Kapitel 12

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26. Juli 1777

,,Seid ihr euch ganz sicher, dass ihr noch hier in New York bleiben wollt?"
Master Kenway, der bereits auf sein Pferd aufgesessen war, beäugte mich mit gerunzelter Stirn. Ich erwiderte mit einem nicken und sah mich unauffällig um. Seit ich das Haus verlassen hatte, fühlte ich mich wie unter Beobachtung. Jedoch schien ich mir dies nur einzubilden.

,,Ich werde in Kürze wieder zu euch treffen. Ich muss.....etwas wichtiges erledigen bevor ich wieder nach Boston zurückkehren kann. Es dauert höchstens ein paar Tage.", antwortete ich ihm daraufhin etwas zögernd.

Master Kenway senkte leicht den Kopf und heftete seinen Blick auf die versteckte Klinge, die er an seinem Handgelenk trug. Einige Male ließ er den kalten Stahl hervorschnellen und ihn in der Morgensonne glitzern, bevor er mich wieder mit seinen müden braunen Augen anschaute und mich musterte. Die dunklen Schatten unter seinen Augen verrieten mir, dass er wohl seit einigen Tagen keinen Schlaf gefunden hat.

,,Natürlich wäre es mir lieber, wenn ihr mich nach Boston begleitet",sagte er und fügte hinzu:

,,Jedoch kann ich euch nicht zwingen. Ihr seid durchaus in der Lage eure eigenen Entscheidungen zu treffen."

Ich nickte zustimmend und strich dem Pferd, auf dem er aufgesessen war, seicht über das weiche Maul. Er schien ein wenig enttäuscht darüber, dass ich ihn nicht begleiten werde. Sofort meldete sich bei mir wieder das schlechte Gewissen, dass sich durch mich hindurch fraß. Die Angst, er könne von meinem Vorhaben erfahren machte mich innerlich ganz verrückt, kaum ein guter Gedanke schoss durch meinen Kopf. Ich stellte mir inmerwieder die selbe Frage....warum riskierte ich alles, nur um jemandem zu helfen, den ich seit Jahren nicht gesehen hatte? Ich wusste eigentlich kaum etwas über meinen Vater und dennoch hatte ich mich dazu entschlossen ihm zu helfen......

,,Avery, hört ihr mir überhaupt zu?"

Master Kenways Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich fühlte mich augenblicklich etwas unbehaglich, als sein prüfender Blick auf mir ruhte.

,,Tut mir leid, ich war in meine Gedanken vertieft....was sagtet ihr?"

Ich versuchte meine Unsicherheit mit einem Lächeln zu überspielen, was mir auch scheinbar gelang. Nach einem weiteren prüfenden Blick fuhr er fort.

,,Ich wollte wissen ob ihr genug Munition zur Hand habt. Nur für den Notfall versteht sich."

Lächeln trat ich einen Schritt zurück und zog einen kleinen Beutel aus meiner Tasche, der bis zum Rand mit Pistolenkugeln gefüllt war.

,,Ihr braucht euch keine Gedanken zu machen. Mir wird schon nichts zustoßen."

Master Kenway stieß ein kaum hörbares schnauben aus und sah mich ernst an.

,,Ich möchte euch nur daran erinnern, dass ihr das letzte Mal, für ganze 12 Tage spurlos verschwunden wart."

Diese Worte riefen schlechte Erinnerungen zurück. Es war fast 3 Jahre her, dass ich das erste Mal auf Connor getroffen war. Die kleine Narbe an meiner rechten Flanke war der einzige, sichtbare Zeuge dessen, was an diesem Tag wirklich geschehen war.

Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht sicher, wie unser drittes aufeinandertreffen verlaufen sollte. Innerlich verspürte ich schrecklichen Hass ihm gegenüber. Ich wusste nicht einmal, wo das arrangierte Treffen stattfinden sollte. Im Grunde hatte ich also keinerlei Ahnung, was mich überhaupt erwarten würde.
Schnell schüttelte ich meine Gedanken ab und erfand sogleich eine Ausrede.

,,Ich versichere euch, ich werde nicht lange brauchen. Es sind nur ein paar Dinge, die ich erledigen muss und mein Bruder würde gerne einiges bezüglich der Erbschaft mit mir klären.", sagte mit gesenktem Blick und verstaute die Pistolenkugeln.

Assassin's Creed III (fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt