4. Früh erwarteter Besuch

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// Mein Name ist Felix und wie heißt du?//

Ich hatte augenblicklich keine Kontrolle mehr über das was ich tat. Die Welt schien stillzustehen. Es fühlte sich so an als würde ich in ein tiefes Loch gezogen werden. Weg von der Welt. Weg von der Kontrolle über mich. Irgendwo in der Ferne vernahm ich ein leises: „ J- , mein mein N-Na-Name is-t Jia." Langsam sickerte der gesagte Satz in mein Hirn ein, dann rannte ich los. Ich wusste nicht ob ich wirklich rannte. Geschweige den in welche Richtung. Meine Sicht war verschwommen. Alles erschien gleich so als würde ich mich nicht fortbewegen. Vielleicht tat ich das auch nicht. Vielleicht stand ich gerade die ganze Zeit verzweifelt auf der Stelle und Kahm nicht weg. Ich hoffte inständig das ich wegrannte. Renn schneller! Spornte ich mich an. Hoffentlich brachte es etwas. Meine Sicht war noch immer verschwommen und es fühlte sich so an als würde sich alles um mich herum drehen. Ich meinte Schreie in der Ferne zuhören, allerdings konnte ich diese nicht zuordnen. Möglicherweise waren sie von Felix, aber warum sollte er schreien. „Es sind die anderen Menschen!" schrie mich mein Kopf an „ Bestimmt ist das System schon hier und jetzt werden sie mitgenommen, weil sie dich gekannt haben!" Dadurch wurde ich noch panischer, noch tiefer versank ich in dem Loch und alles wurde nur noch verschwommener. Ich hoffte inständig das die Schreie keine Schmerzens- oder Angstschreie waren. Dass ich sie mir in meiner Panik einbildete, aber sich sein konnte ich nicht und diese Unsicherheit zog mich nur noch tiefer ins Dunkel. 

Eine Schmerzenswelle durchzog meinen Körper. Sie zog mich augenblicklich aus dem Dunkel heraus. Ich spürte wie sich meine Atmung beruhigte und allmählich verschwand nun auch das verschwommene von meinen Augen. Das erste was ich sah war der blaue Himmel. Mein erster Gedanke war, dass das System schnellen Prozess mit mir gemacht hatte und ich mich nun inmitten von Engeln wiederfand. Als ich mich allerdings aufrichtete wurde mir ziemlich schnell klar, dass das Hier nicht der Himmel sondern unser Garten war. Ich war gerade aufgestanden als mich eine weitere Schmerzenswelle durchfuhr. Ich bekam erneut Panik. In meinem Gehirn spielten sich alle möglichen Arten ab wieso ich erneut Schmerzen spürte und alle von ihnen hatten mit dem System zutun. Ich begann schon wieder in der Dunkelheit zu versinken als mich ein erneuter Schmerz erpruppt zurück riss. Diesmal schaffte ich es mich einigermaßen zu fassen und nicht direkt wieder in Panik zu verfallen. Vorsichtig ging ich noch einen Schritt.Schon wieder Schmerzen, diesmal hatte ich aber gefühlt das sie aus meinem Bein kahmen. Ich blickte zu meinem Bein und direkt sprang mir die Dornenranke ins Auge die sich in meinem Bein verhakt hatte. 

Mitsamt unserem Erste-Hilfe Kasten ließ ich mich kurz darauf auf unserer Sofa fallen. Ich nahm mir die Pinzette und begann vorsichtig jede einzelne Dorne aus meinem Bein zuziehen. Meine Mutter war noch nicht da. Sie musste Dienstags immer bis spät am Abend arbeiten. Ausnahmsweise war ich sogar ein bisschen glücklich darüber dass sie solange Arbeiten musste. Sie würde immerhin nicht mit ansehen müssen wie ich vom System mitgenommen würde. Zwar wunderte es mich das noch niemand vom System gekommen war um mich abzuholen, aber vielleicht mussten sie erst noch die Formalitäten klären und ließen sich Zeit. Abhauen konnte ich eh nicht. Ich hatte sonst keinen Ort wo ich mich verstecken konnte und niemand legte sich mit dem System an. Mir blieb also nichts anderes übrig als warten. Nachdem ich mein Bein versorgt hatte saß ich ungefähr eine Dreiviertelstunde auf dem Sofa und tat nichts. Irgendwann fiel mir ein das es wahrscheinlich schlau war wenn ich meiner Mutter einen Abschiedsbrief schrieb.

Ich saß lange über dem Blatt Papier ohne auch nur irgendetwas zu schreiben. Mir viel einfach kein Satz ein mitdem ich Beginnen konnte. Schließlich schaffte ich es nur ein „Danke für alles" auf das Blatt zu schreiben. Ich schämte mich dafür aber ich schaffte es einfach nicht all das was ich sagen wollte in Worte zu schreiben und so stand auf dem Blatt schließlich nur ein erbärmliches: Danke für alles. 

Den Rest des Tages probierte ich mich irgendwie abzulenken, doch irgendwie funktionierte nichts so wirklich. Auch als ich mir nur einen Tee machen wollte bekam ich Panik wegen eines Vorbeifahrenden Autos und ließ vor Schreck meine Lieblingstasse fallen.

Ich war gerade dabei fluchend die Scherben aufzukehren als es klingelte. Sofort schnellte mein Blick zur Uhr. Es wahr 17 Uhr folglich konnte es nicht meine Mutter sein denn sie kam Dienstags immer erst um 21 Uhr. Mein ganzer Körper begann zu zittern und meine Atmung verschnellerte sich. Sie würden mich mitnehmen. Irgendwo dorthin wo mich niemand jemals finden würde. Warum sprach ich von finden niemand würde auch nur suchen. Meine Freunde, meine Mutter sie alle müssten weiterleben so wie sonst und niemand würde jemals nochmal über mich reden. Wenn ich Glück hatte würde mich das System nur in eine Stadt bringen in der ich neu anfangen könnte. Vielleicht hatten sie Mitleid mit mir, weil ich noch ein Kind war. Doch sobald ich über diese Möglichkeit nachgedacht hatte verwarf ich sie direkt wieder. Ich kannte die Schauerlichen Geschichten. Das System machte vor niemandem halt. Sobald man aus der Reihe tanzte war man Geschichte und ich war mir ziemlich sicher das es noch niemand geschafft hatte an nur einem Tag so sehr aus der Reihe zu tanzen wie ich. 

Ein erneutes Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Mit wackeligen Beinen bewegte ich mich in Richtung der Tür. Schließlich kam ich irgendwie an der Tür an. Zwar lag meine Hand auf dem Türgriff, doch ich schaffte es einfach nicht sie zu öffnen. Ich wollte noch nicht sterben. Natürlich wurde ich schon mein ganzes Leben unterdrückt, aber es hatte auch immer schöne Momente gegeben und meine Mutter und ich hatten zusammen alles mögliche überstanden. Ich wollte das alles nicht verlieren. Ich wollte nicht das meine Mutter das alles nochmal durchmachen musste. Sie sollte so etwas nie wieder erleben müssen vorallem nicht alleine. Trotzdem würde sie diesmal alleine sein und es gab nichts was ich dagegen tun könnte. 

Erneut riss mich die Türklingel aus meinen Gedanken und diesmal schaffte ich es die Tür zu öffnen. Vor mir stand ein junger Mann mit schwarzen schulterlangen Haaren. Ernst blickte er mich an ehe er sprach: „Guten Abend, mein Name ist Suga. Ich bin im Auftrag des Systems hier! Sind sie Kim Jia?" Ich schaffte es nur stumm zu nicken während mir Tränen das Gesicht runterflossen. „Ich bin hier um dir deine Situation zu erklären, aber ich denke es ist besser wenn wir das drinnen tun. Darf ich reinkommen?" Fuhr er fort ehe er eintrat. Er suchte sich seinen Weg ins Wohnzimmer indem er sich direkt auf unseren Sessel fallen ließ und bedeutete mir mich ihm gegenüber aufs Sofa zusetzen. Dieser Auforderung folgte ich nur allzu gerne, da ich mir nicht sicher war wie lange meine Beine mich noch getragen hätten. „Na dann, bringen wir es hinter uns." meinte Suga ehe er sich bequem ein bisschen nach hinten lehnte 

„Ich denke wir haben einiges zu besprechen Kim Jia."

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