Kapitel 116

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Der nächste Morgen begrüßte mich mit Übelkeit. Da hatte ich keine Zeit richtig wach zu werden, denn das Badezimmer rief nach mir. Der Drang mich zu übergeben war sofort da. Ich zögerte keine Sekunde aufzustehen, was mein Kreislauf mir nicht dankte. Ich hatte mit leichten Schwindel zu kämpfen, aber den ignorierte ich, bevor ich noch das Zimmer vollkotzte.

Den Raum nahm ich kaum wahr, nur den Arm, welcher plötzlich um mich gelegt wurde. Mein Mate spielte meine Stütze und begleitete mich ins Badezimmer. Er sagte kein Wort, weil er vermutlich ahnte wo das Problem lag, eher spürte er es. Ich selbst hielt sprechen für eine schlechte Idee, weshalb ich still blieb.

Die Kloschlüssel war mir zu fern, also musste das Waschbecken den Inhalt meines leeren Magens ertragen.

Tyrone streichelte mir über den Rücken und ich gab mein Bestes nicht zu sterben. Sich zu übergeben war einfach nur widerlich.

Das abartige Zeug hochzuwürgen löste einen Brennen in der Kehle aus. Und der Geschmack im Mund ließ einen erst recht erbrechen.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis es nachließ. Ich spülte meinen Mund aus und gurgelte Wasser. Irgendwie musste man den Geschmack wieder los werden.

Tyrone blieb die ganze Zeit neben mir und seinen Blick spürte ich auf mir. Die Glucke machte sich sicher zehntausend Sorgen.

Als ich mich einigermaßen erholt hatte, putzte ich meine Zähne. Nicht mal da gönnte er mir Ruhe und hatte ein Adlerauge auf mich. Dabei ging es mir nun besser.

Ich mag mir die Seele aus dem Leib gekotzt haben, allerdings ging es mir danach sofort besser.

Als ich damit fertig war, sah ich zu Tyrone hinüber und dieser Gesichtsausdruck sprach Bände. Vermutlich stand er kurz davor einen Arzt zu kontaktieren. Obwohl ihm bewusst sein dürfte, dass das in einer Schwangerschaft ganz normal war.

Nach einem Räuspern sagte ich: "Danke für deinen Beistand." Er zog mich in seine Arme und ich lehnte mich an ihn. "Du bedankst dich niemals dafür. Mein Beistand ist selbstverständlich." Bei diesen Worten könnte ich direkt zu heulen anfangen. Die Hormone machten mich wahnsinnig.

Nach der Aktion war ich schon wieder vollkommen erledigt. Am liebsten hätte ich mich ins Bett gelegt. Aber der Gedanke an meine Familie hielt mich davon ab. Ich musste die Zeit mit ihnen nutzen. Wer weiß wann wir uns danach wiedersehen würden.

Eine Weile blieben wir schweigend in der Umarmung. Es war eine kleine Form der Erholung.

Schließlich flüsterte Tyrone: "Gib mir bitte immer Bescheid, wenn es dir schlecht geht. Auch wenn ich arbeite, bitte melde dich." Mit meinen Armen um ihn drückte ich leicht zu und antwortete: "Ja, versprochen. Trotzdem muss ich anmerken, dass das vollkommen normal ist. Fast jede Frau hat mit Übelkeiten in der Schwangerschaft zu kämpfen."

"Ich will aber für dich da sein. Das sind unsere Babys und du bist meine Mate. Wir stehen alles gemeinsam durch." Meine Antwort blieb ein Schniefen, zu allem anderen war ich unfähig. Das musste ihm ausreichen.

Tyrone fing an mir über den Rücken zu streicheln, was mich keineswegs beruhigte. Da musste ich mich zusammenreißen, um zu keinem Wasserfall zu mutieren. Dass die Nähe einer geliebten Person nur stets das Gegenteil auslöste. Denn eigentlich sollte das Trost spenden und mich beruhigen.

Ich holte tief Luft, weshalb ich den herrlichen Geruch meines Mates wahrnahm. Nebenbei versuchte ich mich zu erden und Tyrone blieb still. Das war zu meinem Vorteil, denn bei weiteren netten Worten, wäre der Damm endgültig gebrochen.

Nach einem weiteren tiefen Atemzug löste ich mich von ihm. So schön es mit ihm war, allerdings behielt ich meine Familie im Hinterkopf. Es wurde Zeit nach unten zu gehen.

