„Iri?“, rief eine mir bekannte Stimme durch den Raum, jedoch antwortete ich nicht. Diese Stimme, welche nach mir rief und mich suchte, war Winter und ich versuchte mich vor ihm, in der Bibliothek, zu verstecken. „Iri?!“ Erneut antwortete ich nicht und zog meine Beine gleichzeitig dichter zu mir. Ich saß versteckt hinter einem großen Bücherregal, in einer der hintersten Ecken. „Iri, jetzt komm endlich raus. Ich will wissen was passiert ist.“ Winter musste leicht lachen. „Also was passiert ist, dass kann ich mir denken, aber ich will Details.“ Ich musste ein Seufzen unterdrücken. Natürlich musste es so kommen. Vorhin hatte ich mich von Milo verabschieden müssen, welcher arbeiten musste, auch wenn er selber nicht so schien, als wollte er. Eine große Wahl hatte er jedoch nicht gehabt. Danach war ich also alleine unterwegs gewesen und hätte ich, bevor ich mich auf den Weg in die Bibliothek gemacht hatte, einen vernünftigen Blick in den Spiegel geworfen, dann wären mir auch die Male aufgefallen, welche gut sichtbar an meinem Hals waren. Milo hatte es extrem übertrieben. Und natürlich war ich, auf dem Weg hier her, Winter über den Weg gelaufen, welcher die Male sofort gesehen hatte. Er wollte sofort alles wissen, so war er in den letzten Wochen zu meinem besten Freund geworden und er mischte sich gerne in allerlei Dinge ein, welche mich betrafen. Jedoch war ich jetzt nicht wirklich scharf darauf, ihm genau zu erzählen, was zwischen mir und Milo vorgefallen war. „Aha!“ Ich zuckte stark zusammen und fuhr auf, als Winter plötzlich um eine Ecke trat und mich entdeckte. Sofort ergriff ich die Flucht, während mein bester Freund mir hinterher lief. Wir kamen an einem Tisch vorbei, ich zog einen Stuhl hervor und ließ ihn in Winters Richtung schlittern. Dies geschah so schnell, dass dieser nicht schnell genug reagieren konnte und halb in den Stuhl hinein lief. Dadurch wurde er ausgebremst und ich nutze die Gelegenheit und ergriff die endgültige Flucht. Schnell rannte ich aus der Bibliothek heraus und lief dann irgendwelche Gänge entlang. So langsam besaß ich eine sehr gute Orientierung, was dieses Haus betraf und konnte mich auch alleine zurecht finden. Winter war ich erst einmal los. Somit war ich nun wieder allein und ging die Gänge entlang. Schließlich kam ich in einen Gang, welcher mir bereits bekannt war. Am Ende dieses Ganges befand sich nämlich Milos Arbeitszimmer. Ich hielt inne, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Blick auf die Tür gerichtet. Ich stand nicht weit entfernt und es hätte mich nicht einmal eine halbe Minute gekostet, um anzuklopfen. Jedoch war ich mir unsicher. Seitdem Tag, an welchem ich hier aufgewacht war, war ich nicht mehr in seinem Arbeitszimmer gewesen. Ganze drei Wochen war dieser Tag mittlerweile bereits her und unweigerlich fragte ich mich, was in dieser Zeit alles in der Außenwelt geschehen war. Was trieben meine Eltern? Hatten sie mein Verschwinden überhaupt bemerkt und interessierte es sie überhaupt? Ich schüttelte den Kopf. Darüber wollte ich eigentlich gar nicht nachdenken, immerhin hasste ich diese beiden Menschen mehr als alles andere. Sollten sie doch verrecken gehen. „Ms. Adler?“ Ich fuhr aus meine Gedanken auf und drehte mich um. Hinter mir stand der Colonel, welcher mich etwas irritiert ansah. „Moran? Was machst du den hier?“ „Ich war auf dem Weg zum Boss.“ Er hielt kurz inne, sah mich abschätzend an, wobei sein Blick etwas zu lange an meinem Hals hängen blieb. Mir fielen die Male wieder ein und augenblicklich wollte ich die Flucht ergreifen. Mir war es irgendwie unangenehm, dass jeder diese so offensichtlich sehen konnte. „Nun, der Boss hatte mich beauftragt, um etwas zu erledigen. Ich bin diesem Auftrag nachgegangen und wollte nun Bericht erstatten. Und du? Wolltest du auch zu ihm?“ „Ich weiß nicht genau. Also irgendwie schon, aber ich... ich glaube besser nicht.“ Ich wandte mich bereits ab und wollte gehen, als der Colonel mir plötzlich eine Hand auf die Schulter legte und mich am gehen hinderte. „Ich bezweifel, dass der Boss sich darüber beschweren würde, wenn du zu ihm willst.“ Ich sah den Ex-Militär fragend an. Scheinbar deutete er meinen Blick richtig, denn er fing an sich er erklären: „Wie du weißt, war ich damals ebenfalls damit beauftragt, dich zu ihm zu bringen. Um ehrlich zu sein, hat mich dieser Auftrag mehr als verwirrt. Es ist nämlich so, dass ich bereits seit Jahren im Dienste der Familie Moriarty stehe. Ich war bereits ein Teil davon, als Milo die Führung gerade erst übernahm. Ich habe es bis Dato noch nicht erlebt gehabt, dass er an irgendwem großes Interesse hätte, geschweige den jemanden lieben würde, aber bei dir ist es anders.“ Ich antwortete den Colonel nicht, jedoch schien ihm die Verwunderung in meinen Augen nicht zu entgehen. Schließlich drückte ich die Hand des Anderen weg und nickte. „Gut.“ Wir beide gingen zur Tür und schließlich war es der Colonel, welcher anklopfte. Ein leises „herein“ drang nach draußen und der Colonel öffnete die Tür. Wir traten beide ein und sofort konnte ich Milo entdecken, welcher hinter seinem Schreibtisch saß, welcher fast direkt vor der Fensterfront stand. Er sah verwundert zu mir. „Irene?“ Er stand auf und kam zu uns, wobei ich ebenfalls los ging und ihm auf halben Weg entgegen kam. Kaum war ich bei ihm, ergriff er meine Hände und sah mich fragend an. „Was machst du hier? Ist etwas passiert?“ Milo sah zu Colonel Moran, welcher in der Nähe der Tür stehen geblieben war. „Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, dass ich meinen Auftrag erfüllt habe, Boss.“ Colonel Moran sah kurz zu mir, wobei ich seinen Blick erwiderte. Scheinbar wirkte ich etwas hilflos auf ihn. „Ms. Adler ist mir dann im Flur über den Weg gelaufen. Wir sind dann zusammen her gelaufen.“ „Verstehe, dann dürfen Sie jetzt gehen, Colonel.“ Der Ex-Militär nickte und verschwand danach aus dem Raum. Ich sah nun zu Milo auf, welcher noch immer meine Hände fest hielt und mich ebenfalls ansah. „Ich...“, meine Stimme versagte mir quasi augenblicklich den Dienst. „Ich wollte eigentlich nur zu dir. Einen speziellen Grund dafür gibt es nicht.“ Milo lachte auf. „Und ich dachte schon es wäre etwas passiert.“ Er grinste mich an und zog mich anschließend hinter sich her, während er zu seinem Schreibtisch zurück lief. „Du sag mal, Milo“, fing ich erneut an. „Ja, Mi Amore?“ „Die Male an meinem Hals. Sag doch nächstes Mal, dass man die so deutlich sieht.“ Milo lachte erneut. „Das ist auch deren Zweck. Schon vergessen?“ Milo sah zu mir und ich verstand sofort, was er damit sagen wollte. Ich seufze, wobei ich ebenfalls leicht lächeln musste. „Schon gut, soll halt jeder sehen wem ich gehöre. Dennoch... es gibt da unangenehme Gespräche vor denen ich davon laufen musste.“ Milo sah interessiert zu mir, während er sich auf seinen Stuhl setze und mich zu sich zog. Ich setze mich auf seinen Schoß und legte meine Arme um seinen Hals, während er seine um meine Hüfte legte. Wir saßen nun fast auf Augenhöhe, wobei ich ein wenig höher saß. „Unangenehme Gespräche?“ „Na ja, ist ja auch egal.“ „Definitiv nicht. Wovon genau sprichst du?“ Ich überlegte kurz, beschloss dann ihn zu ärgern und grinste nur feixend. „Verrate ich dir nicht.“ „Muss ich dich dazu etwa zwingen?“ Nun war Milo derjenige welcher grinste, während er sich nach vorne lehnte und anfing meinen Hals erneut zu küssen. Ich bekam eine Gänsehaut dabei und wollte aufstehen, jedoch ließ Milo das nicht zu. „Du gehst nirgendwo hin“, raunte er gegen meinen Hals. Plötzlich klopfte es an der Tür und ich zuckte zusammen. Milo seufze, löste sich von meinem Hals und ließ mich aufstehen. Ich stellte mich neben seinen Stuhl und sah gespannt zur Tür, während Milo die Person hereinbat. Als Winter dann in den Raum kam und mich entdeckte, grinste er mich wie blöd an. Und ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu grinsen. „Hier bist du.“ „Ich hatte gehofft, dass du mich nicht so schnell finden würdest.“ „Vergiss es, ich kenne dieses Anwesen auswendig.“ „Hab ich schon bemerkt.“ Milo sah zwischen uns hin und her. „Ihr beiden scheint euch ja immer besser zu verstehen.“ Winter und ich sahen beide zu ihm, blickten dann wieder einander an und mussten uns die größte Mühe geben nicht zu lachen.
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Mi Amore (Deranged Detectiv FF)
RomanceDie junge Irene Adler, eine Nachfahrin der Blutline Adler, lebt ein gewöhnliches Leben, als sich in einer Nacht plötzlich alles ändert. Sie wird von fremden Männern durch London gejagt und schließlich entführt. Aufwachen tut sie im Anwesen der legen...