Zweifel

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Angespannt saß ich auf der Bettkante in meinem Zimmer und starrte auf mein Handy. Es war 19.46 Uhr. Rafe hatte mir immer noch nicht geschrieben. >Er wollte mir doch den Standort schicken<, dachte ich gestresst. Er meinte die Party würde um 20 Uhr beginnen. >Warscheinlich geht er doch lieber mit irgendeinem hübschen Surfer-Mädchen hin und hat mich schon vergessen. Oh man, wie konnte ich nur so blöd sein?<

Ich ging zu meinem Ganzkörperspiegel, den ich mittlerweile in meinem Zimmer aufgehängt hatte und betrachtete mich von oben bis unten. >Bin ich ihm nicht hübsch genug?< Meine Haare waren gelockt und die forderen Strähnen wurden hinten mit einer kleinen Schmetterlingsklammer zusammen gehalten. Mein Makeup war heute ausnahmsweise mal alles andere als dezent, denn ich hatte einen Eyeliner gezogen, meine Wimpern tief schwarz getuscht und ein roten Lippgloss auf meine vollen Lippen aufgetragen. Meine leichte Akne deckte ich wie immer, so gut es ging, ab. Ich war oft sehr niedergeschlagen und unsicher wegen ihr, aber im Sommer wurde sie meist etwas besser. Dazu hatte ich etwas Rouge auf den Wangen und ein paar Sommersprossen. Die malte ich mir gerne auf, weil ich sie süß fand und selber kaum natürliche hatte. Mein Outfit hat mit Sicherheit am längsten gedauert, da ich mich bestimmt Zehnmal umgezogen habe. Letztenendes wurde es ein weißes, luftiges Strandkleid, dass meine Kurven vorteilhaft betonte. Nicht, dass ich groß welche hätte, ich war nämlich sehr schlank, eigentlich schon untergwichtig. Ich hatte trotzdem schöne kleine Brüste und liebte meine schmale Taille. An manchen Tagen hasste ich mein Aussehen, aber an anderen fand ich es ganz schön. Ich vermute so geht es vielen Mädchen, egal ob sie sich zu dünn oder zu dick finden. >Manchmal akzeptiert man es, liebt es sogar fast schon und dann braucht es nur einen falschen Blick oder Kommentar und das Selbstbewusstsein ist wieder zunichte gemacht< Immer wenn mir das passierte zog ich wochenlang nur Baggy-Klamotten an und versuchte meinen Körper so gut es ging zu verstecken. Heute war aber einer der Tage an denen ich mich pudelwohl mit meinem Aussehen fühlte. Ich schob meine Brille mit dem Zeigefinger nach oben, da sie manchmal etwas rutsche. Ich hasste es, dass ich eine Brille tragen musste, aber Kontaktlinsen hatte ich nie vertragen. >Wie blöd das doch alles ist. Es gibt so viel Schlimmeres in der Welt und wir machen uns wegen unserem Aussehen gegenseitig fertig. Aussehen ist doch eigentlich so unwichtig<

In diesen Moment klingelte plötzlich mein Handy. Freudig schaute ich auf den Display, doch es war nicht Rafe sondern Ayla. Ich freute mich jedoch auch über ihren Anruf sehr und erzählte ihr gleich von Rafe. ,,Du klingt ja so als hättest Du schon einen Crush auf ihn", schrie Ayla in den Hörer und bekam sich vor kichern nicht mehr ein. ,,Mensch, Ayla, ich kenn den doch gar nicht. Was redest du denn da, du Blöde", lachte ich. Ein bisschen hatte sie recht, aber das wollte ich mir selber nicht eingestehen. Das letzte was ich jetzt noch brauchen konnte waren Jungsprobleme. Ich wollte keine Beziehung, sondern nur ein paar gute Freundschaften knüpfen. Nach meinem Ex-Freund hatte ich genug von Beziehungen für den Rest meines Lebens. Nachdem Ayla und ich noch eine Stunde gequatscht hatten, verabschiedeten wir uns und ich legte auf. Dann warf ich endlich ein Blick auf mein Handy und sah erschrocken dass es schon 21.02 Uhr war und ich drei Nachrichten von Rafe hatte:

19.55 Uhr: Hi Letti
19.56 Uhr: Standort Party📍
20.48 Uhr: Leeti wo bisdu DEnn

>SCHEIßE< Er hatte mir sogar noch rechtzeitig geschrieben und ich habe es einfach nicht gemerkt, weil ich so in das Telefonat mit Ayla vertieft war. Ich musste beim Lesen der letzten Nachricht schmunzeln, da er eindeutig sternhagelvoll gewesen sein musste, als er sie verfasste.

Schnell sprühte ich mein Lieblingsparfum an meinen Hals und meine Handgelenke. Dann schnappte ich mir meine kleine Tasche und machte mich auf den Weg zu dem Standort, den Rafe mir geschickt hatte.

Ich spürte ein Kribbeln im Bauch und war voller Vorfreude IHN wiederzusehen. >Halt Stopp< Nein, nein, ich war voller Vorfreude neue Leute kennenzulernen und Freunde zu finden. >Mit Rafe hat das gar nichts zu tun<, redete ich mir ein. Ich lief die Straßen entlang und hörte nach 10 Minuten laute Musik in der Ferne. >Da muss es sein< Ich sah prüfenden auf den Standort auf meinem Handy. ,,Alles klar", murmelte ich und fasste meinen ganzen Mut zusammen und ging der Musik entgegen. Mein Herz pochte.

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Heyy, danke fürs Lesen! Das nächste Kapitel kommt schon bald!

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