Part 7

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Myra

Langsam kam ich wieder zu mir.
Ich drehte meinen Kopf leicht zur Seite.
"Myra?" Hörte ich Henrys hoffnungsvolle Stimme.
Ich öffnete meine Augen und blinzelte wegen der Helligkeit mehrmals.
"Gott sei Dank. Du bist wach."
Mein Bruder tauchte direkt vor meinem Gesicht vor.
"Was ist passiert?" Fragte ich und setzte mich leicht auf. Henry legte mir ein weiteres Kissen in den Rücken.
"Du warst am austrocknen weil du in letzter Zeit so wenig getrunken hast." Erklärte mein Bruder.
"Ich habe dir die gesamte Nacht immer wieder etwas zu trinken gegeben." Führte er weiter aus.
Ich lehnte mich zu ihm und umarmte ihn so fest wie möglich.

"Danke, für alles. Es tut mir leid, dass ich gestern meinte ich würde euch alle abgrundtief hassen. Ich könnte dich nie hassen." Flüsterte ich den Tränen nahe.
"Bitte fang nicht an mit weinen. Ich weiß das du es nicht so gemeint hast. Mir gegenüber zumindest nicht." Antwortete mein Bruder in der gleichen Lautstärke. Er drückte mich fest an sich und strich über meinen Rücken.
"Verrätst du mir jetzt, wie du auf dem Schiff gelandet bist?" Flüsterte er gegen meine Haare. Ich schluckte schwer.
Früher oder später müsste ich es ihm eh sagen.
Ich löste mich leicht und sah in seine Augen.

"Vater hat mich an die Piraten als Sklavin verkauft." Flüsterte ich.
Nun liefen die Tränen unaufhörlich meine Wangen herunter.
Es war das erste Mal, dass ich es laut ausgesprochen hatte. Es schmerzte mehr, als ich gedacht hatte.
Henry sah mich aus seinen großen grau blauen Augen an. Sein Mund klappte herunter.
"Er hat... WAS?!" Da war mein überfürsorglicher Bruder wieder.
"Das heißt wir werden dich nicht zurück bringen können." Fügte er schnell hinzu und fuhr durch seine Haare.

"Nein. Ich wollte es dir aber nicht vor der gesamten Mannschaft sagen." Sagte ich leise. Wie würde der Captain darauf reagieren?
"Ich muss es mit Will besprechen." Meinte Henry und gähnte laut.
"Wie wäre es wenn du erstmal schläfst und danach mit ihm sprichst?" Schlug ich vor. Henry sah mich nachdenklich an bevor er dann doch nickte.
"Du musst mir versprechen das du in der Zeit genügend trinkst und isst." Bat mich mein Bruder.
Ich nickte lächelnd und holte mir etwas zum Essen von seinem massiven Holzschreibtisch.
Als ich mich zurück zum Bett drehte, lag Henry im Bett und schnarchte schon vor sich hin.
Ich kicherte leise, setzte mich neben ihn und fing an mit Essen.

Es klopfte an der Tür. Henry schlief noch tief und fest.
"Herein." Sagte ich. Die Tür öffnete sich und William trat in das Zimmer. Er sah zu mir und danach zu Henry.
"Sei ihm nicht böse. Henry hatte sich die ganze Nacht um mich gekümmert." Entschuldigte ich meinen Bruder.
Williams Blick glitt wieder zu mir. Wieder zuckte sein einer Mundwinkel nach oben.

Ich bin zwar erst den dritten Tag hier aber ich habe ihn noch nie lächeln, grinsen oder lachen sehen. Es würde ihm sicherlich stehen.
"Ich wollte schauen wie es dir geht." Meinte William und kam mehr in den Raum. Ich wurde rot und sah auf meine Hände. 
"Mir geht es besser. Danke." Antwortete ich.
"Können wir uns kurz außerhalb unterhalten? Ich möchte Henry nicht wecken." Ich sah zu William und nickte. Ich stand vorsichtig aus dem Bett auf.
Sein Blick glitt musternd über mich.
Meine Wange erröteten mehr und ich sah an mir herunter.

Ich trug ein weißes Leinenhemd, darunter mein Mieder. Dazu trug ich eine knöchellange Hose, welche sich an meine Körperform schmiegte.
William räusperte sich.
"Dein Kleid war durchnässt. Henry musste dich umziehen." Mit diesen Worten verließ er die Kajüte.
Neben meiner Bettseite standen Stiefel.
Schnell schlüpfte ich in diese.
Sie passten perfekt.
Ich folgte William und schloss leise die Tür hinter mir. Ich sah mich kurz im dunklen Flur um.
William wartete gegenüber an einer Tür. Wir gingen in die Kajüte.
Dies schien seine zu sein. Sie war ähnlich aufgebaut wie Henrys.

"Ich wollte mich für mein Verhalten entschuldigen." Begann William.
Ich drehte mich zu ihm um.
"Welches meinst du denn genau?" Hakte ich mit hochgezogener Augenbraue nach.
"Ich hätte dich nicht bei einem drohenden Sturm anbinden lassen dürfen. Und vielleicht hätte ich dich fragen sollen, warum du meinem Crewmitglied einen Kinnhaken verpasst hast." Erklärte William.

"Ich habe genug negative Erfahrungen mit Männern gemacht. Ich hatte einfach Panik als er mir zu nahe kam." Flüsterte ich.
William musterte mein Gesicht genauestens. Wonach suchte er?
Nach einer Bestätigung das ich die Wahrheit sagte?
"Dann sollte ich dir wohl nie zu Nahe kommen." Ein leichtes schmunzeln zierte sein Gesicht. Dies machte ihn direkt attraktiver.
Was denke ich denn da?
"Es kommt drauf an weswegen du mir zu Nahe kommst." Erst nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, bemerkte ich die Zweideutigkeit in diesem. Meine Wangen nahmen nun sicherlich die Farbe einer Tomate an.
Würde er das nun als Einladung ansehen? Oh Gott.
William öffnete den Mund, schloss ihn dann aber schnell wieder.
Vielleicht war es auch besser so.

"Myra?" Hörte ich Henrys verschlafene Stimme rufen.
"Entschuldige." Sagte ich an William gewandt und öffnete die Tür.
"Ich bin hier." Sagte ich zu Henry.
Schnell drehte er sich zu mir und seufzte erleichtert. Ich spürte wie sich William nah hinter mich stellte.
Henry beäugte uns misstrauisch.
"Wir müssen reden." Sagten Henry und William gleichzeitig.
Ich zog die Augenbraue hoch und trat zur Seite.
"Dann werde ich euch nicht länger stören." Ich ging zurück in Henrys Kajüte. Dort nahm ich mir noch etwas zu essen und trank etwas.
Ich verblieb eine Weile dort.
Doch mein Körper verlangte nach frischer Luft.
Meine Beine machten sich selbstständig und trugen mich durch den Flur.

"Sie kann nicht mehr zurück William. Ich möchte nicht wissen was unser Vater dann mit ihr machen würde.
Er hatte noch nie davor zurück geschreckt sie zu schlagen." Hörte ich meinen Bruder sagen.
Neugierig blieb ich stehen.
"Du willst mir jetzt sagen, dass sie ein vollständiges Crewmitglied werden soll? Eine Frau soll Pirat werden?
Die ganzen Seemänner sagen nicht umsonst, dass Frauen auf einem Schiff Unglück bringen." Fuhr William ihn an.
Ich schluckte schwer.
Wut machte sich in mir breit. Ich stieß die angelehnte Tür auf. Beide Männer drehten sich zu mir.

"Ich werde eure kostbare Zeit nicht länger als notwendig vergeuden. Setzt mich einfach am nächsten Hafen ab. Ich komme schon irgendwie zurecht." Wütend und entschlossen sah ich William an.
"Myra. Er meinte das nicht so." Versuchte Henry mich umzustimmen.
"Wenn das dein Wunsch ist, bitte." Brummte William und brach unseren Blickkontakt ab.

Hoch erhobenen Hauptes ging ich an Deck, stellte mich an die Reling und blickte auf das ruhige Meer.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, wenn ich daran dachte bald alleine zu sein.
"LAND IN SICHT!" Brüllte John vom Ausguck herunter.
Ach herje, dass ging schneller als erwartet.

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