POV Rezo
Wir saßen noch eine ganze Weile einfach so da. Zusammen in einer Umarmung und ließen unseren Gefühlen einfach freien Lauf. Immer wieder hörte ich einen der beiden Schluchzen und spürte die Tränen der beiden. Ich glaube diese Umarmung war so enorm wichtig für uns. Ein Stück weit heilten die Verletzungen der letzten Tage wieder. Es tat unfassbar gut.
"Oh sorry, wir wollten sie nicht stören." hörte ich plötzlich von der Seite und als ich hinüber sah erkannte ich 2 Polizisten die in der Tür stehen. Die beiden Polizisten, die vorhin auch da waren um Lena zu verhaften. Ich hatte sie gar nicht rein kommen gehört. Naja ich hatte mich auch eher auf Ju und Mexi fokussiert und alles andere ausgeblendet.
Vorsichtig lösten wir uns voneinander und ich sah wie Ju und Mexi sich jeweils über die Augen fuhren um sich die Tränen wegzuwischen.
"Was gibt es denn noch?" fragte ich deshalb gewandt an die Polizisten um den beiden noch etwas Zeit zu verschaffen sich zu sammeln. "Wir brauchen noch die Aussage von Herrn Budorovits. Wir wissen schließlich noch nicht was passiert ist bevor sie beiden dort ankamen." sagte der Polizist und ich sah besorgt zu Ju herüber. War er überhaupt schon bereit die Geschichte zu erzählen? Brauchte er nicht noch mehr Zeit?
Doch bevor ich mir noch weiter darüber Gedanken machen konnte meinte Ju schon: "In Odnung. Können die beiden in der Zeit in der ich die Aussage mache bei mir bleiben?"
Er wollte uns bei sich haben? Er würde uns jetzt also auch anvertrauen was genau passiert ist? Ju macht echt große Fortschritte. Ich bin so stolz auf ihn.
"Ja natürlich das ist ok. Solange die beiden die Aussage nicht stören." antwortete der Polizist. Und so blieben Mexi und ich neben Ju sitzen und hielten jeweils eine Hand von ihm, versuchten ihm so Kraft zu geben.
"Also gut. Gestern hatte Lena Rezos Namen geleakt, seinen richtigen Namen, den Rezo zuvor aus der Öffentlichkeit fern gehalten hatte. Daraufhin hatte ich sie über einen Insta Kontakt angeschrieben. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht das es Lena war. Ich wusste nur es gibt jemanden der uns schaden will. Ich habe der Person gesagt sie solle doch Rezo in Ruhe lassen und sie bot mir schließlich an einen Deal zu machen damit sie mein Umfeld in Ruhe lässt. Ich müsste mich dafür aber mit ihr Treffen."
Ju hatte das alles also wegen mir getan? Um mich zu schützen war er so ein enormes Risiko eingegangen? Nur weil sie meinen Namen geleakt hatte? Ok natürlich war das sehr schlimm für mich aber dafür dann sein eigenes Leben in Gefahr zu bringen. Ju was hast du dir dabei nur gedacht?
"Und ich bin dann zu diesem Traffen gegangen nachdem sie mir auch noch gezeigt hatte, dass sie wusste wo Rezo wohnte. Ich hatte einfach Angst vor dem Schaden den sie noch hätte anrichten können. Als ich dann am Treffpunkt ankam sagte mir Lena sie würde mein Umfeld in Ruhe lassen wenn ich mich umbringen würde. Und dazu reichte sie mir eine Klinge."
Ju stockte. Holte kurz tief Luft. Und auch ohne das er es ausgesprochen hatte wusste ich es schon an seiner Reaktion: Er hatte darüber nachgedacht den Deal anzunehmen.
"Und sie haben diesen Deal abgelehnt?" fragte der Polizist nach um Ju wieder anzustoßen weiter zu reden. Den offensichtlich hatte er abgelehnt sonst wäre er ja nicht hier. "Ja nach kurzem Zögern habe ich abgelehnt." sagte Ju und sah mich dabei intensiv an. Und als er den nächsten Satz sagte sprach er ihn auch zu mir. "Ich hab mich daran erinnert wie wichtig ich manchen Menschen bin." sagte er dann. Und ich wusste woran Ju gedacht hatte an meine Aussage es gäbe für mich nichts schlimmeres als einen der beiden zu verlieren.
Unweigerlich stellte ich mir die Frage ob wenn ich diese Aussage vor ein paar Tagen nicht getroffen hätte Ju jetzt tot wäre. Ob er dann den Deal angenommen hätte. Mir wurde mal wieder bewusst wie entscheidend jede unserer Taten doch sein konnte. Auch wenn sie im ersten Moment noch recht unbedeutend erschienen. Worte konnten jemanden das Leben retten. Und meine ernst gemeinten Worte von vor ein paar Tagen hatten Ju anscheinend das Leben gerettet.
Ju sah jetzt wieder zurück zu den Polizisten und sprach weiter. "Lena wurde sauer als ich ablehnte und spritzte mir irgendwas woraufhin ich ohnmächtig wurde. Als ich wieder aufwachte war ich in dieser Lagerhalle. Lena hat mir Recht schnell klar gemacht, dass sie mich dort nicht wieder lebend raus lassen wollte damit es keine Zeugen gab. Sie wollte mich vorher nur noch so lange wie möglich quälen. Und so hatte sie auch zunächst damit angefangen mich mit einer Peitsche zu schlagen, am ganzen Körper. Ich weiß nicht wie lange. Ich habe irgendwann das Zeitgefühl verloren, sogar das Gefühl für meinen Körper habe ich irgendwann verloren. Mein ganzer Körper tat einfach nur noch weh. Naja sie sehen ja das Endresultat." sagte Ju und deutete dabei auf seine frei liegenden Arme, die genauso wie sein Oberkörper komplett mit blauen Flecken übersäht war.
Instinktiv griff ich etwas stärker nach Jus Hand. Wie schlimm das für ihn gewesen sein muss. Stundenlange Schmerzen ohne Aussicht auf ein Ende. Und selbst wenn das Ende in Aussicht gewesen wäre wäre es ein endgültiges Ende gewesen.
Ju entgegente meinem verstärkten Händedruck damit mir leicht über die Hand zu streichen mit seinem Daumen. Versuchte mir damit offensichtlich zu sagen: 'Ist schon ok. Ich komm klar.' Auch wenn ich wusste das er nicht so einfach damit klar kam. Das würden ihn noch eine ganze Weile weiter verfolgen. Ich kannte Ju gut genug um das zu wissen.
"Irgendwann hörte sie auf mit den Schlägen ging kurz weg und kam dann mit einem Skalpell wieder. Sie wollte mich nur noch kurz etwas quälen und dann töten. Sie fügte mir erst den Schnitt hier unterm Hals zu und dann den hier am Arm. Dann kamen allerdings schon Mexi und Rezo. Den Rest der Geschichte kennen sie ja schon." beendete Ju die Geschichte.
Die Polizisten schrieben noch kurz ihre Notizen zu ende bevor sie dann wieder aufsahen. "Vielen Dank Herr Budorovits. Sollten wir nochmal Fragen haben wenden wir uns wieder an sie. Ansonsten war es das erstmal. Irgendwann bekommen sie dann eine Vorladung zu einem Gerichtstermin um dort nochmal auszusagen. Bis dahin hoffentlich ein paar ruhige Tage." wünschte uns der Polizist und verließ dann wieder mit seinem Kollegen den Raum.
Kaum waren die beiden raus wendete ich mich wieder voll und ganz Ju zu. "Wie geht's dir jetzt Ju?" fragte ich als erstes. Ich meine er hatte gerade diese traumatisierende Geschichte erzählt. Es war durchaus möglich das es ihm jetzt wieder schlechter geht.
Ju schloß kurz die Augen, ging offensichtlich in sich, suchte nach einer Antwort auf diese Frage. "Irgendwie leer." antwortete Ju dann. "So als würde ich gerade gar nichts fühlen." fügte er dann noch hinzu.
Zum einen war das schlecht weil ich wusste, dass dieses Gefühl echt scheiße ist. Nichts ist schlimmer als einfach rein gar nichts zu fühlen. Den wie drückt man sich aus wenn man nichts fühlt? Wut kann man raus schreien, bei Trauer kann man weinen aber was macht man um sich etwas besser zu fühlen wenn man nichts fühlt?
Zum anderen aber war es gut, dass Ju zum einen nicht log was seine Gefühlslage anging und zum anderen so genau benennen konnte wie er sich fühlte. Das war etwas womit Ju bisher auch immer Probleme hatte. Die Therapie schien ihn wirklich voran zu bringen. Auch wenn er gerade aus verständlichen Gründen einen Rückschlag erlitt.
"Ok. Brauchst du irgenwas?" fragte ich nicht wissend was ich sonst groß dazu sagen konnte. Am liebsten würde ich gleich jetzt dafür Sorgen, dass er wieder etwas fühlte, etwas gutes aber ich wusste so einfach war es nicht.
"Könnt ihr mich einfach noch ein bisschen umarmen bevor die Besuchszeit vorbei ist?" fragte Ju daraufhin und natürlich kamen wir seiner Bitte nach. Keine Ahnung wie lange wir so da saßen. Irgendwann kam schließlich eine Krankenschwester und sagte die Besuchszeit sei jetzt zu Ende.
"Wir kommen Morgen wieder." versprach ich Ju. "Das weiß ich doch. Ihr würdet mich in so einer Situation nie alleine lassen." sagte Ju und dabei lächelte er sogar, ein echtes lächeln. Umweigerlich musste ich das Lächeln erwiedern.
Und dann schaute Ju uns nochmal an und entschied noch dran zu hängen: "Aber wehe ihr seid heute Nacht Unartig ohne mich." Ich hatte so nicht mit so einer Aussage gerechnet, dass ich Lachen musste. Wie kam er jetzt darauf? Doch dann wurde es mir klar er versuchte sich einfach abzulenken und das konnte er am besten durch solche Jokes im Moment.
