𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 21

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Dag lag schlaflos auf der Couch in Carlas Wohnung.

Es war schon spät und die Bewohnerin der Räumlichkeit lag bereits schlafend in ihrem Bett.

Er setzte sich auf, weil er tatsächlich keinen Schlaf fand. So einsam auf der Couch war für ihn gleichsam wie alleine in dem Hotelzimmer zu nächtigen.

Besonders wenn er wusste, wie nah jemand bei ihm war, wo er alles haben konnte, wonach er sich momentan sehnte.

Nur mit einer Boxershorts bekleidet, griff er nach seinem Handy und scrollte bei Instagram herum, ehe er dabei leichtfüßig in die Küche ging. Er holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank, das er auch direkt ansetzte.

Dag drehte sich um und sah zum Bett.

Carla schlief seelenruhig und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Er war froh, dass sie zugedeckt war und er nicht auf ihr Hinterteil schauen musste. Doch auch so zog sie ihn längst an.

Wie gern' er tatsächlich jetzt neben ihr liegen würde. Ihre Wärme genießen würde.

Er trank erneut und ließ seinen Blick auf sie gerichtet. Sie hatte von Anbeginn eine Anziehungskraft in ihm hervorgerufen, dem er schlecht widerstehen konnte. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er nur noch daran denken konnte, mit ihr etwas Ernstes zu beginnen.

Vorhin als sie gemeinsam einen Film angeschaut hatten, hatte er in einfachen Worten überwiegend nur auf sie geachtet statt auf die Flimmerkiste.

Sie strahlte aber auch regelrecht etwas aus, was er nicht beschreiben konnte.

Am liebsten hätte er gesagt, sie solle sich nahe zu ihm legen. Er hätte ihre Haut berührt. Seine Finger durch ihre Haare ... und sein Mund auf ihren süßen Lippen.

Gott. Der Drang war nun noch mehr da all das haben zu wollen.

Er wollte sie.

Er spürte das.

Vielleicht war es ja in der Tat ein Fehler hier zu schlafen. Sie lag da, so nah ... und doch so fern. All das, was er wollte, durfte er nicht. Es wäre nicht fair Isabelle gegenüber.

Ja, er hatte eine Affäre mit Carla gehabt und in dem Moment hatte er ebenso nicht großartig an Isabelles Gefühle gedacht. Aber da nun alles raus war, empfand er es als nicht richtig, ihr ... noch mehr Schmerz zuzufügen, weil er sich doch vielmehr nach der Frau sehnte, die ... er nicht haben ... sollte ... durfte ... konnte.

Sein Blick war weiterhin auf die Dunkelhaarige gerichtet.

Carlas Nähe war nicht nur angenehm, sondern in einfachen Worten berauschend. Mit ihr war er im Grunde glücklich und hatte er nicht selbst auch ein wenig Glück verdient, nach all dem Scheiß, den er ebenso mitgemacht hatte?!

Die erste Liebe vergisst man nie. Vielleicht hing er deshalb weiterhin so stark an der Vergangenheit?! Die zweite Liebe war Isabelle quasi auch. Oder nicht? Denn nach der primären jungen Liebe folgte die sekundäre reifere Liebe. Jedoch soll diese des Weiteren die Schmerzhafteste sein, wenn man all dem Glauben schenkte.

Dag wusste nun, was damit gemeint war. So viel Schmerz wollte er nie erleben. Er hatte dabei zugesehen, wie seine Ehe in Zeitlupenmanier gegen die Wand bretterte. Wie Isabelle ihm trotz all seiner Bemühungen durch die Finger geglitten war. Wie alles um ihn herum verdunkelte, und er schließlich komplett alleine war, bis ... ja, bis Carla in sein Leben trat.

Sein Blick war kontinuierlich auf die junge Frau in ihrem Bett gerichtet.

~ die dritte Liebe soll für immer bleiben ~

War sie vielleicht diese Liebe?

War er unter Umständen blind gewesen und hatte sich zu sehr an die Vergangenheit geklammert?

Er merkte ja, dass da etwas war und wie gerne er bei Carla sein wollte.

Dennoch blieben die Schuldgefühle.

