Dags Koffer lag auf der Matratze des Hotelzimmerbettes. Ohne die Sachen zu falten, und fröhlich ein Liedchen trällernd, warf er seine Klamotten Stück für Stück hinein, als es an der Tür klopfte.
Mit gerunzelter Stirn, da er niemanden erwartete, ließ er alles liegen und öffnete diese.
»Hey.« , grinste Vincent ihn an und zog auch direkt an ihm vorbei ins Zimmer hinein.
»Was machst du hier?« , fragte Dag und trabte ihm hinterher. »Hab ich 'nen Termin vergessen?«
»Nein. Ich dachte halt einfach, wir könnten ein wenig Zeit miteinander verbringen. Du hast nie Zeit, wenn ich frage, also ... dachte ich, spontan geht besser.«
»Klar. Wir können jetzt gleich noch was machen. Aber ich muss vorher noch etwas erledigen.« Er warf weitere Sachen in den Koffer.
»Was machst du?« Vincent setzte sich aufs Bett, während er ihm mit gerunzelter Stirn dabei zusah.
»Ich packe.«
»Ja. Das sehe ich. Aber wieso? Gefällt es dir hier nicht?«
»Ich zieh' ... woanders hin.«
»Wohin? Also welches Hotel?« , hakte er nach.
»Kein Hotel.«
Vincent zog die Augenbrauen hinauf. »Warte ... was? Isabelle lässt dich wieder einziehen?« , fragte er und sprach auch direkt weiter. »Hey. Das ist doch gut. Ihr bekommt es bestimmt wieder hin, und ...«
»Isy? Nö.« , meinte er und warf die eingerollten Socken wie Basketbälle in den Koffer hinein.
»Du sagtest doch gerade, kein Hotel. Wo ... wohin ...?«
Dag sah ihn entschlossen an. Wozu sollte er es verheimlichen? Sie war schließlich kein Geheimnis mehr. »Zu meiner Freundin.«
»Zu deiner, was?«
»Meiner Freundin.«
»Du meinst, eine Freundin?!«
»Nein. Ich meine damit, meine Freundin.«
»Deine ...« Er schüttelte leicht konfus den Kopf. »Wann ... wann ist das denn passiert?«
»Gestern. Hab mich gestern dazu entschieden und jetzt ist es offiziell.«
Vincent traute sich gar nicht so Recht, nachzufragen. Tat es aber dann doch. »Carla?«
Dag nickte. »Natürlich Carla. Wer sonst?«
»Du hast dich entschieden?«
»Ja. Sagte ich doch.« Dag hörte wiederum auf mit packen und sah ihn an. »Diese Frau macht mich glücklich Vincent. Ich bin gerne bei ihr. Ich liebe den Sex mit ihr. Ich liebe die Gespräche mit ihr. Ich liebe ihre Anwesenheit. Einfach alles ist ... perfekt.«
»Du weißt, das nie immer alles perfekt ist.«
»Aber momentan ist es das.«
»Dag, ich will dir das nicht madig machen. Ich wollte damit nur sagen, dass es nirgendwo immer perfekt abläuft. Jede Beziehung geht Höhen und Tiefen miteinander durch.«
»Ich war lang genug im Tief.«
»Das weiß ich doch.«
»Du meintest mal zu mir, ich müsste Isy da heraushelfen, damit sie mir danach die Hand reichen kann. Aber soll ich dir was sagen ... du lagst falsch.« Dag begann im Übrigen die restlichen Teile einzupacken. »Isy hat sich schon viel früher als ich aus diesem Tief herausgeboxt. Ich hab's nur nicht gesehen. Vielleicht wollte ich es auch nicht sehen, aber ... sie hat mich dafür nicht benötigt.« Er betrachtete ihn nun wie gehabt. »Isy hat's allein' hinbekommen. Ich war derjenige, der Hilfe nötig hatte. Während ich still und leise weiter in diesem seelischen Tiefpunkt gesteckt habe, kam Carla. Sie hat mir die Hand gereicht und mich endlich wieder nach oben gezogen.«
Vincent sah ihn einige Sekunden in sich gekehrt an. »Okay. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht war es ja diese Carla, die dich aus diesem Loch befreit hat, aber das heißt noch lange nicht, das du deswegen deine Ehe aufs Spiel setzen solltest. Oder besser gesagt, deine Frau ...«
»Was? Meine Frau aufgeben sollte?« Dag knallte den Koffer zu. »Es war nur noch ein Kampf diese Liebe zu wahren. Ich hab' alleine gekämpft. Vollkommen alleine. Nur wenn beide weitermachen wollen, lohnt es sich. Aber ich stand solo da. Sie hat nichts getan und mich auch schneller entsorgt, als mir lieb war. All das hat nur niemand gesehen.«
»Doch natürlich.« , entgegnete Vincent. »Ich weiß selber, das du es ebenso nicht einfach hattest.«
»Es lohnt sich nicht, wenn ich meine Innere Kraft weiter in Isy und unsere Vergangenheit investiere. Denn genau das ist es. Sie ist vergangen. Manche Sachen lassen sich nicht reparieren. Sie hat mir genauso wehgetan. Ich weiß, dass ich sie verletzt habe, als ich Carla kennengelernt habe. Aber man sollte auch meine Sicht der Dinge verstehen.«
»Ich versteh' dich doch. Du hast jemanden benötigt und ... Isabelle ist, ... ihr habt viel durchgemacht.« , begann Vincent. »Vielleicht würde es trotzdem hilfreich sein, wenn ihr nochmal miteinander redet, Dag. Ihr seid schon so viele Jahre zusammen und ich weiß, dass dies kein belangloser Zeitvertreib war. Wenn man es gemeinsam schafft, die Krise anzuerkennen, ist man sich zusammen bewusst, dass man in einer kritischen Situation steckt und daran arbeiten muss.«
»Das ist keine Krise mehr. Es ist vorbei Vincent. Die Krise liegt bereits hinter uns.«
»Jede Beziehung hat Phasen, in denen es nicht rundläuft.« , sagte sein Freund, während er fortwährend sitzenblieb. »Katja ist für mich der Himmel und die Hölle zugleich. Bei uns kracht es auch oft. Wo Späne fliegen wird auch gehobelt.«
»Ich soll weiterhin den Kopf hinhalten? Der Hauptleidtragende sein?« Dag schüttelte den Kopf. »Nein. Ich war lange genug der Depp für alle. Ja Isabelle musste unseren Sohn tot auf die Welt bringen, aber ich habe an diesem Tag auch ein Kind verloren. Nicht nur sie. Das wurde nur irgendwie immer wieder unter den Teppich gekehrt. Warum? Weil ich der Mann bin? Ich darf keine Schwäche zeigen, muss immer stark sein?« Er wurde lauter und Vincent merkte, dass er all sein Gestautes nun freigab. »Sie durfte trauern. Tagtäglich. Nur ich musste die ganze Zeit den Sekundenkleber in jede Ritze füllen, um diese Beziehung zusammenzuhalten. Ich bin am Ende angekommen und wurde noch tiefer getreten. Man sollte es mir nicht vorwerfen, wenn ich endlich wieder Licht am Ende des Tunnels sehe.«
»Macht sie dich wirklich glücklich?« , fragte Vincent, nachdem er merkte, wie viel Wahrheit darin steckte, was sein bester Freund von sich gegeben hatte.
Jeder hatte sich immer einzig und allein, so oft wie es nur ging, nach Isabelle erkundigt. Er wurde weggestoßen, als wäre es nur ihr Kind gewesen. Selbst er hatte sich manchmal nur nach ihr orientiert, was aber daran lag, das Isabelle es offen der Welt zeigte, wie dreckig es ihr ging, während Dag dem Dasein ein Grinsen vorgeheuchelt hatte. Er musste seinen Schmerz ihr zuliebe verdrängen. Irgendwie konnte Vincent seinen besten Freund nun mehr verstehen. Auch wenn er bei allem anwesend gewesen war, hatte selbst er überwiegend nur Isabelles Seelenschmerz vernommen.
Dag nickte abermals. »Sie macht mich glücklich.«
»Dann gebe ich dir meinen Segen. Für mich ist es die Hauptsache, dass auch du glücklich bist.« , sprach er und stand auf. Er umarmte Dag. »Wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch.«
»Danke.« Dag umarmte ihn ebenso. »Kannst du mich kurz zu ihr fahren? Dann bring' ich meinen Koffer hin und anschließend können wir irgendwas machen.«
»Klar. Natürlich.«
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Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3
ФанфикAlternatives Ende für die Dag und Isy Story Zweite Chance?! Oder nicht? Dag versucht auf irgendeine Weise nach der Trennung von Isabelle, den für ihn richtigen Weg zu finden. Doch wie erkennt man, wer genau der passende Partner für einen wäre? Sollt...