Wochen sind vergangen, seit ich zuletzt bei der Elite Force war. Nachdem Chase und mir dieser -Ausrutscher- passiert war, herrschte wieder Funkstille. Von ihm kamen weder Nachrichten, noch Anrufe, genauso wie von mir. Laut Kaz hatte er sich ziemlich zurückgezogen oder war nur auf die Missionen fokussiert.
Leider konnte ich das von mir nicht behaupten. Zwar war ich in meiner Arbeit gut beschäftigt, doch diese Gedanken schlichen sich immer wieder in meinen Kopf. Ich wurde sie einfach nicht los.
Centium City zu vergessen und einfach weiter zu leben hatte ich mir einfacher vorgestellt.
„Juna?"
Schnell schaute ich zu Michael, der mir gegenüberstand.
„Juna, bitte konzentriere dich. Du hast schon wieder falsch sortiert."
„Tut mir leid", murmelte ich.
Heute war es besonders schlimm, was meine Gedanken anging. Ich wurde sie einfach nicht los.
„Was ist denn heute los mit dir?", wollte Caroline wissen, die auf meiner Rechten stand.
„Ach, ich musste nur an jemanden denken."
Sofort hatte ich ihre Aufmerksamkeit.
„Uh, geht es etwa um einen Mann? Schieß los. Ich will alles hören."
Ich blickte kurz zu ihr, ehe ich mich wieder meiner Arbeit widmete.
„Genau genommen um meinen Ex."
„Das ist ja noch Interessanter."
„Caroline, lass die Arme doch in Ruhe", hörte ich David aus der anderen Ecke sagen. Er hatte das Gespräch wohl mitbekommen.
Ich schmunzelte vor mich hin. Hatte ich etwa kein Mitspracherecht?
„Leute, bitte. konzentriert euch auf die Arbeit. Ich will nicht schon wieder Ärger bekommen, weil wir etwas falsch gemacht haben."
Michael war ziemlich genervt. Erst gestern hatte er eine Standpauke von unserem Teamleiter bekommen.
„Selbst schuld, wenn du deine Pausen überzieht", lachte die junge blonde Frau.
Doch als wäre das nicht genug, hatte auch David noch etwas zu sagen.
„Ja, sei froh. Andere hätten dich dafür rausgeworfen. Außerdem weißt du doch, dass unser Boss in der Stadt ist. Willst du Riskieren von ihm persönlich gekündigt zu werden?"
„Ach, der kommt doch nicht hier her."
„Sei dir da mal nicht so sicher."
Unser durchaus interessantes Gespräch wurde unterbrochen. Der Teamleiter stand neben uns mit einem fremden Mann.
Beide schauten zu mir.
„Juna, hast du einen Moment? Dieser Mann hier möchte dich sprechen."
Etwas verwundert verließ ich meinen Arbeitsplatz und trat ein paar Schritte zur Seite.
Mein Teamleiter widmete sich derweil wieder seinen Aufgaben zu.
„Was kann ich für Sie tun?", fragte ich und schaute den großen, schwarzhaarigen an.
Seine dunkelbraunen Augen, die mich regelrecht anstarrten, bereiteten mir etwas Unbehagen.
„Es gab ein Unfall. Ihr Vater...", begann er zu erzählen.
Ich rechnete bereits mit dem Schlimmsten.
„Sie sollten mit mir mitkommen."
Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Wohin?"
„Ins Krankenhaus."
Seit wann wurde man von Fremden mit ins Krankenhaus genommen. Vor allem auch von der Arbeit abgeholt.
„Das ist sehr nett. Aber ich fahre besser selber. Ich bin sowieso mit dem Auto hier. In welches Krankenhaus muss ich denn?"
„Ich hab dir doch gesagt, dass sie nicht so dumm ist!", ertönte eine weitere Stimme.
Diese klang leider gar nicht nett. Und viel zu vertraut.
Nur wenige Sekunden kam der Mann, der ich vermutete zum Vorschein.
„Roman."
Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich ihn zu Gesicht bekam.
„Juna, wir haben uns lange nicht gesehen... Wir haben dich schon vermisst."
In seiner Stimme lag etwas Bedrohliches.
Meine Hand bahnte sich schon den Weg in meine Hosentasche, um nach meinem Handy zu greifen. Um Davenport anzurufen, doch dazu kam ich nicht.
Roman packte meine Hand und vereitelte meinen Plan.
„Ich gebe dir die Chance mitzukommen und niemandem wird etwas passieren."
Gerade wollte ich etwas sagen, da kam mir Michael zuvor, der wohl zu uns gestoßen war.
„Ist alles in Ordnung?"
Er schaute kurz fragend zu mir, ehe er zu den beiden schwarz bekleideten Männern vor uns schaute.
„Ja", lächelte ich ihn schwach an. „I-Ich muss jetzt gehen."
Ich wünschte, ich könnte besser lügen. Doch leider war das noch nie meine Stärke gewesen.
„Lasst uns gehen", murmelte ich und machte einen Schritt auf Roman zu, der breit zu grinsen begann.
Ich hasste es, dass ich ihnen ausgeliefert war. Am liebsten hätte ich mich gewehrt, doch allein, dass sie zu zweit waren, zeigte mir meine Chancen. Zumal ich hier niemanden in Gefahr bringen wollte.
„Juna, ich möchte, dass du hierbleibst."
Michaels Hand legte sich auf meine Schulter und hielt mich somit zurück. Wahrscheinlich ahnte er etwas.
„Ist schon gut, Michael."
Roman wurde immer angespannter. Sein Griff um mein Handgelenk verfestigte sich so sehr, dass ich Schmerzen hatte.
„David, kommst du mal bitte," rief Michael auf einmal.
Ich hätte ihn gerne gesagt, dass er die Klappe halten soll, denn er machte die Situation gerade schlimmer.
Somit stieß auch David zu uns und sah uns fragend an.
„Würdest du den Sicherheitsdienst informieren?"
Roman begann laut zu lachen. Er erschien mir ziemlich amüsiert.
„Juna, wir gehen jetzt. Denk an unsere Abmachung."
Er zog mich mit einem Ruck von Michael weg, sodass ich ein paar Schritte nach vorne stolperte. Das brachte die Situation dann doch zum Eskalieren.
Michael machte Anstalten Roman zu schubsen, doch traf nur in die Leere. Sekunden später waren wir umringt von schwarzem Nebel.
„was zum...", hörte ich David sagen, der die Situation mit großen Augen beobachtete.
„Was passiert hier?"
Tief atmete ich durch.
„Lasst mich einfach mit ihnen gehen. Zu eurer eigenen Sicherheit."
„Keine Chance. Der Deal ist geplatzt!"
Der Fremde erhob das Wort und kam auf uns zu. Mit einer Handbewegung wurde David rückwärts auf den Boden geschleudert. Dies hatte zur Folge, dass nun auch andere Mitarbeiter auf uns aufmerksam wurden.
Okay, reiß dich zusammen. Davenport hatte mich für sowas ausgebildet. Ich schaffe das. Ich musste diese Menschen beschützen.
„Wie wäre es, wenn wir mit dem hier anfangen?"
Roman stand nun hinter David und packte ihn am Hals. Drehte seinen Arm dabei auf den Rücken.
„Du hättest einfach nur mitkommen müssen."
Ich spannte mich an und stellte mich in Stellung.
„Oh wie süß. Du willst kämpfen?", lachte er höhnisch.
„Weißt du, es hätte niemand verletzt werden müssen"
„Was wollt ihr von mir?", schrie ich ihn an.
Mein Blick schweifte immer wieder zu David, um zu sehen, ob es ihm soweit noch gut ging.
„Deine kleinen Freunde haben meinen Bruder. Du bist mein Schlüssel zu seiner Freilassung."
Das war es also. Allerdings würde das auch bedeuten, er brauchte mich lebendig. Damit konnte ich arbeiten.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie der Fremde auf mich zu kam. Augenblicklich drehte ich mich und kickte ihn von mir weg.
„Rider! Erledige das. Ich will so schnell es geht nach Hause."
Erneut kam der Fremde auf mich zu, von welchen ich nun auch den Namen wusste.
Er versuchte mich zu packen, doch ich schlug weiter um mich. Wendete alles an, was mir beigebracht wurde.
„Verdammt, was hab ich dir zum fair kämpfen gesagt."
„Ist ja gut", murrte Rider.
Er machte zwei Handbewegungen. Erneut tauchte Nebel auf, doch Roman und Rider waren noch immer hier. Meine Augen wurden größer, als ich realisierte, dass das wohl der Rest der Familie war. Sie waren alle hier.
„Lasst uns erst mal diesen Ballast loswerden."
Rider setzte seine Superkräfte ein und schleuderte Michael gegen einen Pfeiler. So sehr, dass es mir beim Zuschauen bereits schmerzen verursachte.
Nun war Romans Zug gekommen. Er setzte seine Blitze ein, gezielt auf die Decke. Diese begann zu beben.
Sie würden Michael umbringen.
So schnell ich konnte, rannte ich auf meinen Kollegen zu und schubste ihn zur Seite. Im selben Moment löste sich Ein Stück von der Decke und kam in hoher Geschwindigkeit auf mich zu.
Bevor ich Reagieren konnte, erwischte es meinen Unterkörper und zog mich mit sich mich auf den Boden. Einen schmerzerfüllten Aufschrei konnte ich mir nicht unterdrücken
„Du hättest es so einfach haben können, Juna."
Roman kam auf mich zu.
Alle Mitarbeiter standen weit entfernt da und schauten sich das Spektakel an.
Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Superkräfte sah man nicht jeden Tag.
„Aber du wolltest den harten Weg!"
Ich schaute mit Tränen in den Augen zu den Schurken.
„Lass uns noch etwas Spaß haben, bevor ich dich eintausche."
Seine Hände luden sich mit seinen Blitzen auf, die auf mich gerichtet waren.
Der Nebel lichtete sich. Um uns standen sechs weitere von seiner Familie.
Und ich war ihnen komplett ausgeliefert.
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Zwischen Bionic und Superkräften
FanficJuna ist neu in Centium City. Da sie von nun an im Daventower wohnt, lernt sie direkt auch ihre neuen Nachbarn kennen. Eine Bande junger Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Kaum hatte sie sich mit Kaz angefreundet, hatte sie es mit Superschurke...