Gut, zuerst sollte ich duschen gehen. Danach würde ich mich sicherlich besser fühlen.

~~~

Als ich mich für den Tag vorbereitet hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten. Ich konnte es kaum erwarten meine Familie wiederzusehen. Ein Lächeln fand da wie von alleine auf meine Lippen.

Ich hörte bereits Stimmen und zwar vom hinteren Teil des Hauses. Also dürften sie in der Küche sein, somit wurde das zu meinem Ziel.

Meine Mum unterhielt sich gerade mit Tyrone. Das überraschte mich, denn ich hatte eher erwartet, dass er arbeiten würde. Scheinbar konnte er sich ein bisschen Zeit nehmen. Dabei wäre ihm absolut niemand böse, wenn er zu tun hätte.

Mit guter Laune betrat ich den Raum und Tyrones Blick lag sofort auf mir. Meine Mum stand mit dem Rücken zu mir und drehte sich nun um. "Guten Morgen, Liebes." Ihr warmes Lächeln wurde von mir erwidert, genauso wie ihre Begrüßung. Sie breitete ihre Arme aus, weshalb ich auf sie zuging. Eine Umarmung würde ich sicherlich nicht ablehnen.

Bei ihr angekommen, zog sie mich an sich und drückte mich leicht. Meine Mum schien Bedacht darauf zu sein vorsichtig mit mir umzugehen. Die Worte meines Mates nahmen bestimmt alle ernst, bevor er durchdrehte.

Wir lösten uns voneinander und Tyrone erklärte: "Ich habe dir Frühstück gemacht. Sofern dein Magen es zulässt etwas zu essen." Da die Übelkeit verflogen war, konnte man sich sicher sein, dass ich Hunger hatte. Man sah es wohl meinem Gesicht an, denn meine Mum schob mich schon zum Küchenausgang. "Lass uns ins Esszimmer gehen, dann kannst du in Ruhe frühstücken."

"Gerne."

Ich setzte mich von selbst in Bewegung und Tyrone konnte ich hinter uns hören. Genau deshalb sprach ich ihm einen Dank über die Schulter aus. Es war nämlich lieb von ihm, dass er mir etwas zu essen gemacht hatte.

Im Esszimmer angelangt, traf ich auf Tony und meinen Dad. Sie grüßten mich freudig, was mich breit lächeln ließ. Wenn alle drei hier waren, fühlte es sich ein bisschen wie früher an. Dennoch auch vollkommen anders. Die ganze Situation war schwer zu beschreiben.

Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber von Tony und meine Mum nahm neben mir Platz. Obwohl Tyrone einen Teller vor mir abstellte, nahm meine Mum meine Hand, womit sie mich vom essen abhielt. Fragend wanderte mein Blick zu ihr. Ganz leise sagte sie: "Es tut mir leid, aber ich hab dich so vermisst." Ohne lange zu zögern, umarmte ich sie seitlich und tätschelte ihr den Rücken. "Ich dich auch, Mum. Aber jetzt seid ihr hier und wir können Zeit miteinander verbringen." Ich spürte sie nicken, vermutlich traute sie ihrer Stimme nicht mehr.

Um die Stimmung zu halten, warf Tony ein: "Mum, du solltest Aurela frühstücken lassen. Tyrone sieht aus als hätte er den Stress seines Lebens." Mit einem leichten Lachen löste ich mich von meiner Mum und Tyrone antwortete: "Aurelas Körper vollbringt ein Wunder. Sie sollte etwas essen um bei Kräften zu bleiben." Da er auf meiner anderen Seite saß, konnte ich ihm eine Hand auf den Oberarm legen. "Es ist alles in Ordnung. Du musst keinen Stress haben." Die Skepsis konnte man ihm ablesen, dabei konnte man nicht so schnell verhungern, wovon er scheinbar ausging.

Um seine Nerven zu beruhigen, widmete ich mich dem Essen. Meine Mum meinte nebenbei: "Wir könnten nachher spazieren gehen. Die frische Luft wird dir gut tun und wir können quatschen. Ich will dich nämlich auch mal für mich alleine haben."

"Gerne, das klingt wundervoll."

Mein Dad warf ein: "Tony und ich wollen aber auch noch Zeit mit Aurela verbringen." Ein breites Lächeln war ihm damit gesichert und ich drehte mich ihm zu. "Natürlich, darauf freue ich mich."

Jede Minute, die sie hier waren würde ich nutzen. Ausruhen konnte ich mich nämlich später. Da musste ich sie Momente mit meiner Familie dankend annehmen.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt