Es wäre vielleicht besser, alleine zu bleiben. Niemanden an mich heran zu lassen. Niemanden wirklich meine Gefühle zu zeigen. Niemanden. Absolut Niemanden.
Ray: Hey, Jason! Wie war dein Wochenende?
Ich: Es war Scheiße! Ganz gut. Wie war deines? Du scheinst ja gut gelaunt zu sein.
Mit jeder Erfahrung, die ich machte. Mit jeder Person, mit der ich mich Abgabe, mit jedem, der mir zeigte, wie Scheiße das Leben ist, sagte ich mir immer und immer wieder: “Ich brauche niemanden”.
Ray: Das bin ich auch! Ich habe nämlich eine Freundin! Ich habe ihr gestern meine Liebe gestanden und sie empfindet das gleiche. Ist das nicht toll?
Ich: Aber sowas von… Cool! Das Freut mich für dich!
Ich setze immer ein Lächeln auf. Es soll ja niemand mitbekommen, wie es mir geht. Ich habe keine Lust mich zu rechtfertigen oder über mich zu reden. Die Geschichten der anderen sind doch viel interessanter.
Ray: Sag mal… Hast du jemanden im Blick? Ein hübsches Mädchen aus unserer Klasse vielleicht?
Ich: Höre auf mich so glücklich anzugrinsen. Nein, nein. Ich brauche so etwas nicht.
Ich lächel ganz brav dabei. Das zu sagen, ist das einzige Wahre, das einzige, was ich von mir Preis gebe. Und das tue ich, weil ich weiß, dass niemand es glaubt, was ich sage. Jeder findet irgendwann die Richtige. Heißt es dann. Und genau deswegen kann ich darüber ganz offen reden. Und niemand merkt, dass ich eigentlich zerbrochen bin.
Ray: Ach was… Was sagst du denn da. Jeder braucht das. Du findest schon die Richtige. Das verspreche ich dir.
Ich: Man soll nichts versprechen, was man nicht halten kann. Nein. Ich nicht. Ich brauche nur mich alleine um glücklich zu werden.
Ray: Das glaube ich dir nicht.
Und es klingelt zum Unterricht. Das Thema ist abgehakt. Es wird nie wieder angesprochen. Wer beschäftigt sich auch mit jemanden, der so denkt.
– –
Luna: Hey Mein Sohn. Wir kommen zurück. Wie war die Schule?
Ich: Langweilig. Ganz okay. Ich habe in Deutsch eine 1 geschrieben.
Luna: Das freut mich für dich.
Wie sie mich anlächelt und nicht ahnt, dass ich mich selbst kalt Stelle. Welch eine Ironie.
Kai: Und die schlechten Noten? Wo sind die?
Ich: Du bist so ein Arschloch. Es gibt keine, Papa.
Kai: Na dann ist ja gut.
Jeder macht seins. Meine Mutter schmeißt den Haushalt, mein Vater den Rest. Und ich, ich mache mein Ding. Niemand erfährt auch nur eine Kleinigkeit von mir. Wie leicht es doch ist andere und mich selbst zu belügen. Aber lieber Lebe ich eine Lüge, als mich jedes Mal aufs Neue verletzen zu lassen.
– –
Ein Zimmer mit Ausblick aufs Land. Ein Zimmer ganz für mich alleine. Niemand stört mich. So soll es immer sein. Alleine. Keine Rücksicht auf andere. Keine beschissen Erwartungen, die ich erfüllen muss. Ein Traum.
– –
Ray: Jason? Hast du Lust, was essen zu gehen?
Ich: Gerne! Verzichte ich drauf.
Ray: Gut. Dann sehen wir uns heute Abend um 6, ja?
Ich: Okay, machen wir so. Wenn er für mich bezahlt, hat es vielleicht was gutes…
Irgendwie ist es ja schön, kalt zu sein. Ohne ein Gewissen kann mich auch nichts plagen. Ohne Gefühle, kann ich nicht verletzt werden. Es ist ja so einfach.
Luna: Heute Abend kommen Oma und Opa zu Besuch.
Ich: Okay, aber ich bin heute Abend schon verabredet.
Luna: Oh, okay.
Es ist so einfach. Niemand schränkt mich ein. Niemand widerspricht. Ich kann tun und lassen, was ich will. Und doch Frage ich mich manchmal, ob sie bemerken, dass etwas nicht mit mir stimmt.
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Meine Maske
General FictionEs ist so einfach. Niemand schränkt mich ein. Niemand widerspricht. Ich kann tun und lassen, was ich will. Und doch Frage ich mich manchmal, ob sie bemerken, dass etwas nicht mit mir stimmt.