Teil meiner Verletzungen zu heilen. Seine behutsamen Finger wischten sanft die Tränen von meinem Gesicht, und ein leises Lachen entwich meiner Kehle, als er sprach: „Ich habe dir doch gesagt, dass ich weiß, was dir gefällt, Zemer. Nicht umsonst habe ich mir den Zweitnamen ‚Enes the best' gegeben."

„Heilige Scheiße, niemals hätte ich gedacht, dass ich mich in so einen eingebildeten Idioten verlieben könnte", rief ich halb weinend und halb lachend aus, als ich hörte, was er gerade sagt hatte.

Es war ein Gefühl, das ich nicht leugnen konnte, selbst wenn ich es wollte. Die Erkenntnis, dass ich mich tatsächlich in Enes verliebt hatte, durchdrang meine Gedanken wie ein plötzlicher Sturm. Es war unerwartet und doch so überwältigend. Dieser Idiot hatte es tatsächlich geschafft, sich in mein Herz zu schleichen und es für sich zu gewinnen.

Enes war der erste Mann in meinem Leben, der meine Mauern zum Einsturz brachte. Bei ihm fühlte ich mich sicher, geborgen, und meine Seele fand in seiner Nähe Frieden. Es war, als ob mein Körper endlich angekommen wäre, als ob er sein Zuhause gefunden hätte, ohne dass ich mich dabei dreckig fühlte.

Die Liebe, die ich für Enes empfand, war stark und unauslöschlich. Ich würde ihn mit meinem Leben beschützen, jeden Moment, jede Herausforderung, die das Schicksal uns entgegenwerfen würde...

Enes' Reaktion war ein raues, aufrichtiges Lachen. „Will ja nicht eingebildet klingen, aber ich wusste vom ersten Moment an, dass du dich in mich verlieben würdest. Ich meine, hallo? Schau mich an. Wie kann man sich denn auch nicht in so einen sexy Halunken verlieben?", erklärte er mit einer gehörigen Portion Selbstironie, während er stolz auf sich und seinen Körper zeigte.

Ein genervtes Augenrollen entfuhr mir angesichts seiner selbstgefälligen Prahlerei.

„Haj medet qka i kom ba vetit... ich werde es definitiv nicht einfach mit dir haben", sagte ich mit einem provokanten Grinsen auf den Lippen. Währenddessen hielt ich meine Halskette fest in den Händen, meine Finger umschlossen sie mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Herausforderung. Der Blick in seine wunderschönen honigbraunen Augen war wie ein Spiel aus Provokation und Faszination, während die Luft zwischen uns von einer unbestreitbaren Spannung erfüllt war.

"Bitte rede immer Albanisch mit mir, Ledjon. Verdammt, ich liebe es, wie du Albanisch sprichst. Deine Aussprache, dein Dialekt, dein Gesichtsausdruck dabei, wenn du unsere wunderschöne Muttersprache sprichst, verdammt, Ledjon", Enes schüttelte geistesabwesend seinen Kopf, als könnte er nicht glauben, was er soeben gehört hatte. Seine Worte durchdrangen die Luft mit einer Intensität, die mich bis ins Mark erschütterte.

"Heilige Scheiße, ma ki kajt nanen pasha ty dhe mu, ich liebe dich jede Sekunde mehr. Egal was du tust, egal was du mir auch noch für Knochen brechen mögest, ich werde dich immer mehr lieben. Du kannst mir ruhig mein Bein rausreißen, solange du glücklich bist dabei und solange du mir versprichst, öfter Albanisch zu sprechen, bin ich der glücklichste Mensch auf dieser Welt", Enes trat einen Schritt näher und umfasste mein Gesicht mit seinen starken Händen, während ich erschrocken meine Augen weitete. Die Realisierung traf mich wie ein Blitzschlag: Ich hatte wieder Albanisch gesprochen, ohne es zu bemerken.

Wie konnte es mir bloß so leicht fallen? Wie hatte Enes es geschafft, meine Angst und mein Trauma zu vertreiben? Die Antworten darauf blieben im Nebel meiner Verwirrung und Hoffnung verborgen, während ich in Enes' Augen einen Funken von Verständnis und Liebe glimmen sah.

„Rede für mich bitte öfters Albanisch, Zemer. Du glaubst nicht, wie stolz und glücklich es mich macht. Vor allem macht es mich so unfassbar stolz, dass meine Frau aus Kosovo kommt. Ich liebe euren Dialekt, der so anders ist als unserer aus Albanien", Enes' Worte durchdrangen die Stille, und ich lauschte schweigend, während sich die Röte in mein Gesicht stahl. Zum ersten Mal in meinem Leben erhielt ich ein Kompliment für meine Sprache, und es war, als würde die Wärme dieser Anerkennung meine Seele berühren.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt