Einige Monate zuvor.
Carla sah auf ihr Handy.
~ ich vermisse dich. ~
Diese Worte hatte sie Dag vorhin geschrieben. Die Nachricht wurde gelesen, aber eine Antwort war nicht eingetroffen. Das war ein Schmerz, den sie nicht verspüren wollte.
Er hatte sich gegen sie entschieden. Nach allem, was war. Wie konnte er sagen, alles wäre nicht echt gewesen? Sie hatte es buchstäblich gefühlt. Sie hatte ihn gespürt. Er war ihr unter die Haut gegangen mit seinem kompletten Ich. So gab sich doch kein Mann, der noch an seiner Ex hing. Das war nicht nur eine belanglose Affäre gewesen. Es war so viel mehr. Wieso ... hatte er sich für diese Frau entschieden, die ihn allen Anschein nach ... verschmäht hatte?
Für Carla machte es keinen Sinn. Und Aufgeben wollte sie nicht. Sie hatte nie um jemanden gekämpft, weil ihr nie etwas so wichtig war, wie das, was sie mit Dag hatte.
Ihr Blick fiel erneut auf ihr Handy, eh sie es nahm und eine weitere Nachricht eintippte.
- Wieso antwortest du nicht?
War sie nicht wenigstens das wert? Ja, er hatte es beendet und im Grunde schuldete er ihr keine Antwort darauf, aber ... sie wollte eine haben. Sie wollte beim besten Willen nicht aufgeben an das zu glauben, was sie dachte, er würde es ebenfalls empfinden. Wenn er sie berührte, sie ansah ... da war doch etwas in seinem Blick ... in seinen Berührungen.
~ Du weißt das ich eine Frau und ein Kind habe. Das mit uns beiden ist etwas vollkommen anderes, als das, was ich zu Hause habe. ~
Seine Worte hallten in ihren Ohren ... und sie schmerzten.
»Carla, sag' doch mal was.« , ermahnte ihre Mutter sie, als sie ihr ein Bild reichte.
Sie nahm es entgegen und drehte es in alle Richtungen. »Ja ist süß.« Sie wollte nicht mal herkommen. Carla hatte bei besten Willen andere Dinge im Kopf, als sich ein Ultraschallbild ihrer Schwester Chiara anzusehen.
Der Mann, den sie so sehr wollte, hatte sie verlassen ... für seine Ehefrau ... und ignorierte momentan ihre Nachrichten.
War es wirklich vorbei?
Er war schonmal gegangen, weil er das mit seiner Frau hinbekommen wollte. Doch er war zurückgekehrt. Er hatte mit und bei Carla geschlafen. Sie geküsst. Sie an seinen Körper gezogen. Mit ihr gelacht.
Nein. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es mit der anderen genauso war. Ein Mann war nur empfänglich für eine andere Frau, wenn er das so wollte. Dag wollte sie. Er war freiwillig zu ihr gekommen.
»Siehst du nicht die Veränderung?« Chiara setzte sich zu ihr und öffnete den Mutterpass. Er wächst und wächst.
Carla hatte dafür keinen Nerv, blickte auf ihr Handy und nahm dann, weil sie erwartungsvoll angesehen wurde, nun zwei Bilder in die Hand, die ihre ältere Schwester ihr hinhielt. »Doch natürlich.« , sprach sie.
»Du weißt nicht, wie glücklich ich bin. Damit bin ich auf ewig verbunden mit Stéphane.«
Carla wusste nicht, wieso Chiara unterdessen mehr als zwei, drei Worte mit ihr wechselte. Sonst war dies ja auch nicht Fall. Dennoch ... wurde sie nun hellhörig. »Auf ewig verbunden?«
»Ja.« Sie präsentierte ihren Ringfinger, wo ihr Ehering glänzte. »Seine Frau bin ich schon. Aber jetzt ... jetzt bin ich die Mama seines Kindes. Höher gestellt werden kann ich nicht mehr.«
»Chiara. Sei matto?« , sprach ihre Mutter urplötzlich in ihrer Herkunftssprache.