Er hatte so viele Jahre mit Isabelle verbracht.

Warf man etwas wirklich so schnell weg? Oder hatten sie es beide schon vor längerer Zeit weggeworfen? Dessen ungeachtet hätte sie auch früher mehr an sich und ihre Psyche arbeiten müssen. Sie muss doch gemerkt haben, wie sehr sie ihn in schöner Regelmäßigkeit zu Boden gedrückt hatte mit ihrer kalten Art ihm gegenüber.

Carla regte sich eine Winzigkeit.

Sein Handy vibrierte fast zeitgleich und er nahm erst noch einen Schluck aus der Flasche, ehe er die Nachricht las.

- Ich freu mich schon, wenn du endlich hier bist. Dieses Mal sind wir auch ungestört. Vergiss den Wein nicht.😏🥵

Dag runzelte die Stirn. Da er nicht wusste, ob er die Mail von Isabelle richtig deutete.

- Was meinst du?

Tippte er zurück.

Die Haken wurden blau und er sah, wie sie schrieb.

- Sorry war nicht an dich. Hab mich im Chat vertan.

- Wen hast du denn gemeint?

Nur ein Haken war sichtbar. Dag ging in die Anrufliste und versuchte sie anzurufen, doch ihr Handy war aus.

Er überlegte, ob er sich bei Vincent melden sollte, aber verwarf diesen Gedanken sofort, denn die Mail war für ihn eindeutig.

Isabelle traf sich mit einem anderen.

Sie hatte abgeschlossen mit ihm. Für sie war es tatsächlich vorbei. Es gab kein Zurück mehr. Sie genoss ihr Leben ohne ihn. Während er sich Gedanken darüber machte, ob er sie verletzen könnte, war sie schon dabei ihr Leben ohne ihn in Angriff zu nehmen.

Die Vorstellung das Isabelle sich bereits nach etwas Neuem umsah, machte ihn wütend. Es war keine Eifersucht, die er verspürte. Lediglich die Auffassung das er in seinem Leben ihr zuliebe abgestoppt hatte.

Doch wieso sollte er weiter auf die Bremse treten?

War es nicht jetzt vielleicht mal an der Zeit, dass er glücklich wurde und an seinen Neubeginn dachte?

Und warum sollte es nicht die Frau sein, die ihn schon die ganze Zeit über glücklich gemacht hatte?

Er trank erneut, weil seine Kehle wahrlich trocken war, ließ sein Handy liegen und legte sich entschlossen und vorsichtig neben Carla hin. Schonungsvoll, damit er sie nicht weckte, platzierte er sich zur Seite. Ihm wurde sofort wärmer, obwohl sie ihn nicht mal berührte. Das Gefühl neben einer Person zu liegen, war für ihn schon ein weiterer Schritt in mehr Normalität.

Einfach nur neben ihr einschlafen und morgen mit ihr über seine Gedanken, was beide betraf, in Ruhe sprechen, war sein Plan. Mehr nicht.

Dag bemerkte jedoch, wie sie sich plötzlich rührte, dann verharrte und schließlich umdrehte. Sie sah ihn an. »Hast du dich verirrt?« , sprach sie flüsternd, als würde sich noch jemand schlafend hier aufhalten.

»Nein.« Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr, hob anschließend ihr Kinn an und küsste für einen Moment wie von selbst sanft ihre Lippen, die ihn nun umso mehr als nur angezogen hatten.

»Was tust du?« , fragte sie, aber wich im Gegensatz dazu nicht zurück.

»Ich wollt' dich heut' schon den ganzen Tag küssen.«

Sie lächelte dezent. »Sicher?« , hakte sie nach, während ihr Herz immens schlug. »Du weißt, ich will nicht mehr dein kleines ...«

Er nickte und unterbrach sie sofort. »Ich will uns eine Chance geben.« , sprach er es aus und es fühlte sich gut an. Keine Schuldgefühle, die ihn momentan plagten.

Ihr Lächeln blieb, als er sie ein wenig näher zu sich zog und einfühlsam küsste, während er dieses Mal auch seine Zunge mit einbezog, die fast schon in Zeitlupentakt mit ihrer harmonierte.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt