Kapitel 88

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--- Haru ---

„Aber du hast gezögert." Diese Worte waren für Haru, wie Vergebung. Als hätte er jetzt genug für seine Tat gebüßt. Als brauchte er nicht ganz so viel Scham empfinden. Seine Augen wurden riesig und er musste sie sehen. Sehen ob sie log. Doch als er aufblickte, lag dort ehrliche Entschlossenheit auf ihrem Gesicht. Spielte sie es, wie Souta es gespielt hatte? Er zweifelte genauso wie er hoffte. Er konnte seine Augen nicht von ihr lösen, bis sich die Tür öffnete. Ihre Teamleiterin betrat den Raum. Sie sah nicht wütend aus, aber ernst. „Haru. Es reicht. Der Arzt ist hier. Er will nach Yuki sehen." Haru wirbelte herum. Nein. Er brauchte noch einen Moment mit ihr. Er musste erfahren, ob sie diese Worte ernst gemeint hatte. Doch da trat Reika zur Seite und der Arzt drängte sich an ihr vorbei. „Bitte rausgehen. Ich muss mich konzentrieren." Bat er Haru. Reika würde ihre Schülerin nicht unbewacht einem Arzt aus Kiri überlassen. Er wollte nicht, doch auch sein Großvater stand vor der Tür. „Haru. Komm. Es wird Zeit zu gehen." Jahrelang hatte das Mitleid in den Augen seines Großvaters Harus Wut genährt, jetzt, wirkte es wie Trost und wie Gift zugleich. Er senkte den Kopf, ehe er nickte und die Fäuste ballte. „Ich komme." Dann endlich setzte er sich in Bewegung. Er hatte gerade die Tür erreicht und war hindurch, als er die Worte des Arztes hörte. „Sie muss sich schonen. Ihr Atem ist noch immer flach. Der Rippenbruch bereitet ihr Schmerzen. Ich werde ihr ein Schmerzmittel spritzen." Dann flog die Tür zu und Haru stand auf dem Flur. Kein Wort war im Inneren mehr zu hören. Stattdessen starrten ihn jetzt Yukis Teamkollegen und sein Großvater an. Die Orangehaarige funkelte ihn ablehnend an und der Lilahaarige betrachtete ihn misstrauisch. Ein Teil in Haru wollte sie angehen und sie zurecht weisen. Was glaubten sie, wie sie ihn ansahen. Doch kaum das er das dachte, hörte er ihre Worte. >Aber du hast gezögert.< Er stoppte noch bevor er die erste Bewegung gemacht hatte. Sie hatte Schmerzen und sich trotzdem seine Geschichte angehört, getan als spürte sie nichts. Hatte sie auch ihre Freundlichkeit ihm gegenüber gespielt, wenn sie fähig war sich Schmerzen nicht anmerken zu lassen? Er glaubte es nicht. Er glaubte ihr. Sie hatte diese Worte ehrlich gesagt und gemeint. „Ich hab ihr nichts getan. Schaut nicht so. Wir haben nur geredet." Er funkelte sie kurz genervt an, dann drehte er sich einfach von ihnen weg. „Gehn wir." Brummte er seinem Großvater zu. Dieser verneigte sich ein letztes Mal vor Yukis Team. „Ich danke euch für diese Chance." Dann kam er Haru hinterher geeilt. Er dankte ihnen. Es wäre Harus Aufgabe gewesen. Immer wieder nahm Yuuto ihn in Schutz. Haru hatte es gehasst. Gedacht auf sich selbst acht geben zu können. Doch wollte Yuuto ihn wirklich nur bevormunden oder hatte er versucht das zu tun, was Yukis Vater für sie getan hatte. Hatte er gehofft Haru von seinem Weg abzubringen? Die Einbahnstraße zu verlassen. Die Sonne zu sehen. Yuuto fragte ihn nicht, wie das Gespräch gelaufen war. Sie liefen einfach still nebeneinander her. Als sie jetzt aus dem Krankenhaus traten, war dort noch immer diese nebelfreie Nacht. Der Mond, der zuvor ins Zimmer geschienen hatte, erhellte ihnen jetzt die Straßen. Kaum jemand war unterwegs. Sie waren fast alleine. Irritiert blieb Haru stehen und blickte zum Mond hoch, als sähe er das silberne Licht das erste Mal. Auch Yuuto stoppte, doch noch immer sagte er nichts, als wollte er den Frieden zwischen ihnen nicht zerstören. Wartete, ob Haru von sich aus sprach. Dieser sah noch immer zum Mond, als ihm etwas bewusst wurde. „Mondlicht ist auch nichts anderes als Sonnenlicht, das die Stadt erhellt. Ich habe lange keinen Mond mehr gesehen." Eine leichte Brise ging und spielte mit den Enden seines Schals, als auch Yuuto zum Mond hoch blickte. „Manchmal fängt alles mit dem Mond an und wird irgendwann zu einem schönen hellen Tag." >Aber du hast gezögert.< Wieder waren dort diese Worte. Ihre Worte. >Wäre es denn so falsch, es wenigstens zu versuchen? Vielleicht kann man nicht jeden Tag genießen, aber wenigstens hier und dort einen Moment. Ist das nicht schon besser, als es gar nicht zu tun?< Genoss er diesen Moment? Den Moment mit ihr und jetzt mit seinem Großvater. Den Mond anzusehen, als sähe er ihn nach einer langen, mondlosen Nacht endlich wieder. Wie lang schon war er durch Dunkelheit gelaufen? Wenn es diesen Augenblick unter dem Mond gab, gab es dann auch diese Sonne, von der sie geredet hatte? Die sie ihm wünschte. >Weil ihr es verdient habt.< Dann passierte etwas, das so lange nicht passiert war. Ein Lächeln verirrte sich auf sein Gesicht. Ein ehrliches, sanftes. Fast unscheinbar. Er bemerkte es nicht einmal. Bemerkte nicht, wie sein Großvater ihn zu Tränen gerührt beobachtete. „Sie war anders, als ich dachte." Gestand Haru plötzlich und Yuuto wartete noch immer an seiner Seite. „Wie war sie denn?" Fragte er liebevoll. Wie war sie und wie hatte er gedacht, das sie sein würde. Während den Kämpfen dachte er, sie wäre überheblich. Doch das war sie nicht. Sie war gut, weil sie hart trainierte. Täte sie das nicht, hätte sie diese Schmerzen heute nicht so einfach überspielen können. Sie als überheblich und arrogant hinzustellen, hatte ihm geholfen, sich seinen Angriff auf sie zu rechtfertigen. Sie hätte es verdient, das man ihr ihre Schwäche aufzeigte. Es war ein bequeme Ausrede gewesen. Wie war sie also wirklich? Haru schwieg lange, bis ihm nur eine Antwort einfiel. „Sie weckt den Wunsch in einem die Sonne zu suchen." Anders, konnte er sie einfach nicht beschreiben, doch Yuuto verstand. „Das klingt nach einer guten Person." Bemerkte dieser und Haru nickte. „Ja, irgendwie schon."


Falling Snow - An eurer Seite || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt