𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 35

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Isabelle stieg mit Çan aus, während Ramona im Kreise fuhr, weil sie hier nicht in zweiter Reihe parken konnten und schon genug Leute vom Ordnungsamt an Ort und Stelle herumliefen.

»Du hättest dir auch freinehmen können für den Tag.« , meinte er, als sie zum Blumenladen gingen.

»Nein. Der Tag ist eh nichts Besonderes.«

»Ich meinte es nur gut. Ramona hatte mir davon erzählt, was du betrunken gemacht hast. Ich glaube, sie ist als gebranntes Kind kein guter Ansprechpartner für dich. Auch wenn es meine Freundin ist, aber ihre Wahrnehmung ist in der Hinsicht echt getrübt.«

»Ist schon okay. Sie hatte ja Recht. Dag hat mich gegen die andere ersetzt.«

»Ob man das ersetzt nennen kann, weiß ich nicht.« , sagte er und sprach auch direkt weiter. »Bisher weißt du ja auch nicht, ob es stimmt Isabelle. Du vermutest es nur, und ...«

»Lass gut sein.«

»Okay.« , sagte er und hielt die Türe des Blumenladens für sie auf, als jemand aus dem Laden trat und fast Isabelle anrempelte, nachdem diese zeitgleich rein wollte.

Erschrocken und darauf folgend wütend sah sie Dag an, der ein paar dunkelrote Black-Baccara-Rosen in der Hand hielt.

»Isy?!« , sagte er. »Ehm ... hey, wie ... geht es dir?«

Ihr Blick war auf die Blumen gerichtet. »Wow.« , sprach sie voller Abscheu. »Ich glaube, da habe ich die Antwort Çan.«

Dag war ein wenig irritiert über diese Aussage. Und noch mehr, das sie es nicht mal für nötig hielt zurückzugrüßen oder seine Frage zu beantworten. »Und dir Çan? Wie geht es dir?« , sagte er daraufhin, um wenigstens nicht dumm herumzustehen und auf eine weitere Reaktion von ihr zu warten.

»Gut. Gut. Und ... dir?« Er sah ebenfalls kurz auf den Strauß, auf den Isabelle naserümpfend starrte.

»Muss. Alles bestens.«

Çan stupste seine Kollegin an, die nichts sagte, woraufhin er das Wort ergriff, um keine Stille zu erzeugen. »Ehm ... wir ... wir sind ... geschäftlich hier, und ...«

»Ah okay.« Dag schenkte Isabelle irgendwie ein leichtes dezentes Lächeln, allerdings blieb ihre Mimik unverändert. Wieso ... das verstand er nicht. Sie datete doch jemanden. Im Grunde hatte sie diesbezüglich keine Ahnung, für wen er Rosen holte. Es sei denn, Nia hatte mit ihr gesprochen, aber so aufgewühlt wie sie gewesen war, bezweifelte er dies.

War sie deswegen sauer? Weil er ebenso weitermachte?

Nach dem Gespräch mit Carla, wo er ihr alles bis ins kleinste Detail erzählt hatte, von seiner Reise nach Paris und was Isabelle währenddessen geschehen war, so wie die Beerdigung seines Sohnes und jegliches was danach geschah, war auch sein Groll gegen seine Ex verflogen.

Denn nach all dem Schmerz wollte er nur noch Frieden haben. Besonders mit seiner Ex.

»Isy ...« Er richtete das Wort, trotz ihrer Mimik, wiederholt an sie. »... es wär' nett, wenn wir uns die Tage zusammensetzen könnten. Ich denke, es wäre angebracht, dass wir uns langsam aber sicher ... normal unterhalten können sollten, jetzt wo du auch ...«

»Normal?« , unterbrach sie ihn barsch. »Du stehst hier vor mir mit Blumen für eine andere Frau und sagst wir sollen normal miteinander umgehen?«

»Genau wie du, mach' ich halt weiter in meinem Leben.« , fand er als einzig richtige Antwort.

»Ja. Das konntest du ja schon immer gut. Einfach weitermachen, als wäre nie etwas geschehen.«

Das tat weh. Es schmerzte sogar sehr. Wie konnte sie immer noch davon ausgehen, er hätte nie gelitten oder Rios ewigen Schlaf je überwunden?

Dag sah kurz zu Çan und nickte ihm schwach zu, der selbst einfach nur mit großen Augen dastand und sich anscheinend wünschte, gerade nicht anwesend sein zu müssen. »Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.« , sagte er und ging besser, bevor es zusätzlich komplett eskalieren würde.

Isabelle verharrte in ihrer Position, während Çan ihm ebenfalls einen schönen Tag wünschte. Er wartete jedoch bis Dag die Straße entlang und weit entfernter war, als er seinen Mund wieder öffnete. »Fandest du dies jetzt ... angebracht?«

»Angebracht?« Ihr Kopf schnellte in seine Richtung. »Fandest du es etwa angebracht, dass er vor meinen Augen so eine Show abzieht?«

»Er wusste doch gar nicht, das du hier her kommen wolltest. Die Rosen hatte er ja bereits, als wir eingetroffen sind.« Er folgte Isabelle nun in den Laden hinein.

»Ja nimm ihn in Schutz.«

»Ich nehme ihn nicht in Schutz. Ich sage nur, wie es halt ... war.«

»Ach. Ja klar doch.« Sie schüttelte den Kopf und schnaubte verächtlich vor sich her. »Ich kann's nicht glauben. Er hat ihr Rosen geholt. Die Schlampe, mit der er rumgehurt hat, bekommt jetzt als Dank Rosen von ihm.«

»Isabelle, beruhig' dich mal. Du weißt nicht, für wen er die Blumen besorgt hat.«

»Ja das würde ich sogar witzig finden. Wenn er neben ihr noch eine hätte. Sie betrügt. Oder warte ...« Sie lachte seltsam auf, so das Çan obendrein einen Schritt zurückging, weil er nicht wusste, ob jeden Moment irgendwas in seine Richtung fliegen würde, da es ihm ehrlich gesagt zu wirr erschien. »... vielleicht hat er jetzt einen ganzen Harem?! Deswegen so viele Rosen. Für jede Schlampe eine.«

»Du steigerst dich jetzt einfach nur in etwas rein.« , sprach er beruhigend auf sie ein. »Er hat Recht, das ihr euch am besten mal zusammensetzt. Dann weißt du auch, was genau ... los ist, und wie ihr beide am effizientesten ...«

»Aber sicher doch. Am besten lade ich sie auch noch ein.« , gab sie fast schon wie bei einem Theaterspiel von sich.

Çan lächelte die Verkäuferin an, die zu ihnen sah. »Das habe ich nicht gesagt.« , sprach er leiser zu Isabelle, weil ihm die ganze Sache schon recht peinlich war. »Dag kam mir eigentlich sehr entgegenkommend vor.«

»Entgegenkommend? Das findest du entgegenkommend?« , schrie sie ihn hingegen an.

»Ja das ist meine Meinung. Du wolltest die ganze Zeit keine Aussprache mit ihm. Er hat dir angeboten, eine gemeinsame Therapie mit dir machen zu wollen. Und jetzt bist du sauer, weil er ...«

»Willst du mich verarschen? Er ist mit ihr in die Kiste gesprungen. Jetzt ist sie seine kleine Freundin. Das zeigt ja wohl genau aus, das keine Therapie der Welt je daran etwas hätte ändern können.«

»Ja vielleicht war es auch schon zu spät, aber der Wille von ihm war da gewesen. Zählt das denn nicht?«

»Ich war gewillt, alles zu geben. Ich habe das Zimmer umgemodelt. Ich ...«

»Und er hat nichts getan?« , unterbrach er sie.

»Doch. Er hat mich betrogen.« Mit den Worten stampfte sie nach draußen und ließ Çan alleine zurück.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt