𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 39

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Nia hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Robin belogen hatte.

Sie holte ihr Handy raus, doch er hatte sich nicht bei ihr gemeldet. Am liebsten wäre sie jetzt mit ihm zu Hause gewesen und hätte irgendeinen Film geguckt und sich an ihn gekuschelt.

Stattdessen stand sie hier im Club in einer Ecke und zupfte an dem viel zu kurzen weißen Kleid herum, mit dem sie halbwegs bekleidet war. Denn es bedeckte nicht viel und war außerdem, wegen des Lichts, auch noch fast durchsichtig, weshalb sie sich umso mehr versteckt hielt.

Kimmy hatte es ausgewählt, weil sie meinte, das Jenaro es ja nie mochte, wenn Nia zu viel Haut gezeigt hatte. Dazu trug sie des Weiteren einen Push-Up BH darunter, der so dick war, dass sie nicht mal in der Lage war, ihre Brust auch nur ansatzweise zu spüren, als sie mit ihren Fingern dagegen stupste.

Zudem schmerzten ihre Füße in diesen Absatzschuhen, auf denen sie kaum laufen konnte.

Sie bereute es, überhaupt mitgegangen zu sein ... dabei war ihr Jenaro vollkommen egal ... der nicht mal hier zu sein schien.

Mit verschränkten Armen ging sie noch ein Schritt zurück, als ein betrunkener Junge zu ihr kam. Er war heut nicht der Erste, der sie lallend anbaggerte.

»Nein. Ich habe einen Freund.« , sagte sie, auf sein Genuscheltes.

Der Typ packte ihr Handgelenk, was sie sofort mit Ruck wieder befreite. »Ey, komm doch tansssen.« , meinte er und spuckte sie fast dabei an.

Angewidert stolperte Nia rückwärts gegen die Wand und knickte auch noch mit ihrem Fuß um. »Autsch.« , sagte sie und hielt sich automatisch an der Schulter des Typen fest, der das als Einladung ansah, sie weiter an das Mauerwerk zu drücken.

»Du bis' voll gei-...« Nia schubste ihn weg von sich, ehe er zu Ende sprechen konnte.

»Fass mich nicht an, okay.«

»Komm doch he-...« Er wurde mit Ruck an der Schulter weggezogen und Nia sah erschrocken in das wütende Gesicht ihres Vaters.

»Verpiss dich.« , sagte er zu ihm und nahm Nia an die Hand. »Nach Hause. Los.«

»Ja.« , gab sie kleinlaut von sich und nickte.

Sie sah Vincent mit dieser Carla nicht weit entfernt stehen und watschelte darüber hinaus ihrem Vater hinterher. »Wir können.« , sagte er zu seinem besten Freund.

Carla lächelte ihr zu und Nia hob ein wenig die Mundwinkel an. Dag ließ sie los und ging mit Vincent voran.

Nia war klar, dass sie noch Ärger bekommen würde. Sie zog deshalb während des Gehens weiter an dem Kleid herum, bis sie endlich an der Garderobe ihre Jacke wiederbekam.

Draußen angekommen blieb er auch direkt stehen und drehte sich um. »Was ist in dich gefahren?«

»Es tut mir leid. Ich wollte eigentlich nicht ...«

»Ja. So siehst du auch aus.« , meckerte er. »Weißt du, dass man schon von Weitem deine Unterwäsche sieht?«

»Es tut mir leid.« , wiederholte sie.

»Denkst du nicht, deine Mutter und ich haben derzeit andere Dinge im Kopf, als uns zusätzlich darüber noch zu streiten.« , meckerte er. »Denkst du kein bisschen nach?«

Nia sah zu Boden.

»Sie blockieren den Eingang.« , meinte einer der Türsteher unfreundlich zu Dag.

»Ja. Ich blockiere dir gleich auch etwas.«

Vincent zog an Dag und entschuldigte sich bei dem Personal des Clubs. »Wir gehen jetzt.«

Beide gingen wie gehabt voran, während Carla neben Nia lief. »Er meint das nicht böse.« , brachte diese plötzlich zum Ausdruck. »Er hat sich direkt große Sorgen gemacht.«

»Jaja.« Nia sah sie nicht an, sondern blickte stur geradeaus. Dass er sie mitgebracht hatte, fand sie nicht gerade prickelnd. »Wo ist Robin?« , fragte sie Vincent.

»Der ist im Auto.«

»Kann ich mit zu euch?«

Dag blieb stehen, drehte sich um und sah Nia schlecht gelaunt an. »Ach bist du der Meinung, du kannst jetzt allem entfliehen?«

»Nein. Aber ich wollt' halt bei Robin sein.«

»Hättest du dir vorher überlegen sollen statt in so einem Dress nachts durch die Straßen Berlins zu wandern. Du bist noch gar nicht alt genug, um ...«

»Ich will nicht wissen, was du in meinem Alter gemacht hast.«

»Willst du jetzt Vergleiche ziehen Nia?«

»Nein.« Sie wurde leiser, weil der Ton ihres Vaters lauter wurde und er nun auch mit erhobenem Finger auf sie zu kam.

»Wir bringen dich jetzt nach Hause. Und da werde ich mit deiner Mutter reden.«

»Ich wollte aber ...«

»Du hast momentan gar nichts zu wollen.« , sagte er. »Ja, ich war auch mal jung und hab Scheiße gebaut. Und vielleicht ist es deswegen, dass ich in deiner Hinsicht manchmal überreagiere, aber du läufst mir bestimmt nicht nachts alleine durch die Straßen, während du mit einem durchsichtigen Fetzen bekleidet bist.«

»Ich wollt das gar nicht anzieh'n.«

»Komm. Hör auf mit deinen, du wolltest dies nicht, und das nicht. Du warst hier Nia. Es hat dir niemand eine Pistole vor die Brust gehalten und dich dazu gezwungen.« , sagte er.

Sie wollte noch etwas sagen, aber sah erleichtert, wie Robin aus dem Auto stieg. Bis ...

»Woher wusstest du, wo ich bin?« , fragte sie ihren Vater.

»Das steht hier nicht zur Debatte.«

»Doch von irgendwoher musst du es ja wissen.« Ihr Blick fiel abermals zu ihrem Freund, dessen Mimik mehr als nur schuldvoll schien. »Du hast mich verraten.« Mit großen Augen blinzelte sie ihn an. »Du hast mitbekommen, das ich weggeh'.«

»Nia, ich ...« , begann er und kam näher.

»Nein. Du bist so ein Arschloch Robin. Du hast alles gehört, nicht wahr?!«

»Ich hab's zufällig ... aber ... Nia, ich wollt' nicht, das du Ärger bekommst, oder so. Ich ...«

»Hast du ja toll hinbekommen.« Wütend stampfte sie an ihm vorbei und stieg hinten auf die Rückbank ein.

»Nia, es tut mir doch ...«

»Lass mich in Ruhe.« , sagte sie, als Robin einstieg.

Carla wollte ebenso wieder hinten einsteigen, aber Dag hielt sie fest. »Steig vorne ein. Ich geh' auf den Rücksitz.«

Sie nickte und stieg neben Vincent ein, der auch sofort, kurz nachdem alle eingestiegen waren, losfuhr.

»Nia, lass mich doch bitte ...«

»Sprich mich nicht an.« , fiel sie Robin barsch ins Wort hinein. »Ich hasse dich.«

»Hey, es reicht jetzt.« , ermahnte Vincent sie.

»Du bist nicht mein Vater.« , gab sie beleidigt und wütend von sich.

»Hey.« , erklang nun wieder Dags laute Stimme. »Ich will jetzt kein'n Ton mehr hören.«

Nias Unterlippe zitterte, eh sie weiter starr aus dem Fenster sah und begann zu weinen, wobei sie aus dem Augenwinkel mitbekam, wie ihr Vater mehr nach vorne rutschte und Carlas Hand in seine nahm.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt