Hilfe annehmen kann so schwer sein

168 13 8
                                    

POV Rezo

Ju lag in seinem Bett und schlief ganz offensichtlich. Aber er zitterte extrem und ich hörte ihn immer wieder "nein" flüstern. Als ich gerade dazu ansetzen wollte an ihm zu rütteln um ihn aus diesem Alptraum raus zu holen fing er plötzlich auch noch an wie wild um sich zu schlagen.
Verdammt was träumt er da? Und war das der Grund warum er nicht bei uns schlafen wollte? Weil er öfter sowas hatte und nicht wollte das wir es mitbekamen? Egal, ich sollte ihn erstmal wecken. Ihm scheint es schließlich ganz und gar nicht gut zu gehen.
Und damit stellte ich mich neben das Bett und sagte immer wieder Jus Namen solange bis er schließlich hektisch nach oben schreckte und mich verwirrt ansah. "Was Rezo? Wie?" fragte er als er langsam zu sich kam.
"Ich hab dir deine kleinen Lügenstorys nicht mehr geglaubt. In der Summe waren sie doch Recht unglaubwürdig. Und da dachte ich ich seh mal nach dir, denn es muss ja irgendeinen Grund haben warum du Nachts nicht bei uns sein willst." sagte ich ruhig auch wenn ich nicht umhin kam einige Worte etwas verbittert auszusprechen.
"Was für Lügenstorys? Sorry, dsss ich mehrere Tage hintereinander im Büro eingeschlafen bin. Ich war halt ziemlich müde. Passiert schon mal." sagte Ju zu mir. Und jetzt war ich mehr als enttäuscht. Er wagte es also tatsächlich mir ins Gesicht zu lügen. Er wollte dieses ganze Lügenkonstrukt weiter aufrecht erhalten? Sogar nachdem was ich gerade gesehen hatte. Ich schüttelte mehr unterbewusst als alles andere den Kopf.
"Wie lange willst du uns noch anlügen? Ju, ich war gerade bei Thomas. Er hat mir gestanden, dass er für dich gelogen hat. Also hör auf mir hier so einen Scheiß zu erzählen und sag mir lieber was los ist." sagte ich und man hörte deutlich meine Enttäuschung aus der Stimme heraus.
"Verdammt Thomas." murmelte Ju nur vor sich hin. Wahrscheinlich eher unterbewusst als alles andere. "Ja, Thomas. Er macht sich Sorgen um dich und ich mir auch. Also bitte sag doch was los ist." sagte ich und rang mich jetzt dazu durch meine Wut und Enttäuschung wezuschieben und so setzte ich mich neben Ju aufs Bett und nahm seine Hände in meine. Versuchte ihm den notwendigen Halt zu geben.
"Ich... es..." versuchte Ju anzusetzen aber fand anscheinend nicht die richtigen Worte. Zudem brach er plötzlich in Tränen aus, wodurch er abbrechen musste. Offensichtlich kamen plötzlich all die Gefühle hoch, die er die letzten Tage versucht hatte zu verstecken, zu unterdrücken.
Sofort nahm ich ihn in dem Arm, drückte ihn fest an mich und wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. In diesem Moment wirkte er so zerbrechlich. So als könnte ich ihn zerbrechen wenn ich nur einen kleinen Fehler mache.
Und als ich merkte wie er sich immer mehr an mich klammerte war ich auf eine Art ein bisschen froh. Anscheinend konnte er sich an mir fest halten und er konnte unter Umständen vor mir seine Zerbrechlichkeit zeigen, auch wenn das rine Sache ist die er hasst. Also trotz allem was die letzten Tage so war offensichtlich vertraute er mir. Und in diesem Moment fand ich mein Vertrauen in ihn auch ein Stück weit wieder. In diesem Moment der gefühlt ewig währte aber wahrscheinlich nur 20 Minuten lang war.
Nach einer Weile fing Ju wieder an zu sprechen, mit von Tränen verschleierter Stimme: "Es tut mir Leid Rezo. Ich wollte nicht das es so läuft. Ich hatte nur Angst." gab Ju zu und drückte dabei sein Gesicht noch etwas mehr in meine Schulter, wenn das überhaupt möglich war.
"Wovor hattest du Angst?" fragte ich in ruhigem Ton nach während ich langsam Kreise über seinen Rücken zog.
"Davor euch Sorgen zu bereiten, zuzugeben wie es mir geht und davor ich zu verletzen." "Uns zu verletzen, inwiefern?" fragte ich ruhig nach. Verstand noch nicht ganz worauf er hinaus wollte.
"Du hast es doch eben gesehen oder? Ich hab doch wieder gezittert und um mich geschlagen gerade oder?" fragte Ju nach. "Ja so war es. Worauf willst du hinaus?" fragte ich wieder nach.
"Ganz einfach, hätte ich euch nichts von den Alpträumen erzählt aber bei euch geschlafen hätte ich euch mit Sicherheit nachts ausversehen geschlagen. Und sind wir mal ehrlich hätte ich es euch erzählt hättet ihr darauf vestanden, dass ich trotzden bei euch schlafe damit es mir da vielleicht etwas besser geht und ihr gleich eingreifen könnt wenn was ist. Also wieder dasselbe Risiko euch zu verletzen." erklärte er so ruhig wie möglich, auch wenn er immer noch ab und an schniefte.
"Ju also erstens es ist nicht schlimm wenn sich Leute Sorgen um dich machen. Es zeigt nur wie sehr sie dich mögen, dass sie sich solche Gedanken um dich machen. Bitte verheimliche nie wieder vor uns wenn irgendwas dich belastet. Du siehst doch selber wir kriegen es doch so oder so raus. Weil wir dich kennen. Weil wir fühlen wenn was ist. Und wir machen uns viel mehr Sorgen wenn wir nicht wissen worum es geht als wenn du uns sagst was los ist. Und zweitens ja du hast recht. Ich hätte darauf bestanden, dass du bei uns schläfst. Und deshalb werde ich auch heute darauf bestehen, dass du bei uns schläfst. Selbst wenn du uns erwischen solltest würde das zumindest für mich wesentlich weniger wehtun als die Ungewissheit wie es dir gerade wo anders geht. Ob du wieder einen Alptraum hast. Ob du vielleicht gerade wenn bei dir bräuchtest aber wir sind nicht da." Ich sprach das alles so ruhig wie möglich aus und versuchte ihm meine Gedanken klar zu machen.
Ju hingegen hörte zu, saß einfach nur da und schien nicht zu wissen was er antworten sollte. Schien völlig überfordert von meinem langen Monolog. Also entschied ich es ihm leichter zu machen in dem ich eine Frage stellte.
"Hast du es irgendwem erzählt? Deiner Therapeutin?" fragte ich ruhig nach. Ju schüttelte denn Kopf und sagte dann: "Nein keinem. Es tut mir Leid." "Ok ich ruf gleich Morgen deine Therapeutin an und frag ob sie dich vielleicht empfangen kann. Das belastet dich stark und du solltest darüber reden. Sie kann dir bestimmt helfen." sagte ich zuversichtlich.
"Womit hab ich dich verdient?" fragte Ju plötzlich nach. Und ich sah wieder Tränen, die seine Wange hinab liefen. Behutsam wischte ich diese weg.
"Ju du bist ein ganz toller Mensch. Nicht immer ganz einfach ja. Aber das verlangt auch niemand. Aber du hast ein gutes Herz und Mexi und ich lieben dich." sagte ich dann.
"Aber ich habe euch angelogen oder anlügen lassen und vor ein paar Tagen hast du diese Verletzungen nur wegen mir bekommen." sagte Ju und deutete auf mein Bein an dem Ju mich geschnitten hatte.
"Ju du hast versucht dich mit dem Lügen zu schützen. Es war vielleicht nicht richtig und bitte tu das nie wieder. Du kannst uns alles sagen. Aber ich verzeihe dir. Und an den Verletzungen bist du nicht Schuld Ju. Nur sie ist daran Schuld. Sie hat dich gezwungen."
Ju saß kurz nachdenklich da. Es wirkte so als würde er unfassbar viel sagen wollen doch schließlich sagte er nur: "Ich verspreche es, in Zukunft werde ich euch nicht mehr anlügen sondern mit euch reden."
Es schien vorerst alles gesagt zu sein. Also stand ich auf und hielt ihm meine Hand entgegen. Er sah meine Hand ziemlich verwirrt an als wüsste er nicht was ich von ihm wollte.
Also schob ich ein: "Komm lass uns zu Mexi gehen und uns wieder schlafen legen. Lass uns nach Hause gehen." Und es fühlte sich absolut wie die richtige Aussage an. Meine Wohnung war inzwischen nicht mehr einfach nur meine Wohung. Es hatte sich für ein Zuhause für uns alle entwickelt. Und bald würden wir vielleicht sogar ganz offiziel zusammen ziehen und ein Haus unser eigen nennen können. Und dieser Gedanke löste in mir gerade so viel aus.
Ju ergriff meine Hand und ließ sich von mir hoch ziehen: "Ja nach Hause." sagte er mit einer so ruhigen Stimnr das mir doch tatsächlich eine kleine Träne über die Wange lief.

Heute ein etwas kürzeres Kapitel weil ich erstens finde das hier ein gutes Ende ist für das Kapitel und zweitens es mir momentan nicht so besonders geht. Also ich meine tagsüber geht's aber abends liege ich wach, kann nicht ordentlich schlafen. Seit Tagen schon nicht mehr. Und ich habe wieder häufig heftige psychosomatische Bauchschmerzen. Es ist einfach belastend.
Aber ich versuch trotzdem weiter zu schreiben. Allerdings kommen nur noch ein oder zwei Kapitel.
Aber keine Sorge ich habe schon einen Plan für eine neue Story, diesmal Ju x Mexi.

Liebe ist kompliziert (Juzofy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt