One Shot

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Oft hatte ich das Gefühl nicht dazu zu zu gehören. Einfach weil ich nicht dem Bild eines typischen Mädchens entsprach. Ich machte mein Ding. Lief nicht mit dem Strom. Trug auch mal Sachen die nicht modern waren sondern meiner Persönlichkeit entsprachen, wesshalb ich oft als uncool eingestuft wurde. Ich machte mir nichts daraus aber manchmal wünschte ich mir jemanden der mich versteht und akzeptiert , einen Freund.

Letzte Woche Mittwoch stand ich wie jeden Morgen um 6:00 Uhr auf, duschte mich, putzte meine Zähne, ging zur Schule. Alles war wie immer und doch irgendwie anders. Auch in der Schule nahm ich diese bedrückende, ruhige aber Geborgenheit spendende Atmosphäre wahr.

Träumend saß ich im Biologieunterricht und sah aus dem Fenster auf den Schulhof. Das Biothema waren die menschlichen Zellen. Schon fast erstaunlich, dass ich das weiß. In Biologie passte ich nie auf. Dieses Fach interessierte mich nicht. Es war schönes Wetter. Die Sonne schien, die Blätter des Seidenbaums auf dem Schulhof bewegten sich, woran ich erkennen konnte, dass ein leichter Wind wehte. Vor Langeweile fielen mir die Augen zu. Als ich sie einen kurzen Moment später wieder öffnete saß unter dem Seidenbaum auf einer Bank ein Mädchen. Sie hatte schneeweiße Haut, dunkelbraune, lange Haare und grüne Augen die von kleinen klitzernden Steinchen verziert wurden. Ihre Lippen waren dunkelrot geminkt. Sie trug eine lockere gemusterte Hose und einen rosafarbenen Hoddie mit einem seltsamen Stern drauf. Als ich das Mädchen lange genug gemustert hatte sagte ich erstaunt zu meiner Sitznachbarin Anette:, Kneif mich! Das Mädchen saß da vor ein paar Sekunden noch nicht', worauf sie nur genervt entgegnete:,Welches Mädchen?' ,Na da, auf der Bank unter dem Baum.' ,Deine Fanasie geht wohl mal wieder mit dir durch, Melee', sagte Anette ohne mich wirklich Ernst zu nehmen. Warum konnte sie das Mädchen mit den grünen Augen nicht sehen? War ich die Einzige? ich sah nochmal aus dem Fenster. Das Mädchen war weg. Wohl möglich hatte ich mir das ganze wirklich nur eingebildet, obwohl ich mir so sicher war.

In der Pause zog es mich zu dem Ort an dem das Mädchen gesessen hat. Ich hatte mir das Mädchen nicht eingebildet. Ich fand ein kleines, weißes Steinchen. Ähnlich wie es das Mädchen im Gesicht trug. Es glitzerte in der Sonne und als ich es aufheben wollte leuchtete es sogar kurz. Ich fühlte mich voller Energie als ich es in den Händen hielt. ,Du hast es gefunden', das Mädchen stand hinter mir. Plötzlich waren die ganzen anderen Schüler weg. Nur noch das Mädchen und ich waren auf dem Schulhof zu sehen. Sie war fremd, hatte wohl irgendwelche Zauberkräfte, kam nicht von hier und doch fühlte ich mich in ihrer Gegenwart sicher. Vielleicht gerade weil sie nicht von hier war. Jetzt, von nahem konnte ich sie besser erkennen. Sie war wunderschön und hatte etwas von einer kleinen Waldfee. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken:,Wer bist du?', brachte ich stotternd raus als ich mich langsam wieder fassen konnte. Das Mädchen lächelte. ,Ich bin Luna', kam aus ihrem Mund mit den rot geschminkten Lippen. ,Woher kennst du mich? Was willst du von mir?',fragte ich nun in meiner gewohnten Tonlage. ,Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Sicher wunderst du dich gerade, aber ich darf dir noch nicht sagen wer ich bin, geschweige denn wer du bist.' Wer ich bin? In der Hoffnung mich verhört zu haben entgegnete ich:, Ich weiß wer ich bin. Melee, die Einzelgängerin.' ,Du bist keine Einzelgängerin, Melee. Viel mehr bist du einzigartig- naja, zumindest hier' sie lächente. Für mich sprach Luna in rätzeln. Trotzdem fragte ich diesmal nicht nach sondern blieb ruhig.
,Melee, ich will es dir erklären. Aber ich darf nicht. Das einzige was ich dir sagen kann ist, dass ich von sehr weit her komme um dich zu sehen... um dich mitzunehmen.' Ich erstarrte. Mitzunehmen? ,Wohin?', stotterte ich. Luna kam näher und legte ihre Hand auf meine Schulter:,Nach Hause', flüsterte sie,, Pack deine Sachen. Morgen Abend bist du zu Hause. Ich verspreche dir, dass du dich wohl fühlen wirst. Ich bin bei dir.' ,Aber wo ist mein zu Hause?', fragte ich. Luna konnte mich nicht mehr hören. Sie war genauso schnell weg wie sie gekommen war, dafür befanden sich die anderen Schüler wieder auf dem Schulhof. Was sagte Luna? Ich soll meine Sachen packen? Ich überlegte was ich tun sollte. Schließlich hatte ich nur anderthalb Tage um mich zu entscheiden. Aber was wäre passiert, wenn ich es nicht gemacht hätte?

Wieder zu Hause stand meine Entscheidung fest. Luna flößte mir so viel Respekt ein, dass ich garnicht anders konnte als ihr zu gehorchen. Ob sie wirklich eine Waldelfe war die mich in ihren Bann gerissen hatte? So viele Fragen stauten sich an dem Tag an, an dem ich Luna gesehen hatte. Abends lag ich noch lange wach und überlegte. Wer ist diese Luna, was ist diese Luna? Ich sah das kleine weiße Steinchen an, welches ich immer noch besaß. Solange, bis sich meine Lieder schlossen und ich einschlief.

Der Tag war da. Ich schlief lange. Ich wusste nicht wie lange ich für die Reise nach Hause wach bleiben musste. So gegen 11 ging ich nach unten in die Küche. Meine Mutter saß dort. ,Melee, warum bist du nicht in der Schule? Du hast noch nie geschwänzt!', sagte sie empört. Kaum zu glauben, dass ich sie an diesem Tag wohl zum letzten mal sah. ,Ich fühle mich nicht gut', belog ich sie. ,Aber warum hast du mich nicht geweckt? Ich muss dich doch im Sekretäriat abmelden.' Wenn sie da bloß gewusst hätte, dass sie mich bald ganz von der Schule abmelden konnte. Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer der Schule. Ich ging wieder in mein Zimmer.

Es waren endlos lange Stunden bis zum Abend. Ich hatte bloß einen Rucksack und eine Reisetasche dabei. Eigentlich sehr wenig, von da her, dass ich wohl nie wieder nach Hause kam. Es war mutig und gleichzeitig naiv von mir auf Luna einzugehen. Ein letztes mal ging ich nach unten ins Wohnzimmer wo meine Eltern saßen, dann wieder nach oben. Ich war nervös.
Als Luna da war fehlten mir die Worte. Ihre unübertreffliche Schönheit war in ein hellblaues Kleid gehüllt. Passend dazu blaue Schuhe. Sie trug wieder Steinchen im Gesicht, ebenfalls blau, wodurch ihre grünen Augen noch viel mehr rausstachen. ,Hey Melee, bist du bereit?' Wie in Trance antwortete ich:,Ja', dabei wusste ich doch nichtmal für was. Luna sagte nichts mehr. Sie nahm meine Hand. In dem Moment wurde mir schwindelig und ich sackte zusammen. Meine Augen schlossen sich langsam bis ich weg war. Als ich wieder aufwachte befand ich mich in einem grellgrünen, großen Raum, in welchem sich nichts weiter befand als ein Bett, Luna und ein komisches Gerät mit einem riesigen Bildschirm, welches für mich unbekannt war. Luna kam auf mich zu und lächelte besorgt:, Wie geht es dir?' Ihre Stimme war so beruhigend. Mit jedem Wort was aus ihrem Mund kam wurde sie mir vertrauter. ,Wo bin ich?', stellte ich als Gegenfrage. ,Du bist zu Hause. Du befindest dich auf deinem Heimatplaneten. Jetzt wo du hier bist und nie mehr fort kannst, werde ich dir alles sagen. Melee, du bist meine Schwester.' Ich war sprachlos. Lunas Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Mit geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen hörte ich ihr weiter zu. ,Der Planet heißt Meltopania und du bist eine Meltopaniarin.' ,Ein Alien?', fragte ich mit einer leicht zittrigen Stimme. ,Naja nicht ganz. Wir sind nicht dieses typische Bild von Aliens. Meltopania liegt viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Hier passiert alles, was die Menschen in genau 3473 Jahren erleben werden. Wir sind quasi der Erde ein paar Schritte voraus.' ,Warum bin ich denn auf der Erde aufgewachsen?', fragte ich nun mutig. ,Vor drei Tagen Meltopanischer Zeit haben du und ich versucht in die Vergangenheit zu springen. Dir ist es gelungen. Als du weg warst forschte ich nach wie unser Planet noch vor 3473 Jahren hieß und wo er sich befand.Ich sprang auch auf die Erde, um dich wieder her zu holen. Ich beobachtete dich ein paar Stunden und bemerkte, dass du wohl damals wie ein Mensch gelebt hast. Mir gelang es durch die Retalis zurück nach Meltopania zu reisen. Dann kam ich dich einen Tag später abholen.' Ich konnte es nicht glauben. Jetzt stauten sich bloß noch mehr Fragen in meinem Kopf an. ,Was sind Retalis?' Luna zeigte auf eins der Steinchen in ihrem Gesicht. Das erklärte für mich einiges. ,Also bringen uns diese Retalis auf die Erde und hier her? Aber warum hat es bei mir nicht geklappt?', hakte ich nun weiter. ,Du hattest bloß einen. Dessen Energie hast du für den hinweg gebraucht. Für den Rückweg brauchst du einen zweiten.' ,Und warum habe ich dann auf der Erde 17 Jahre lang gelebt wärend bei dir 3 Tage vergingen?'meine Neugier war riesig. ,Das habe ich leider auch noch nicht rausgefunden. Wohl möglich lag es daran, dass du keinen funktionierenden Retalis mehr bei dir hattest. Jetzt beginnst du ein neues, altes Leben', sagte Luna. Ihr war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Für mich war das alles neu. Aber einiges erklärte sich nun von selbst. Warum Luna mir vertraut war, warum ich auf sie hörte, warum ich mich immer anders gefühlt hatte als die anderen.

Schon nach ein paar Tagen war der Planet Meltopania mir vertraut. Luna und ich rescherschierten über mich oder besser gesagt: über die, die ich vor 3473 Jahren war.
Auf dem großen Bildschirms des komischen Geräts, welches ich immer noch nich so richtig kannte stand: Melee Sachsinger (gebohren 12.02.1998 verschollen 25.06.2015) Melee Sachsingers verschwinden ist für die Polizei und die Eltern der 17-jährigen unerklärlich. Die Spurensuche wurde letzendes abgeschlossen, da keinerlei Hinweise auf den Aufenthaltsort des Mädchens bestehen. Laut Polizeikommissar Kurt Leugner ist dieser Fall unlösbar. Die Polizei geht davon aus, dass Melee nicht mehr lebt.

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