»Oh ja. Ich vergaß.« , sagte sie und blickte wieder zu Carla, als sie aufstand. »Du kannst ja keine Kinder bekommen.«
»Schon okay.« , meinte sie daraufhin. Sie hatte sich ja mit ihrer Diagnose abgefunden. Unmöglich war es selbstverständlich nicht, aber einfach ausgedrückt harte Arbeit, und ...
Sie runzelte die Stirn.
~ Du weißt das ich eine Frau und ein Kind habe. Das mit uns beiden ist etwas vollkommen anderes, als das, was ich zu Hause habe. ~
Das, was er zu Hause hatte ...
War es das? Die Frau war die Mutter seines Kindes. Zog es ihn aufgrund dessen zurück? Hatte er sich deshalb für sie entschieden?
Ihr Blick fiel zu ihrer Schwester, und die Leute, die um sie herumstanden und ihr gratulierten. Nun sah sie auf die Bilder in ihrer Hand.
Dag wollte ... eine Familie.
Wie in Trance nahm sie ihr Handy und tippte erneut eine Nachricht an ihn mit der Hoffnung ihn dieses Mal ... zu erreichen.
- Bitte melde dich bei mir. Ich glaube, ich bin schwanger.
Die Häkchen färbten sich sofort blau. Er war also im Chat drin.
War das ein gutes Zeichen?
Das erhoffte ... schreibt, blieb jedoch aus.
Sie zitterte. Ihr war zu Heulen zumute. Er antwortete nicht. Keine Reaktion. Und sie hatte ihm auch noch eine Lüge mitgeteilt. Wie tief war sie gesunken? Wie verzweifelt war sie? Diese Angst, ihn für immer verloren zu haben, hatte sie dazu getrieben. Anders fand sie keine Erklärung. So war sie doch sonst nicht.
Sie bemerkte die Träne, welche ihr hinunterkullerte. Eilig wischte sie diese weg und stand auf. Ein Bild legte sie auf den Tisch, das andere stopfte sie unbemerkt auf schnellstem Wege in ihre Handtasche.
»Aspetta, te ne vai?« Ihre Mutter sah sie fragend an.
»Ja Mama, ich muss ... los. Es tut mir leid.«
Sie schüttelte den Kopf. Natürlich ging sie davon aus, die Worte von Chiara hatten sie verletzt. Dabei betraf es einzig und allein Dag, den niemand, der hier Anwesenden überhaupt kannte.
Selbstverständlich hatte sie ihrer Familie nicht erzählt, dass sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt hatte.
Wie hätte sie sonst dagestanden?
Carla verabschiedete sich nicht einmal so wirklich, sondern verließ eilig das Wohnhaus. Ihr Handy hatte sie in der Hand und sie sah schon fast besessen immer wieder aufs Display.
Nichts.
Er meldete sich nicht.
Wieso nur?
Was war gerade so wichtig, das er ihr nicht wenigstens eine Mail zurückschicken konnte?
War sie es?
War er gerade ... mit ihr?
Carla bemerkte den Stich. Es tat einfach nur weh, es sich vorzustellen. Sie kannte seine Frau nicht, aber sie stellte sich dennoch vor, wie er momentan kuschelnd mit einer ihr Unbekannten auf einer Couch lag und ihr süße Worte ins Ohr flüsterte.
Ihr Blick wirkte in diesen Minuten verschwommener, weil sie ihre Tränen unterdrückte.
Was hatte er nur mit ihr gemacht?
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Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3
FanfictionAlternatives Ende für die Dag und Isy Story Zweite Chance?! Oder nicht? Dag versucht auf irgendeine Weise nach der Trennung von Isabelle, den für ihn richtigen Weg zu finden. Doch wie erkennt man, wer genau der passende Partner für einen wäre? Sollt...