Also hey warum sollte ich nicht mitspielen? "Bei Mexi brauchst du dir da keine Sorgen machen er ist schließlich ein Good Boy. Da musst du dir eigentlich nur um meinen versauten Geist Sorgen machen." antwortete ich deshalb und sah wie Mexi neben mir rot wurde. "Stimmt ich muss mir eigentlich nur unmdich Sorgen machen Mexi tut ohnehin was du möchtest." sagte Ju und jetzt klinkte sich auch Mexi ein: "Ey ich hab auch nen eigenen Willen." sagte er empört.
"Ach wirklich Kleiner? Dann musst du beim nächsten Mal sehr genau ausführen was du willst damit wir dir das geben können." sagte ich und neben all dem Scherz um Ju abzulenken war das ein Ernst gemeintes Angebot. Mexi konnte auch mehr mitentscheiden was wir machen, sogar ohne seine Rolle als Sub zu verlassen. Oder wenn er das wollte konnte er sogar seine Rolle mal verlassen. Doch jetzt war nicht die richtige Zeit um weiter darüber nachzudenken.
Ju schien das auch als guten Endpunkt zu sehen den er sagte nur noch: "Also gut ihr beiden versauten krieg ich dann noch einen Kuss von euch bevor ihr abhaut?"
Und so gingen wir beide zu Ju rüber und drückten ihn nacheinander einen Kuss auf bevor wir uns verabschiedeten.POV Ju
Die Scherzerei am Ende hatte mir gut getan. Etwas was ich gerade gebraucht hatte. Die wenigsten würden das wahrscheinlich verstehen. Man fühlte sich Scheiße und dennoch scherzte man. Für viele wiedersprach sich das. Doch wenn man wenn man traurig ist nur Sachen macht die traurige Leute im Gesellschaftsbild halt so machen wie sollte es dann besser werden? Dann wird man immer nur trauriger und trauriger. Nein, ich brauchte sowas um mich besser zu fühlen. Ich war bereit der Traurigkeit zu entkommen.
Doch kaum war ich komplett alleine schien mich die Traurigkeit wieder zu umhüllen, mich abzuschotten von der Außenwelt. Aber das war ok, für heute. Morgen früh würden die beiden wieder da sein und bis dahin konnte ich einfach schlafen. Und so schloß ich direkt die Augen und schlief nach kurzer Zeit ein.
Als ich die Augen wieder öffnete sah ich Lena vor mir eine Peitsche in der Hand haltend. "Dachtest du wirklich du wirst mich so leicht los? Du wirst mich nie los ich werde dich auf ewig verfolgen." sagte sie und schon spürte ich den ersten Hieb auf meiner Haut. "Wie lange du das wohl durchhälst bevor du verrückt wirst?" fragte sie und fing schelmisch an zu lachen. Und wieder zog sie mir die Peitsche über die Haut. Rezo? Mexi? Wo seid ihr? Helft mir doch, irgendjemand bitte helft mir.
"Julien? Julien? Julien?" hörte ich von weit weg immer wieder meinen Namen. Irgendwoher kannte ich die Stimme. Aber sie war so weit weg so schwach. Und doch ist sie mein einziger Hoffnungsschimmer. Reiß dich los, geh zu diese Stimme verdammt.
Im nächsten Moment öffnete ich die Augen und fand mich in dem Krankenhauszimmer wieder. Vor mir stand die Krankenschwester die Gestern als ich ankam bereits mich verarztet hatte. "Was ist passiert?" fragte ich vollkommen verwirrt. "Du hast plötzlich im Schlaf angefangen zu zittern und um dich zu schlagen. Ich hab dich deshalb aufgeweckt. Schlechten Traum gehabt?" Verstehe es war also nur ein Traum. Es hatte sich alles so verdammt real angefühlt aber hier war ich, in Sicherheit. "Danke. Ja, ich hatte bloß einen schlechten Traum." sagte ich. "In Ordnung soll ich dich wieder alleine lassen damit du noch etwas schlafen kannst?" "Ja danke." sagte ich.
Sie war unglaublich nett deshalb hatte ich ihr auch gestern direkt das du angeboten. Aber jetzt war sie wieder weg und ich alleine mit meinen Gedanken.
Wie sollte das nur weiter gehen? Wenn ich weiterhin solche Träume hatte wenn ich wieder bei Rezo und Mexi bin dann bereite ich ihnen bloß Sorgen. Und noch viel schlimmer als das vielleicht verletze ich sie sogar. Hatte sie nicht gesagt ich habe wild um mich geschlagen? Was wenn ich Mexi oder Rezo im Schlaf ausversehen schlage? Das kann ich auf gar keinen Fall zulassen. Vielleicht sollte ich in nächster Zeit Nachts nicht bei ihnen schlafen um sie zu schützen.
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Liebe ist kompliziert (Juzofy)
FanficWenn zwei sich lieben leidet der dritte. Zumindest ist es das was Ju empfindet als Mexi und Rezo sich immer und immer näher kommen und er sich immer mehr ausgegrenzt fühlt.